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Neue Strukturen bei den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu?

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Die Weingärtner Stromberg-Zabergäu erwägen aus betriebswirtschaftlichen Gründen Umstrukturierungen. Jetzt stehen die Kellereien in Brackenheim und Bönnigheim auf dem Prüfstand.

Der Strombergkeller in Bönnigheim entstand 1965/66 und wurde seitdem mehrmals umgebaut und saniert. Einen Rückstau gibt es trotzdem.
Der Strombergkeller in Bönnigheim entstand 1965/66 und wurde seitdem mehrmals umgebaut und saniert. Einen Rückstau gibt es trotzdem.  Foto: Veigel, Andreas

Neue Strukturen bei den Weingärtnern Stromberg-Zabergäu? Im Vorstand von Württembergs drittgrößter Winzergenossenschaft gibt es Überlegungen, die Kellereien in Brackenheim und Bönnigheim aus betriebswirtschaftlichen Gründen zusammenzulegen. Das Thema wird nun auch öffentlich diskutiert.

Die Frage, wie man sich zukunftsfähig aufstellt, beschäftigt den Vorstand schon länger. Denn die Herausforderungen für die Weinbaugenossenschaften sind groß - und zwingen sie auch betriebswirtschaftlich zu Neuausrichtungen.

WG-Vorstandsvorsitzender Jürgen Conz bestätigte auf Nachfrage die Notwendigkeit, "dass die Zahlen dringend besser werden müssen". Das sei auch den WG-Mitgliedern bekannt, sagte Conz. Diese wurden Ende März bei einem Infoabend und in einem internen Rundschreiben über die Erwägungen des Vorstands informiert. "Wir wollen verhindern, dass es zu einem massiven Strukturenwandel kommt", so Conz.

 


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Beide Standorte sollen bewertet werden 

Derzeit prüfe man in alle Richtungen. Beide Standorte würden hinsichtlich Kosten und Modernisierung bewertet. "Es ist alles noch ergebnisoffen", betont Jürgen Conz und plädiert für eine wirtschaftliche statt einer emotionalen Entscheidung. Bis Herbst sollen die Planungen abgeschlossen sein, die Entscheidung dann bei einer Generalversammlung zusammen mit den Mitgliedern getroffen werden. Dass das Thema öffentlich debattiert wird, geht auf den Antrag des Kirchheimer Gemeinderats (Wählergemeinschaft) und WG-Mitglied Hubert Deisinger an die Kirchheimer Verwaltung zurück. Sie soll das Gespräch mit Weingärtnern und Bürgermeistern suchen und sich für den Erhalt des Strombergkellers einsetzen. Denn: Hinsichtlich Kosten und Investition hätte der Bönnigheimer Standort, an dem Flaschenabfüllung, Lager und Logistik angesiedelt sind, gegenüber dem Verwaltungssitz in Brackenheim das Nachsehen. Das sollen die Bewertungen eines Unternehmensberaters ergeben haben, der die Kellereien hinsichtlich ihrer Investitionskosten für die kommenden fünf Jahre bewertet hat, so Deisinger.

Zwar gibt es an beiden Standorten einen Sanierungsstau. Doch "die Kosten und Investitionen sollen am Standort Bönnigheim um ein Drittel höher sein als in Brackenheim. Die Aufgabe der Kellerei in Bönnigheim ist damit wahrscheinlicher geworden", sagt Hubert Deisinger. Seine Befürchtungen: Würde der Strombergkeller geschlossen, könnte sich die Situation für die Winzer, die im Weinbaugebiet Kirchheim wirtschaften, verschlechtern. Gerade für Winzer im Nebenerwerb könnten die längeren Fahrtwege nach Brackenheim zusätzliche Hürden darstellen. Die Umstrukturierungen könnten auch dazu führen, dass Steillagen wie in Kirchheim schneller aufgegeben werden, so Deisingers Sorge. "Mir ist wichtig, dass das Thema überörtlich besprochen wird, und man ins Gespräch kommt." Der Kirchheimer Gemeinderat trägt den Antrag mit, im Boot ist auch der Landtagsabgeordnete Tobias Vogt (CDU).

 


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Kirchheimer Verwaltung plant Gespräche

Kirchheims Bürgermeister Uwe Seibold bestätigt, Gespräche zu planen und in einen Austausch treten zu wollen. Man könne zwar die Bedeutung des Standorts Bönnigheim klarmachen. "Wir wollen uns aber nicht anmaßen, die Entscheidung der Weingärtner zu steuern", sagte Seibold.

Ähnliche Beispiele gibt es in der Region: Ende 2022 entschieden die Winzer vom Weinsberger Tal, ihren Standort in Eberstadt zu reduzieren und in Löwenstein auszubauen. Gerüchte, dass das Weinhaus in Eberstadt geschlossen oder verkauft wird, ließen die Emotionen im Vorfeld hochkochen.

 


Strombergkellerei Bönnigheim 

Die Strombergkellerei Bönnigheim gründete sich 1919 mit 223 Mitgliedern und wuchs seitdem kontinuierlich – beim 50-Jahre-Jubiläum 1969 waren es 550 Mitglieder. Ab 1951 folgte der Zusammenschluss mit den WGs Freudental, Kirchheim-Hohenstein (1962), Hohenhaslach (1965), Bönnigheim-Hofen (1999) und Erligheim (2002). Im Januar 2012 fusionierte die Strombergkellerei mit den Weingärtnern Brackenheim zur Weingärtnergenossenschaft Stromberg-Zabergäu. Sie hat nach eigenen Aussagen rund 1000 Mitglieder, die rund 690 Hektar Rebfläche rund um den Stromberg und Heuchelberg bewirtschaften. Der Verwaltungssitz ist in Brackenheim. 

 

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