Neue Kulanz in den Stadtbahnen
Weil der Stadtbahnbetreiber AVG die Fahrscheinautomaten in den Zügen abbaut, braucht man im Sonderfall kaputter Haltestellenautomaten mal kein Ticket. Alle Haltepunkte sind jetzt mit den Kartengeräten ausgestattet - neuerdings inklusive Geldkartenfunktion.

Seit 1. November hat Stadtbahnbetreiber Albtal-Verkehrsgesellschaft (AVG) die Fahrscheinautomaten in den Stadtbahnen stillgelegt. Sie sind noch da, funktionieren aber nicht mehr. Da alle Haltestellen nun mit stationären Automaten ausgestattet wurden, seien die Automaten in den Zügen nicht mehr nötig, erklärt die AVG die Gründe. Die Geräte sollen nun Zug um Zug in den 229 Stadtbahnen ausgebaut werden.
"Soll ich dann zwei Stunden nach Heilbronn laufen?", fragt ein Rentner aus Schwaigern
Nur: Damit fällt auch die Alternative weg, wenn ein Automat an einer Haltestelle defekt ist. Was gilt dann? "Soll ich von Schwaigern vielleicht zwei Stunden bis Heilbronn laufen?", fragt sich Erich Sauer. Das könne nicht sein, dann setze sich mancher doch lieber wieder ins Auto. Und wenn man doch in die Bahn einsteige und wegen Schwarzfahrens erwischt werde, könne man für das Strafgeld ja umgerechnet "drei Taxen bestellen". Der Rentner ärgert sich, dass nirgends an seiner Haltestelle stehe, wie man sich als Fahrgast in so einem Fall verhalten soll. Er erwartet Aufklärung "und ein vernünftiges Angebot".
Die Frage ist berechtigt. Manchmal sind Haltestellen einige Kilometer entfernt. Soll ein Kunde, der vielleicht wichtige Termine hat, so einen Umweg auf sich nehmen, wenn ein Automat an einem Haltepunkt defekt ist? Oder gilt da eine Kulanzregel - und er darf dennoch in die Bahn einsteigen?
AVG und HNV fahren die gleiche Linie im Fall defekter Automaten
AVG-Sprecher Michael Krauth stellt für das Gebiet des Karlsruher Verkehrsverbundes (KVV) klar: Dort dürfen Fahrgäste bei einem defekten Automaten an der Haltestelle einsteigen. Sie sollten den Defekt entweder dem Stadtbahnfahrer oder gegebenenfalls dem Prüfpersonal in der Bahn melden. In dem Fall "wird kein erhöhtes Beförderungsentgelt verhängt", so Krauth. Man könne jederzeit prüfen, ob eine Störung an einem bestimmten Automaten vorlag.
Auch im Heilbronner-Hohenloher-Haller Verkehrsverbund (HNV) gilt diese Kulanzregel. "Wir handhaben das genauso wie der KVV", erklärt HNV-Geschäftsführer Gerhard Gross. Die stationären Automaten stuft er indes als sehr zuverlässig ein. "Sie werden ferngewartet" und hätten daher höchstens eine kurze Ausfallzeit. Über die HNV-App könne man aber auch digitale Fahrscheine lösen.
Ist der Abbau der Bahnautomaten wirklich nötig? Der AVG-Sprecher verweist auf Kosteneinsparungen dadurch, dass nun kein doppeltes Angebot aufrechterhalten werde. Teure Wartungen gehörten ebenfalls der Vergangenheit an wie eine technisch komplexe Daten-Versorgung zum Fahrplanwechsel. Und: Bei Vandalismus oder versuchten Aufbrüchen fielen aufwendige Reparaturarbeiten an. Betroffene Fahrzeuge seien dann für den Stadtbahnbetrieb ausgefallen. Diese Schäden ließen sich nun vermeiden.
Ein Aspekt steht für den AVG-Sprecher ebenfalls auf der Plusseite. Die Haltestellen-Automaten verfügten nun alle über zusätzliche Bezahlmöglichkeiten. Außer mit Bargeld könne seit einigen Wochen auch mit EC- und Kreditkarte gezahlt werden.