Neuer EU-Krisentopf für Winzer: Wird überschüssiger deutscher Wein bald destilliert?
Der Konsum ist eingebrochen. Es gibt zu viel Wein. Die EU plant, Übermengen zu destillieren. Dafür gibt es einen neuen Fördertopf. Berlin prüft, ob das auch etwas für deutsche Winzer wäre - und damit womöglich auch für Württemberger?
Nicht nur die Trauben gedeihen prächtig, auch Gerüchte schießen ins Feld - die allerdings nicht ganz aus der Welt gegriffen sind. So macht in Wengerterkreisen folgendes die Runde: Das Land würde 20 Millionen Liter Wein aufkaufen und der Destillation zuführen. Selbst Preise werden genannt. Der Geschäftsführer des Weinbauverbands Württemberg, Hermann Morast, spricht von "Spekulationen". Fakt sei: Die EU halte sogenannte Krisenreserven bereit, mit denen sie der Agrarwirtschaft in bestimmten Bereichen "zur Abmilderung von Härten" unter die Arme greife.
Neuer Reservetopf für Winzer
Einen solchen Topf gebe es seit Ende Juni auch für Wein. Deshalb prüfe das Bundesagrarministerium, ob eine solche außerplanmäßige Geldspritze auch für die deutsche Weinwirtschaft möglich ist. Nichts zu tun und Geld zu verschenken, wäre töricht, meint Morast. Schon Ende August müsse in Brüssel ein entsprechendes Ansinnen mit guten Argumenten vorgelegt werden. Über genaue Inhalte ist laut Morast derzeit "überhaupt nichts bekannt". Tatsächlich aber gehe es um Hilfen zur Destillation, um den übervollen Weinmarkt zu entlasten.
Weinkonsum bricht wegen Krise ein
Dass Wein längst kein Selbstläufer mehr ist, ist bekannt, doch durch die allgemeine Krise hat sich die Lage verschärft. Viele Verbraucher sparen, auch am Wein. Laut einer Pressemitteilung der EU ist der Verbrauch im laufenden Wirtschaftsjahr dramatisch eingebrochen: in Deutschland um 22 Prozent, in Italien um sieben, in Spanien um zehn, in Frankreich um 15 und in Portugal gar um 34 Prozent. Gleichzeitig quellen wegen der großen Ernte in 2022 und wegen Exportrückgängen manche Keller über. Absatzschwierigkeiten führten zu sinkenden Preisen und zu erheblichen Einkommensverlusten. Am stärksten betroffen seien derzeit Regionen in Frankreich, Spanien und Portugal. Ob Deutschland auch dazu gehört, wird sich bald zeigen.