Stimme+
Nahverkehr
Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Pendler sollen in Kirchheim gratis parken

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Der Verband Region Stuttgart will den Park-and-Ride-Platz in Kirchheim am Neckar pachten und Stellplätze für Pendler kostenlos anbieten. Die Gemeinde fürchtet, dass dadurch noch mehr Verkehr angezogen wird.

Von Alexander Hettich
Die Park-and-Ride-Plätze am Kirchheimer Bahnhof sind bei Pendlern gefragt. Bisher kostet das im Jahr 80 Euro, bald könnten Nutzer mit Bahnticket hier gratis ihr Auto abstellen. Foto: Alexander Hettich
Die Park-and-Ride-Plätze am Kirchheimer Bahnhof sind bei Pendlern gefragt. Bisher kostet das im Jahr 80 Euro, bald könnten Nutzer mit Bahnticket hier gratis ihr Auto abstellen. Foto: Alexander Hettich  Foto: Hettich, Alexander

Das Angebot ist Teil der Park-and-Ride-Offensive, die der Verband Region Stuttgart ausgerufen hat. Zu den derzeit 17.000 Park-and-Ride-Stellplätzen im Bereich des Verkehrs- und Tarifverbunds Stuttgart (VVS) sollen weitere hinzukommen.

Bei bestehenden Anlagen will der Verband pro Stellplatz und Jahr 180 Euro an die Kommune zahlen und dafür die Bewirtschaftung in Eigenregie übernehmen. Zum Teil sind dadurch sinkende Tarife angepeilt, wie etwa in Waiblingen im Rems-Murr-Kreis. An anderen Standorten soll das Parken für alle, die ein Ticket vorweisen können, ganz kostenlos sein - so auch in Kirchheim.

Gemeinde will Probebetrieb über zwei Jahre

Dort zahlen Pendler derzeit 80 Euro im Jahr oder 50 Euro im Halbjahr, haben dafür aber ihren Platz garantiert. Hier fürchtet Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold Engpässe, wenn das Parken nichts mehr kostet: "Wer zu spät kommt, geht eventuell leer aus", lenkt er den Blick auf Schichtarbeiter, die später am Morgen los müssen. Verwaltung und Gemeinderat wünschen sich eine zweijährige Probephase, anstatt die Plätze wie vom Regionsverband gewünscht für 20 Jahre zu verpachten. Dahinter steckt die Sorge, dass Kirchheim noch mehr zum Einfallstor für Stuttgart-Pendler aus der Region wird. Der Platz am Bahnhof ist schon jetzt bei Berufstätigen beliebt, die aus dem südlichen Landkreis Heilbronn kommen und im Raum Stuttgart arbeiten.

Beliebt bei Pendlern aus dem Raum Heilbronn

Das fällt auf dem Parkplatz sofort ins Auge, dort dominieren an Werktagen die HN-Kennzeichen. Allerdings: Wenn es zur Vereinbarung kommt, profitieren auch die Pendler, die in die umgekehrte Richtung fahren, ihr Auto also in Kirchheim abstellen, um etwa nach Heilbronn zur Arbeit zu fahren.

"Es geht allgemein um die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs", betont Jürgen Wurmthaler, Verkehrsirektor beim Verband Region Stuttgart. Kontrollen sind ohnehin nur vorgesehen, wenn es zu Missbrauch kommt, wenn also vor allem jene parken, die gar nicht Bahn fahren. Im Bereich des Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehrs sind einige Park-and-Ride-Plätze kostenfrei, etwa in Eppingen oder Bad Rappenau. In Heilbronn, Neckarsulm, Lauffen oder Öhringen muss hingegen zahlen, wer parkt und auf die Bahn umsteigt.

Unterschiedliche Regelungen im Raum Heilbronn

Am Heilbronner Hauptbahnhof sind es etwa 80 Euro pro Monat. Der Druck auf Kirchheim wird dabei eher zunehmen. Zum 1. April greift die VVS-Reform, die Fahrten im Tarifverbund deutlich günstiger macht. Ein Monatsticket von Kirchheim in die Landeshauptstadt wird dann noch 139,17 Euro kosten statt bisher 163,33 Euro. Die Ersparnis von fast 15 Prozent dürfte die Bereitschaft steigern, das Auto abzustellen und mit dem Zug weiterzufahren - wenn denn die Bahnen zuverlässig fahren, was bisher häufig nicht der Fall ist. Auch für Fahrer älterer Dieselautos könnte Kirchheim zur Option werden. Stuttgart ist für sie wegen der Fahrverbote tabu, das gilt auch für die großen Park-and-Ride-Plätze im Stadtgebiet.

Bis zur Umsetzung wird es noch Monate dauern

Das alles erklärt die gebremste Euphorie in der Gemeinde, die ohnehin vom Durchgangsverkehr geplagt ist. Weitere Gespräche mit dem Verband sollen jetzt zeigen, ob Kirchheim mit seinem Probebetrieb Anklang findet. Bis zum Start des Gratis-Parkens ist es ohnehin noch eine Weile hin, erwartet Bürgermeister Seibold. "Das wird noch einige Monate dauern."

Auch der Stuttgarter Verbandsdirektor Wurmthaler erwartet keine "Ruckzuck-Lösung". Man wolle gemeinsam mit der Kommune eine gute Lösung finden.

Mehr zum Thema: Der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) plant eine Großreform. Aus 52 Zonen sollen fünf Ringe werden. Viele Fahrten würden günstiger, auch für Bus- und Bahnfahrer aus dem Raum Heilbronn. Das sind die konkreten Auswirkungen

 

 

 

Kommentar hinzufügen

Kommentare

Neueste zuerst | Älteste zuerst | Beste Bewertung
Keine Kommentare gefunden
Nach oben  Nach oben