Pfarrer hoffen an Ostern auf Gottesdienste in Präsenz
Gläubige mit Mundschutz, kein Gesang, feste und weniger Sitzplätze, weder Ministranten noch Weihrauch, Hostien, die der Pfarrer mit der Zange oder desinfizierten Händen überreicht: Die Kirchen sehen sich gut gerüstet und möchten Ostern, das wichtigste Fest der Christen, festlich in Präsenz begehen.

"Ich erlebe, dass die Menschen das Bedürfnis haben, wieder in der Kirche zu feiern", sagt Pfarrer Markus Pfeiffer von der Augustinusgemeinde in Heilbronn.
Der evangelische Dekan Christoph Baisch sieht es ähnlich: "Ich denke, die Gottesdienste toppen in Sachen Hygienemaßnahmen jeden Einkauf im Supermarkt." Gesundheitsschutz einerseits und den Wert für die Seele andererseits: "Wir müssen unbedingt beide Pole berücksichtigen."
Lediglich 70 Sitzstellen im Schiff, 30 im Chor, Pfarrer Hans-Jörg Eiding von der Kilianskirche verweist auf das "leistungsfähige Hygienekonzept". "Ich freue mich sehr auf die Gottesdienste zu Ostern." Ungern denkt er an das Auferstehungsfest vor einem Jahr. "Das war wirklich trist und überhaupt nicht schön." Auch Weihnachten mit hoher Inzidenz und gestrichenen Gottesdiensten war eine schmerzliche Erfahrung.
Trotz aller Hoffnung bleibt der bange Blick auf die Zahlen. "Wahrscheinlich werden sich die meisten Kirchengemeinden an der Inzidenz 200 orientieren," sagt Dekan Baisch. Beschlüsse lägen noch nicht vor. Anders als bei den katholischen Kollegen. Sie haben schon entschieden, bis zur Inzidenz 200 Gottesdienste in Präsenz anzubieten.
Pfarrer Oliver Westerhold aus Brackenheim glaubt jedoch, dass die Präsenz-Gottesdienste alles andere als sicher sind. Deshalb fährt er zweigleisig und setzt gleichzeitig auf live gestreamte Gottesdienste, auch wenn er die Feier mit seinen Gemeindemitgliedern für wichtig hält. "Die Osterbotschaft ist eine hoffnungsvolle, lichtreiche, die in Präsenz mehr Trost spendet."
Verständnis für den Wunsch nach Religionsausübung
Einstellungen, die auch außerhalb der Kirche auf Verständnis stoßen. "Im Moment haben die Menschen ein starkes Bedürfnis nach Beistand", sagt Silke Ortwein aus Bad Friedrichshall, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Stadt und Landkreis Heilbronn. 75.000 Menschen seien schließlich an und mit Corona verstorben. Deren Angehörige bräuchten Trost. "Wir werden auf Dauer nicht alles verbieten können."
Auch Thomas Aurich, Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands Heilbronn Stadt hat "selbstverständlich größtes Verständnis für den Wunsch nach Religionsausübung". Gleichzeitig sieht er den Gleichbehandlungsgrundsatz verletzt. "In Kirchen, geschlossenen, nicht beheizten Räumen, können Gottesdienste stattfinden, und uns ist es nicht erlaubt, die Biergärten zu öffnen," bemängelt er. "Die Kollegen wissen nicht mehr, wovon sie leben sollen. Sie müssen sich das Geld in der Familie zusammenbetteln."


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