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Porsche ist Mythos und Männertraum

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Vor 75 Jahren wurde der erste Sportwagen von Porsche vorgestellt, der 356 Nr.1 Roadster. Seitdem ist die Marke aus dem VW-Konzern stetig gewachsen. Verbindungen zu Audi und ins Werk Neckarsulm bestehen ebenfalls.

Keimzelle der heutigen VW-Tochter: Ferry (links) und Vater Ferdinand Porsche an der Seite eines Porsche 356. Vor 75 Jahren war der 356 der erste Porsche Sportwagen.
Keimzelle der heutigen VW-Tochter: Ferry (links) und Vater Ferdinand Porsche an der Seite eines Porsche 356. Vor 75 Jahren war der 356 der erste Porsche Sportwagen.  Foto: Porsche

Um den Kult um die Marke zu verstehen, reicht ein berühmtes Zitat von Ferdinand Porsche: "Wir bauen Autos, die keiner braucht, aber die jeder haben will." Porsche ist Mythos. Porsche versprüht Magie. Porsche ist Männertraum. Spätestens als US-Schauspieler James Dean 1955 einen 550 Spyder kaufte, mit dem er tragischerweise verunglückte. Ferry Porsche hatte einst von einem Sportwagen geträumt, den es noch nicht gab. Also hat ihn der Konstrukteur selbst gebaut.

Geburtsstunde der Marke

Vor 75 Jahren erhielt der 356 Nr. 1 Roadster seine Betriebserlaubnis - der erste Wagen, der den Namen Porsche trug. Die Geburtsstunde der Marke. Zwar hatte Ferdinand Porsche schon vorher Fahrzeuge entwickelt und konstruiert. Erst sein Sohn Ferry aber brachte den 356 auf den Markt und hob damit Porsche aus der Taufe. Zahlreiche Modelle folgten, bis heute steht das Unternehmen vor allem für den Sportwagenklassiker 911.

Erst Sanierungsfall, dann Ertragsperle

Selbstverständlich ist die Erfolgsgeschichte im Rückblick aber nicht. Als im Jahr 1992 Wendelin Wiedeking das Ruder in Zuffenhausen übernimmt, steckt das Unternehmen tief in der Krise. 3000 Mitarbeiter müssen gehen, Berater aus Japan verschlanken die Prozesse in der Produktion. Jede Mark, die damals ausgegeben wird, steht dreimal auf dem Prüfstand. Aus dem Sanierungsfall wird im Lauf der Jahre einer der profitabelsten Autobauer der Welt. Nur die geplante Übernahme von Volkswagen ist dann doch eine Nummer zu groß.

Zwischenzeitlich macht das Unternehmen durch teils hochriskante Finanzgeschäfte mehr Gewinn als Umsatz - und verspekuliert sich. Wiedeking muss 2009 gehen. Heute ist Porsche eine der wesentlichen Ertragsperlen des VW-Konzerns. Längst ist die Marke elektrisch unterwegs: Nach dem Erstling Taycan folgt zum Jahreswechsel der vollelektrische Geländewagen Macan. 


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310.000 Autos im vergangenen Jahr

Porsche wächst und wächst. Im Jahr 2000 verkauft das Unternehmen 49.416 Autos, 2022 waren es mehr als sechs Mal so viele, fast 310.000 Einheiten. Immer höher ist der Anteil der Stromer. Porsche werde auch in Zeiten von Elektromobilität, voll vernetzten Autos und Carsharing die Enthusiasten nicht vergessen, verspricht Vorstandschef Oliver Blume, der zugleich dem gesamten VW-Konzern vorsteht.

Rallye-Legende Walter Röhrl

Porsche-Enthusiasten gibt es genug. Was haben zum Beispiel Walter Röhrl und Porsche gemeinsam? Beide sind in den 70ern. Darüber hinaus ist der zweifache Rallye-Weltmeister auch Entwicklungsfahrer der Marke. "Mein allererstes Auto, das ich mir 1965 gekauft habe, war ein 356er Porsche", sagt Röhrl. "Das war der Ursprung meiner Liebe zur Marke." Und dann fügt er lächelnd hinzu: "Ein Porsche ist eben genau so, wie ich mir ein Auto vorstelle." Im Entwicklungszentrum in Weissach feilen die Ingenieure für jedes neue Fahrzeug an jeder kleinen Schraube, bis die Porsche-Gene beim Fahren zu spüren sind. "Das gilt für Fahrzeuge mit Verbrenner ebenso wie für künftige Elektroautos", betont Oliver Blume.

Designstudie zum Geburtstag

Die Studie Vision 357 ist eine Hommage an den 356er.
Die Studie Vision 357 ist eine Hommage an den 356er.  Foto: Porsche

75 Jahre ist der 356er alt. Mit dem Vision 357 startet Porsche nun ins Jubiläumsjahr. Die Studie ist eine Hommage an den 356 und überführt dessen Formgebung in die Gegenwart. Die Heilbronner Stimme kann bereits ein Foto des Wagens veröffentlichen. Kompakte Dimensionen, schmale Fahrzeugkabine mit früh nach hinten abfallender Dachlinie und klares Design: So könnte nach Ansicht des Unternehmens der Traum von Ferry Porsche von einem Sportwagen heute aussehen. "Mit dem Porsche Vision 357 haben wir ein ganz besonderes Geburtstagsgeschenk kreiert, das die Bedeutung unserer Design-DNA basierend auf dem 356 unterstreicht", sagt Designchef Michael Mauer.

Porsche-Modelle aus Neckarsulm

Sportwagen baut auch die Marke mit den vier Ringen. Mittlerweile sind Audi und Porsche unter dem Dach des VW-Konzerns vereint. Doch schon davor gab es zwischen den beiden Marken immer wieder Anknüpfungspunkte. An einer Person lässt sich das besonders gut festmachen: Albrecht Reimold. Der gebürtige Öhringer ist bei Porsche Produktionsvorstand, davor war er unter anderem Werkleiter des Audi-Standorts Neckarsulm. Die erste Managementaufgabe des heute 61-jährigen Reimold war vor über 30 Jahren, den Neckarsulmer Porsche-Karosseriebau zu führen: Zwischen 1975 und 1991 bauten bis zu 2200 Audi-Mitarbeiter in Neckarsulm exakt 313 122 Porsche-Sportwagen der Baureihen 924 und 944.

 


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Rettungspaket für das Audi-Werk

Beeindruckende Skulptur: Drei Generationen des Porsche 911 sind am Firmensitz von Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen zu sehen.
Beeindruckende Skulptur: Drei Generationen des Porsche 911 sind am Firmensitz von Porsche in Stuttgart-Zuffenhausen zu sehen.  Foto: dpa

Der Porsche 924 war im Jahr 1975 Teil des Rettungspakets für den Standort Neckarsulm. Innerhalb weniger Monate wurde damals die Produktionsstraße aufgebaut. Schon die Entwicklung des 924er war eine Co-Produktion zwischen VW und Porsche gewesen. Zunächst hätte das von Porsche konzipierte Auto unter der Marke VW verkauft werden sollen, angesichts der wirtschaftlichen Lage überlegten sich die Wolfsburger die Sache noch einmal. Der Kompromiss war, das Auto als Porsche in der Neckarsulmer NSU-Fabrik zu fertigen. Das Jahr 1975 ist aber nicht der erste Berührungspunkt zwischen Porsche und Neckarsulm: Ferdinand Porsche ließ einen der ersten Prototypen des Käfer im Jahr 1933 von der damaligen NSU AG entwickeln - unter der Bezeichnung Porsche Typ 32.

Audi und Porsche entwickeln Elektro-Plattform

Gemeinsame Projekte gab es in den vergangenen Jahren immer wieder. Neuestes Gemeinschaftsprojekt von Audi und Porsche ist die Plattform PPE (Premium Platform Electric), auf der künftig E-Autos wie der Porsche Macan oder der Audi Q6 E-Tron stehen werden. Ganz bleibt das Konkurrenzdenken zwischen den Marken nicht immer aus. Was früher öfter mal im Krach endete, sei heute eher ein freundlicher, konstruktiver Austausch unter Kolleginnen und Kollegen. So berichten es viele Entwickler. "Die Zusammenarbeit war nie so gut wie im Moment", sagt einer.


Doppel-Chef

Die Herausforderungen im VW-Konzern sind groß. Das nötige Netzwerk hat Oliver Blume, der VW- und Porsche-Chef in Personalunion ist. Seit fast 30 Jahren ist er im VW-Konzern tätig. Nach seinem Studium fing er 1994 als Trainee bei Audi an. Blume ist, das bestätigen viele Topmanager, ein Teamplayer, kein Einzelkämpfer. Der 54-Jährige ist einer, der auch mal im Hintergrund bleibt, aber immer dann Stärke zeigt, wenn es darauf ankommt. Er gilt als Leader einer neuen Generation: Einer, der aufmerksam zuhört, vermittelt, aber am Ende mit Nachdruck entscheidet, wenn es sein muss.

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