Neun-Euro-Ticket: Wird es eng in Bus und Bahn?
Vor dem für Juni angepeilten Start des Neun-Euro-Tickets für den öffentlichen Nahverkehr sind immer noch viele Details unklar. Beim Verbund Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehr (HNV) gibt es täglich Kundenanfragen. Das Ticket gibt es noch nicht zu kaufen.

Das Angebot soll von Juni bis August zum Preis von neun Euro pro Monat bundesweit freie Fahrt im Nahverkehr ermöglichen. Experten fürchten Engpässe auf manchen Strecken. Verkehrsunternehmen halten sich mit Einschätzungen zurück.
Teil des Entlastungspakets
Der Superrabatt im ÖPNV ist Teil des Entlastungspakets, auf das sich die Berliner Ampelkoalition geeinigt hatte. Eine Bund-Länder-Arbeitsgruppe handelt die Details aus, die Leitplanken stehen. Als Start ist der 1. Juni angepeilt, die Aktion dauert dann bis Ende August. Für einen Monat zahlen Kunden dann neun Euro und fahren damit im Nahverkehr auch über Verbundgrenzen.
Auch Bestandskunden profitieren. Entweder sie erhalten eine Erstattung, oder es werden nur neun Euro pro Monat abgebucht. Von Kosten in Höhe von 2,5 Milliarden Euro für den Bund ist die Rede. Bedenken, dass Bus und Bahn im Aktionszeitraum auf manchen Strecken überfüllt sind, kamen auch vom HNV.
Fahrgastzahlen der Vor-Corona-Zeit nicht erreicht
Dass es bisweilen eng werden könnte, schließt Ulrich Weber nicht aus. "Uns fehlen aber noch 20 Prozent zu den Fahrgastzahlen vor der Pandemie", sieht der Landesgeschäftsführer im Verband der Verkehrsunternehmen (VDV) Reserven. Dass kurzfristig in großem Umfang zusätzliche Züge oder Busse mobilisiert werden können, glaubt er indes nicht. "Man muss mit dem fahren, was man hat." Zusätzliche Kapazitäten müsse das Land als Aufgabenträger bestellen.
Die Deutsche Bahn sieht in der Aktion ein Signal, "dass wir in Deutschland mutig die Mobilitätswende angehen". Der Konzern äußert sich aber nicht zur Frage, ob mit Kapazitätsengpässen zu rechnen ist. Details würden noch erarbeitet. "Die Auswirkungen auf die Fahrgastzahlen lassen sich nur schwerlich abschätzen", sagt eine Sprecherin der SWEG. Das landeseigene Unternehmen hat die Strecken der insolventen Abellio übernommen. Zwar gebe es eine Fahrzeugreserve. Die werde aber gebraucht, um Ausfälle bei Wartung oder Reparaturen zu kompensieren. "Eine Kapazitätssteigerung ist somit nur bedingt möglich." Allenfalls im Freizeitverkehr an Wochenenden könne man die Flotte punktuell aufstocken.
Stadtwerke erwarten deutlich mehr Fahrgäste
Eine "spürbare Zunahme der Fahrgäste in unseren Bussen" erwartet Steffen Müller, Abteilungsleiter Fahrdienst der Stadtwerke Heilbronn. "Ob und wo wir an Kapazitätsgrenzen stoßen, lässt sich nicht vorhersagen." In den Ferien könne man Kapazitäten durch den Einsatz von Gelenkbussen erhöhen, die ansonsten im Schülerverkehr gebunden sind. Außerhalb der Ferienzeit habe man aber "nur punktuell die Möglichkeit", zusätzliche Fahrzeuge einzusetzen.
Details zum Vertrieb noch unklar
Wann und wie es das Neun-Euro-Ticket zu kaufen gibt, ist noch unklar. Der HNV geht davon aus, dass der Vertrieb vor allem online stattfindet. Derweil hat der Stuttgarter Verbund VVS angekündigt, dass es auch eine Papiervariante am Automaten geben wird. Der HNV appelliert an Nutzer, bestehende Abos keinesfalls zu kündigen. Sie profitierten automatisch von der Aktion.