Gastrobetriebe im Raum Heilbronn suchen händeringend Mitarbeiter
Personalsorgen treiben die Gastronomiebranche um. Wirte wie der Heilbronner Ratskeller-Chef gehen deshalb neue Wege. Das hat gleich mehrere Auswirkungen.

Personal zu finden ist für die Gastronomiebranche nach der Corona-Pandemie immer noch die größte Herausforderung. Das gaben mehr als 63 Prozent der befragten Mitglieder des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) bei einer Umfrage unter Gewerbetreibenden in Baden-Württemberg an.
Demnach seien etwa 4000 Stellen unbesetzt. Allein in der Gastronomie sind es 2400 Stellen. Das teilt Dennis Bachmann, Sprecher des Dehoga, auf Anfrage mit. "Die Dunkelziffer dürfte um ein paar Tausend freie Stellen höher sein." Der Verband geht von bis zu 15.000 unbesetzten Stellen aus. Dies habe auch Auswirkungen auf das Angebot. "Veranstaltungen werden nicht mehr durchgeführt, es gibt mehr Ruhetage oder es wird auf das Mittagsangebot verzichtet."
Pandemie und demografischer Wandel
Schuld an der Situation sei zum einen die Pandemie, erklärt der 35-Jährige. Mitarbeiter aus der Gastronomie hätten während des Lock-Down im Supermarkt an der Kasse oder als Sekretärin gearbeitet. Zum anderen sei der demografische Wandel verantwortlich. "Der trifft uns mit voller Wucht." Der Verband erhoffe sich Unterstützung aus der Politik bei der Anwerbung ausländischer Fachkräfte. Zudem bemängelt der Dehoga die Wartezeiten im Zusammenhang mit dem Fachkräfteeinwanderungsgesetz. Diese seien mit bis zu fünf Monaten im beschleunigten Verfahren zu lange.
Haben Gastronomen Personal gefunden, stelle sich eine weitere Herausforderung. "Wohnen ist ein großes Problem", sagt Bachmann. Der Immobilienmarkt sei angespannt, Mieten teuer. Wohne ein Mitarbeiter auf dem Land, sei unsicher, ob er abends nach Hause kommt, wenn er den Dienst in der Bar beendet hat und kein Bus mehr fahre.
In der Region Heilbronn kommt ein weiteres Problem hinzu. Die Studenten, früher eine Hauptrekrutierungsgruppe für Gastrobetriebe, sind weitgehend weggefallen. "Viele sind in der Pandemie als Lagerhelfer oder Fahrer in die Logistikbranche abgewandert", hat Thomas Aurich festgestellt. "Andere studieren seither überwiegend von zu Hause aus", sagt der Stadtverbandsvorsitzende des Dehoga.
Gastronomen müssen neue Wege gehen
"Viele Studenten haben es auch nicht mehr nötig zu arbeiten", sagt ein Heilbronner Gastronom, der namentlich nicht genannt werden will. "Andere merken nach drei Tagen, dass sie den Job nicht durchhalten, die sind dann einfach wieder weg." Diese Erfahrungen würden viele Kollegen teilen.
Gastronomen reagieren auf die Situation und gehen neue Wege. Gute Erfahrungen machten jene, die Arbeits- oder Öffnungszeiten mitarbeiterfreundlich gestalten. Ein Konzept sei, an Sonntagen oder an Weihnachten zu schließen. "Das hilft nicht nur beim Rekrutieren von Mitarbeitern, sondern auch beim Halten", sagt Bachmann.
Das habe sich auch bei Rainer Mosthaf, Chef des Ratskellers in Heilbronn, bewährt. Sein Restaurant hat an Sonn- und Feiertagen geschlossen. Die Mitarbeiter arbeiten zudem entweder Früh- oder Spätschicht. "Arbeitszeit und Umfeld müssen stimmen." Er habe ausreichend Personal. Es sei aber auch nicht so, dass er Interessenten ablehnen würde.

