Neue Hafenloft-Disco in Heilbronn ist ihr großer Traum
Zwei junge Unternehmer wollen 750.000 Euro in der Heilbronner Hafenstraße in den Umbau einer leeren Halle investieren. Die Verwaltung lehnt die Idee ab, nun wollen die Ideengeber Gemeinderäte für ihr Projekt gewinnen.

Sie wollen mit dem Projekt einer neuen Club-Diskothek in der Heilbronner Hafenstraße durchstarten, könnten eine Halle sofort mieten und haben Umbaupläne mit einem Architekten erarbeitet. Jetzt merken die jungen Investoren Piero Stefanutto (29) und Chris Neve (30), dass die Heilbronner Bauverwaltung ihre Pläne deutlich ablehnt. Das Projekt "Hafenloft" wollen die beiden indes nicht aufgeben. Sie gehen nun neue Wege über Gemeinderäte.
Eine neue Diskothek und Veranstaltungshalle - in diesen schweren Zeiten? "Krisenzeiten sind Chancenzeiten", betont Chris Neve, Immobilien- und Finanzunternehmer, der zudem Pächter der Heilbronner Bar "Stilvoll" ist. "So ein Projekt wollten wir schon immer machen", sagt Piero Stefanutto, der seit vier Jahren das Lauffener Lokal "Dächle" betreibt. Er findet, nach 15 Jahren brauche Heilbronn wieder einen neuen Club. Und durch eine größere Bühne solle der Ort auch für Konzerte und Firmenfeiern genutzt werden können.
Begehbarer großer Glaskühlschrank soll zum Hingucker werden
Der Ort, an dem ihre Disko-Träume wachsen sollen, ist eine riesige alte Lagerhalle einer ehemaligen Wäscherei. Sie steht seit einigen Jahren leer. Estrich überzieht den Boden, zwei große Stützpfeiler prägen den Raum. Das Duo erzählt beim Rundgang, was wo hinkommen soll. Durch einen kleinen Tunnel soll man ins Loft-Innere gelangen, ein Gastro-Bereich für Snacks und Pizza soll integriert werden. Mitten im Raum soll ein riesiger begehbarer Glaskühlschrank mit allen Getränken für die Gäste sichtbar sein. Eine große Bar mit 21 Meter Barfläche ist geplant, eine große Eventbühne. Auf rund 25 Meter Glasfront soll man auf den Neckar blicken können. Grau-Schwarz sind die zentralen Farben in ihren Plänen. Eine Terrasse am Neckar schwebt den Machern ebenso vor wie ein VIP-Bereich mit Bar im oberen Halbgeschoss. Die geplante Fläche insgesamt: rund 1000 Quadratmeter. Maximale Besucherzahl: 700. Mit rund 750.000 Euro Umbaukosten rechnen die Hafenloft-Ideengeber. Die Finanzmittel, sagt Chris Neve, "stünden zur Verfügung".
Investoren würden auch ein Schallgutachten einholen

Nach einer ersten Anfrage bei der Stadt war von Lärmbelastung in einem nahen Wohngebiet die Rede. Man könne störungsfrei mit Doppelplanken und Glaswolle bauen, sagt Neve. Ein Schallgutachten würden sie dazu einholen. Und nebenan sei ja auch das Hip Island mit Freiluftbetrieb zugelassen. 30 bis 40 Parkplätze will das Duo im Innenhof schaffen, es verweist zudem auf den nahen Bahnhof und eine Bushaltestelle in der Nähe.
Von der ersten negativen Antwort der Stadtverwaltung wollen sich die jungen Gründer nicht gleich vom Weg abbringen lassen. Sie haben zu Ratsparteien Kontakt aufgenommen, sprechen von einem "positiven Feedback". Sie wollen "in den nächsten Wochen" einen Bauantrag stellen. Ihr Ziel: 2022 möchten sie ihre Hafenloft eröffnen.
Ein wichtiges Detail am Standort ist, dass der Stadt die Fläche gehört. Sie hat sie verpachtet. Die Firma HOC-Lager ist Vermieter der Halle, würde sofort an die jungen Investoren vermieten.
Stadt: Pläne passen nicht zum Zukunftskonzept Hafen in dem Areal
Auf Stimme-Anfrage erklärt Rathaussprecherin Claudia Küpper, dass im dortigen Industriegebiet eine Diskothek als Vergnügungsstätte baurechtlich unzulässig sei. Allerdings: Das Freiluft-Lokal Hip Island und der Nachtclub Bukowski erhielten dort zu unterschiedlichen Zeiten Betriebsgenehmigungen.
Zudem ist die angestrebte Nutzung der neuen Interessenten nach Rathaus-Angeben "nicht im Sinne des Zukunftskonzeptes Hafen Heilbronn". Das Konzept sehe vor, dass Grundstücke "hafenaffin" genutzt und der Hafen als Wirtschaftsfaktor und Transportdrehscheibe gestärkt werden sollen. Die Stadt sei nicht an einer Umnutzung interessiert, unterstütze "aber gerne bei der Suche nach einem Alternativstandort". Und: Zum Schutz der bestehenden und künftigen Bebauung im nahen Neckarbogen gelten dort "strenge Vorgaben bezüglich des Lärmschutzes". Einen Bauantrag, folgert die Stadt, müsste die zuständige Behörde ablehnen, da er gegen nachbarschützende Vorschriften verstoße. Ausnahmen und Befreiungen seien hier "baurechtlich nicht möglich".
Frühere Absage
Es gab schon mal Pläne für diesen Hallenstandort an der Hafenstraße. 2016 hatte die Gastro-Treuhand die Idee, eine Eventhalle für Jugendliche und weitere Veranstaltungen zu errichten. 2017 lehnte die Verwaltung das Projekt ab - mit Blick auf Lärmwerte, die verschärfte Parksituation, die nahe Straßenprostitution. Dass wenige Meter weiter das Hip Island genehmigt wurde, bezeichnet das Rathaus jetzt als "Ausnahme". Das Strandlokal habe aus Städtebau-Gründen am alten Standort weichen müssen.




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