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Pandemie hat die Lage in der Pflege weiter verschärft

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Einen massenhaften Exodus aus dem Beruf gibt es an den regionalen Kliniken nicht, die Zahl der Bewerber ist bei SLK und am Klinikum am Weissenhof sogar gestiegen.

Die Arbeitsbelastung in der Pflege ist während der Pandemie deutlich gestiegen. "Langjährige Pflegekräfte sagen mir, dass sie solch eine psychische Belastung in 30 Jahren bei SLK noch nicht erlebt haben", sagt SLK-Chef Thomas Weber. Der Umgang mit dem Tod, die Angst, selbst an Covid zu erkranken und die häufig notwendige Umorganisation von Einsatzbereichen und Dienstplänen schaffe eine "Dauerbelastung, die schwieriger wird, je länger die Pandemie anhält".


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Leo und seine Schwester Alice legen ihre Hände auf die ihrer Pflegeeltern. Die beiden Elfjährigen leben, seit sie ein paar Monate alt waren, bei dem Ehepaar Schneider im Kreis Offenbach (Namen der Kinder und des Ehepaars geändert). +++ dpa-Bildfunk +++
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Einen sogenannten Pflexit belegen die Zahlen nicht

Einen "Pflexit", vor dem häufig gewarnt wird, also den massenhaften Weggang aus dem Pflegeberuf, sieht Weber an den SLK-Einrichtungen dennoch nicht. Von insgesamt 1280 Vollkräften in der Pflege kündigten 65 im Jahr 2019, vor Beginn der Pandemie. 2020 waren es 51, bis Ende Juli 2021 insgesamt 38. "Die Fluktuation in der Pflege ist geringer als im Verbund insgesamt." Die Unternehmenstreue sei hoch. Im ersten Pandemie-Jahr 2020 seien zudem deutlich mehr Bewerbungen bei SLK eingegangen als in den Jahren zuvor. Ein Effekt, der Weber nicht überrascht: "Darunter waren viele Leute, die helfen wollten, aber die notwendigen Einstellungskriterien nicht erfüllt haben."

Krankenstand bei SLK ist unter dem Durchschnitt in der Berufsgruppe

Der Krankenstand in der SLK-Pflege ist im Vergleich zu 2018 und 2019 (jeweils 5,7 Prozent) zwar leicht gestiegen und liegt jetzt bei 6,0, aber damit immer noch unter dem durchschnittlichen Krankenstand in diesem Bereich, der sich zwischen 6,4 und 6,8 Prozent bewegt. Nach Daten der AOK belief sich der Krankenstand unter den in der Pflege tätigen Versicherten der Kasse zeitweilig sogar noch auf deutlich höhere Werte und lag im März 2020 bei 9,1 Prozent.

Was den Kliniken in den vergangenen eineinhalb Jahren zu schaffen machte, ist die hohe Zahl an Ausfalltagen durch Quarantäne für Kontaktpersonen oder positiv Getestete. 2020 waren bei SLK 800 Mitarbeiter in Quarantäne - in der Regel für zwei Wochen, daraus ergibt sich laut Weber ein Ausfall von 400 Monaten. "Das war ein riesiger Block in einer Phase, in der sowieso alles angespannt war und sehr belastend", sagt er. 2021 seien bislang 228 Mitarbeiter in Quarantäne gewesen.

Schwangere müssen sofort in Mutterschutz

Ein weiteres Problem für die Arbeitsorganisation, das sich durch Corona ergeben hat: Ein Beschäftigungsverbot für Schwangere tritt sofort nach Feststellung der Schwangerschaft ein. "In der Kinderklinik wurden innerhalb einer Woche vier Schwangerschaften von Pflegekräften angezeigt. Da hat man keine Chance, das zu kompensieren", sagt SLK-Pflegedirektorin Christiane Matzke. Bei der Mutterschutz-Quote ist eine deutliche Steigerung zu verzeichnen.

Waren 2018 noch 1,6 Prozent der Mitarbeiterinnen in Mutterschutz, waren es 2020 dann 2,2 Prozent, im ersten Halbjahr 2021 beläuft sich die Quote auf 1,9 Prozent. Die Personalarbeit sei gerade bei solchen kurzfristigen Ausfällen schwierig, sagt Matzke. "Deshalb haben wir übers Jahr hinweg auch immer wieder unbesetzte Stellen." Laut Thomas Weber gibt es an allen drei SLK-Standorten 1250 Stellen für Vollkräfte in der Pflege, aktuell seien 30 offen, im Oktober/November 2020, kurz nach Übernahme des Ausbildungsjahrgangs aus der SLK-Gesundheitsakademie, seien es zehn offene Stellen gewesen.

SLK baut Mitarbeiter-Pool auf, um Kräfte für flexible Einsätze zur Verfügung zu haben

Trotz der relativ stabilen Situation ist für Weber klar: "Wir stehen in der Pflege vor vielen Herausforderungen." Die Unternehmensleitung versucht mit einer Reihe von Maßnahmen gegenzusteuern. So wird ein Mitarbeiter-Pool mit qualifizierten Kräften aufgebaut, die bei Bedarf dort einspringen, wo sie dringend gebraucht werden.

Mehr Bewerbungen

Während der Pandemie hat das Klinikum am Weissenhof in Weinsberg ein höheres Interesse an einer Pflegeausbildung erlebt. Die Bewerber begründeten das laut Pflegedirektorin Birgit Karl zum Teil damit, dass sie den Beruf als besonders zukunftssicher wahrnehmen. kam

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