OB-Wahl Heilbronn: Harry Mergel von Ergebnis überwältigt
Mit diesem positiven Ausgang hatte Amtsinhaber Harry Mergel bei der Heilbronner Oberbürgermeisterwahl nicht gerechnet. 81,5 Prozent der 26.954 Wähler gaben ihm ihre Stimme. Damit bleibt der Sozialdemokrat (65) weitere acht Jahre Chef der Heilbronner Verwaltung.

Emotional aufgewühlt und am Ende mit tränenerstickter Stimme dankte Oberbürgermeister Harry Mergel (SPD) den Wählern und dem Unterstützungsbündnis von CDU, Grünen, SPD, FWV und FDP für das "überwältigende Ergebnis, mit dem ich nicht gerechnet habe". Vieles, so der alte und neue OB, sei auf den Weg gebracht, vieles sei aber auch noch verbesserungswürdig.
Standing Ovations für den Wahlsieger
Mit langanhaltendem Applaus gratulierten stehend die wenigen Besucher, unter ihnen Ehrenbürger Helmut Himmelsbach und die Stuttgarter Regierungspräsidentin Susanne Bay, die der Wahlpräsentation als wenige im großen Ratssaal wegen Corona beiwohnen durften.
Die Wahlauszählung verfolgten Mergel (65), seine Frau Beate sowie die Kinder Franziska und Moritz in seinem Amtszimmer. Bei einem Blick kurz vor 18 Uhr aus der Tür sagte er: "Ich gebe zu, ich bin leicht angespannt, aber auch erleichtert, dass der Wahlkampf zu Ende geht." Als Ergebnis nannte er zu jenem Zeitpunkt 68 Prozent: "Das hatte der damalige OB Helmut Himmelsbach bei seiner Wiederwahl 2007 eingefahren", erinnert er sich.
Dass es mehr werden würde, zeichnete sich schon frühzeitig ab. Die drei Balkendiagramme für Mergel, Benner und Mikov auf der Großbildleinwand verschoben sich zwar im Minutentakt. Die Farbe Rot lag jedoch von Anfang an uneinholbar vorne. In jedem Stadtteil hatte Mergel die Nase vor.
In 96 Wahllokalen wurde ausgezählt
Professionell führten Monika Baumann, Leiterin des städtischen Bürgeramts, und Juri Jacobi von der Stabsstelle Stadtentwicklung durch den Abend. Sobald eine oder mehrere Schnellmeldungen aus den 96 Wahllokalen auf ihren Bildschirmen erschienen, informierten sie die Besucher. Die ersten fünf Ergebnisse lagen bereits um 18.12 Uhr vor. Dann ging es Schlag auf Schlag.
Doch das Ziel, wie bei der OB-Wahl vor acht Jahren um 18.50 Uhr das vorläufig amtliche Endergebnis verkünden zu können, wurde verfehlt. Wahlleiter und Erster Bürgermeister Martin Diepgen musste noch bis 19.16 Uhr warten. Vier Wahllokale in der Kernstadt und ein Bezirk in Kirchhausen zählten an diesem Abend sehr akurat. "Genauigkeit geht vor Schnelligkeit", entschuldigte Monika Baumann die kleine Verzögerung.
Mit fast größerer Spannung als die Stimmenergebnisse verfolgten die Besucher die Entwicklung der Wahlbeteiligung. Die große Sorge aller war, dass bei 25 Prozent Schluss sein könnte. Doch mit jedem ausgezählten Wahllokal ging der Wert nach oben. Am Ende standen 30,5 Prozent. Das sind 1,1 Prozentpunkte weniger – 31,6 Prozent hatte Helmut Himmelsbach bei seiner Wiederwahl 2007 erhalten.
Bei seiner ersten Wahl zum Oberbürgermeister 2014 waren 39 Prozent der Wahlberechtigten an die Urne getreten. Die höchste Wahlbeteiligung in den neun Stadtteilen gab es gestern in Horkheim (42,7 Prozent) und in Klingenberg (37,5 Prozent). Die geringste Beteiligung meldete Böckingen mit 28 Prozent. Die bislang beste Wahlbeteiligung bei einer OB-Wahl konnte 1948 Paul Meyle mit 86,6 Prozent verbuchen
Unerwartet hoch fielen mit 112 Eintragungen (0,4 Prozent) in der sogenannten "freien Zeile" die Nennung anderer Kandidaten aus. Welche Personen von Wählern notiert wurden und ob eine eindeutige Identifizierung möglich ist, wird heute bei der Prüfung der 26.711 gültigen Wahlscheine festgestellt.
Enttäuscht vom Ergebnis war unverkennbar Raphael Benner (61). Der promovierte Chemiker und freiberufliche Unternehmensberater, unterstützt von der AfD, hatte die 18-Prozent-Marke fest im Blick. Fair und beeindruckt gratulierte er der von ihren Eltern begleiteten Mitbewerberin Katharina Mikov und sagte anschließend: "Ich hätte es nicht gedacht, dass Frau Mikov mir so viele Stimmen wegnimmt. Dennoch: zweistellig ist auch ganz gut."
Zufrieden äußerte sich kurz nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses die Heilbronner Logopädin Katharina Mikov (36), die als parteilose Bewerberin in den OB-Wahlkampf ging: "Für die Tatsache, dass ich vor der Wahl in Heilbronn nicht bekannt war, lässt sich das Resultat sehen."
Um das endgültige Ergebnis der Oberbürgermeisterwahl amtlich festzustellen, findet am morgigen Dienstag, 14 Uhr, eine öffentliche Sitzung des Gemeindewahlausschusses unter Leitung von Erstem Bürgermeister Martin Diepgen im großen Ratssaal des Rathauses statt.





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