Neue Schule bietet im Neckarbogen Platz für 1000 Schüler
Die Dieter-Schwarz-Stiftung baut auf dem Buga-Gelände eine neue Schule. Dafür soll nächste Woche der Abriss des Fruchtschuppens beginnen. In der Heilbronner Josef-Schwarz-Schule können künftig auch die Absolventen aus der Erlenbacher Zweigstelle Abitur machen.

Spätestens in vier Jahren sollen die ersten Schüler in die Heilbronner Josef-Schwarz-Schule (JSS) im Stadtteil Neckarbogen ziehen. Nach Auskunft der Stadtverwaltung sollen bereits in der kommenden Woche Bagger anrollen, um den Fruchtschuppen abzureißen. Baustart für die Schule auf dem Areal könnte damit noch in diesem Jahr sein. "So schnell wie möglich" will die Dieter-Schwarz-Stiftung (DSS) laut Geschäftsführerin Silke Lohmiller das Gebäude errichten, das künftig Grund-, Gemeinschafts- und Oberstufenschüler beherbergen soll.
Zu der Investitionssumme macht die Stiftung keine Angaben. Mehr als 100 neue Arbeitsplätze werden entstehen, schätzen die Verantwortlichen. Außerdem soll das Heilbronner Haus der Familie, das von der Stiftung finanziell unterstützt wird, in der neuen Schule eigene Räume beziehen.
Der Fruchtschuppen wird abgerissen
"Der Standort war unser Favorit", sagt Silke Lohmiller. Die Entscheidung sei im Austausch mit der Stadt gefallen. "Wir freuen uns sehr", betont die Geschäftsführerin. Auf dem Areal des Fruchtschuppens entlang der Bahnschienen soll ein mehrgliedriges Gebäude in die Höhe wachsen, bei dem am Ende selbst die Dachflächen genutzt werden könnten. Perspektivisch sollen mehr als 1000 Schüler die Heilbronner Zweigstelle der JSS besuchen.
Einige der Oberstufenschüler werden in einem angeschlossenen Internat unterkommen, dieser Bereich soll allerdings mit rund 30 Plätzen klein bleiben. "Wir haben aus den Unternehmen heraus gedacht", sagt Silke Lohmiller. Man wolle Eltern, die während der Schulzeit ihrer Kinder im Ausland arbeiten, eine Option bieten.
Interaktion und Publikumsverkehr im Neckarbogen
Zur Schule werden außerdem Mensa und Sporthalle gehören sowie weitere Elemente, die der Interaktion dienen sollen. Die ist im Neckarbogen ausdrücklich gewünscht und könnte mit einem Schülercafé umgesetzt werden. Aber auch der Plan, das Haus der Familie im Gebäude unterzubringen, wird für Publikumsverkehr sorgen.
Die Einrichtung bietet pro Semester rund 500 Termine für Eltern, Kinder und Familien, darunter Ferienbetreuung, Schwangerenkurse und Vorträge. Bislang sind die Räume in einem Gebäude an der Fügerstraße untergebracht - keine ideale Lage für Fußgänger oder Mütter mit Kinderwagen. Die gute Erreichbarkeit des Neckarbogens wird auch für die Schüler eine Rolle spielen. Mit der geplanten Brücke vom Bahnhof wird die Schule bestens angebunden sein.
Erlenbach bekommt keine gymnasiale Oberstufe
Vor diesem Hintergrund ist auch die Entscheidung gefallen, die gymnasiale Oberstufe fünfzügig zu planen und damit Jugendliche vom Erlenbacher Standort in Heilbronn zum Abitur zu führen. Außerdem werde die Sekundarstufe II auch den Absolventen der staatlichen Real- und Gemeinschaftsschulen offen stehen, betont Silke Lohmiller.
In der JSS in Erlenbach werden derzeit rund 550 Schüler in Vorschulgruppen sowie den Klassen eins bis acht unterrichtet. Erst im November hatte der Gemeinderat dafür ein Bebauungsplanverfahren auf den Weg gebracht, damit die Gemeinschaftsschule für eine gymnasiale Oberstufe erweitert werden kann. Das Grundstück soll jetzt für Sportanlagen genutzt werden, außerdem soll in Erlenbach der Grundschulbereich ausgebaut werden.
Phoms Education heißt der Schulträger
"Der Nachmittagsbereich wird stark nachgefragt", sagt Phorms-Geschäftsführer Thomas Frenzel. Das werde man auch in Heilbronn berücksichtigen. Die Gesellschaft Phorms Education ist Schulträger der Josef-Schwarz-Schule. Das Netzwerk betreibt deutschlandweit Standorte, unter anderem Betriebskindergärten in Heilbronn und seit 2012 die Schule in Erlenbach in Kooperation mit der Dieter-Schwarz-Stiftung.
"Der Zuspruch hat sich konstant nach oben entwickelt", erklärt Frenzel. Unter anderem mache sich der Zuzug von Fachkräften aus dem Ausland in die Region bemerkbar. Deshalb starten bereits im September drei erste Klassen in Heilbronn, die Grundschule wird zunächst in einem ehemaligen Hochschulgebäude auf dem Bildungscampus untergebracht. Spätestens wenn die Mädchen und Jungen in die weiterführende Schule wechseln, sollen sie in das neue Schulgebäude wechseln.
Keine Konkurrenz für Standort in Erlenbach
In Heilbronn wird dasselbe Konzept wie in Erlenbach umgesetzt, die Schulen sollen sich keine Konkurrenz machen. Der Unterricht an der JSS geht bis 15.30 Uhr, die Betreuung bis 18 Uhr. Die Schule ist bilingual und setzt einen Schwerpunkt in den sogenannten MINT-Fächern, unterrichtet wird auf Deutsch und Englisch. Für den Besuch der Privatschule wird ein einkommensabhängiges Schulgeld erhoben.
Kommentar: Konkurrenz belebt das Geschäft
Die Dimensionen sind gewaltig: Räume für Vor-, Grund- und Gemeinschaftsschule, dazu ein Zentralgebäude, die Oberstufe mit Internat, eine sechsteilige Sporthalle, Mensa. Der Investor macht keine halben Sachen, davon werden Kinder und Jugendliche profitieren.
Die Josef-Schwarz-Schule wird mit ihrer Ausstattung, ihrem Ganztagsangebot und ihren bilingualen Anforderungen vermutlich manche staatliche Einrichtung in den Schatten stellen. Aber aus der Wirtschaft ist hinlänglich bekannt: Konkurrenz belebt das Geschäft.
Die Heilbronner Schulen müssen sich nicht verstecken, sondern weiter an ihren Profilen arbeiten. Sie dürfen sich nicht den Schneid abkaufen lassen, schließlich haben sie einen guten Ruf zu verteidigen. Dafür brauchen sie die Unterstützung des Schulträgers, der Sanierungsmaßnahmen und Digitalisierung vorantreiben muss.
Der Besuch einer Privatschule kostet Geld, das ist nicht verwerflich, sondern Sache der Eltern. Trotzdem sollen im Neckarbogen nicht nur reiche Kinder lernen. Die Einhaltung dieses Versprechens wird wesentlich dazu beitragen, dass die Schule als Bereicherung der Schullandschaft wahrgenommen wird und nicht als Bedrohung.