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Natürlich schicke ich meine Kinder (nicht) in die Schule!

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Nach dem Hin und Her über den Beginn der Weihnachtsferien in Baden-Württemberg wollten wir von unseren Lesern wissen, wie sie mit der Situation umgehen. Schicken sie ihre Kinder am 21. und 22. Dezember in die Schule oder nicht?

von Lisa Reiff

Als die Landesregierung am Dienstag, 1.Dezember, mitteilte, dass die Weihnachtsferien in Baden-Württemberg doch nicht zwei Tage früher beginnen werden, entbrannte in der Region eine Diskussion. An den letzten beiden Schultagen am 21. und 22. Dezember ist die Präsenzpflicht ausgesetzt. Eltern können also selbst entscheiden, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder nicht.

Eltern, die ihre Kinder nicht in die Schule schicken

Viele Eltern weichen kurz vor Weihnachten auf Homeschooling aus. Foto: dpa
Viele Eltern weichen kurz vor Weihnachten auf Homeschooling aus. Foto: dpa  Foto: dpa

"Wir machen diesen Irrsinn nicht mehr mit", schreibt ein Leser, der anonym bleiben möchte, an unsere Redaktion. Seine Frau betreue das Kind im Homeschooling. Auch Leserin Ines Müller hält es für sinnvoller, Kinder zu Hause zu lassen. Sie verweist auf das Gedränge in Schulbussen und anderen öffentlichen Verkehrsmitteln. 

Für eine andere Mutter ist der planmäßige Ferienbeginn "absolut unverständlich". Sie ist der Meinung, an den letzten beiden Schultagen laufe im Unterricht sowieso nicht mehr viel.

Häufiger genannt wird auch der Wunsch, Weihnachten mit den Großeltern zu feiern. Um die Familienmitglieder zu schützen, ziehen einige Eltern kurz vor den Ferien das Homeschooling dem Präsenzunterricht vor. Susanne Alvarez schreibt: "Mit den aktuellen Fallzahlen wäre ein kurzzeitiges Runterfahren auf Standby sinnvoll." Sie ist der Meinung, dass die Menschen bei einer geringeren Anzahl von Neuinfektionen auch Weihnachten entspannter feiern könnten. 

Für ein möglichst besinnliches Weihnachtsfest hat eine andere Leserin bereits im Sommer gesorgt und ihren Urlaub auf den Dezember gelegt. Deshalb könne sie nun das Betreuungsproblem umgehen.

Eltern, deren Kinder bis zum 23. Dezember am Präsenzunterricht teilnehmen

In den beiden Tagen vor Ferienbeginn gilt keine Präsenzpflicht. Foto: dpa
In den beiden Tagen vor Ferienbeginn gilt keine Präsenzpflicht. Foto: dpa  Foto: Matthias Balk (dpa)

Nicht alle Eltern haben die Möglichkeit, ohne weiteres eine Kinderbetreuung zu organisieren. Berufstätige merken an, dass ein früherer Ferienbeginn für sie eine Belastung wäre. Für Alleinerziehende würde dies eine ungleich größere Herausforderung bedeuten. Eine betroffene Mutter schildert ihre Situation so: "Würden die Weihnachtsferien früher starten, hätte ich keine Betreuung für meine Tochter, die seit September in die erste Klasse geht. Da meine Mutter zur Risikogruppe gehört, kann ich auf sie nicht zurück greifen und müsste unbezahlten Urlaub nehmen, da der Jahresurlaub bereits schon im ersten Lockdown aufgebraucht wurde." Auf die Unterstützung des Vaters ihrer Tochter könne sie nicht hoffen.

Für andere Eltern ist es schlicht selbstverständlich, dass die Kinder bis zum Ferienbeginn in die Schule gehen. Solange regulärer Unterricht stattfindet, sehen manche keinen Anlass für Homeschooling. Eine Leserin schreibt, an der Schule ihrer Kinder habe es noch keine Corona-Infektionen gegeben und die Lehrer seien motiviert. "Warum sollten wir unser Kind Zuhause lassen? Das hatten wir im Frühjahr lange genug und es war furchtbar." 

Aus vielen Kommentaren zum Thema ist Unverständnis über die aktuellen Corona-Regeln herauszulesen. "Wenn man über Weihnachten Pandemie-Regelungen einfach mal so lockern kann, können die Kids auch zur Schule gehen", findet eine Mutter. Eine andere Leserin weist auf die unterschiedliche Umsetzung der Corona-Beschlüsse in den einzelnen Bundesländern hin: "Es wird was beschlossenen, aber dann kocht jedes Bundesland seine eigene Suppe. Mittlerweile sind mein Mann und ich nur noch genervt von der Situation."

Auch Matthias Layer hält die Regeln für unschlüssig. Das Infektionsrisiko in Schulen könne durch Wechselunterricht und Homeschooling gesenkt werden. Denn nicht für alle Familien sei die Betreuung in der Schule notwendig. Seine Kinder seien digital ausgestattet. Unstimmigkeiten stellt Layer mit Blick auf andere Lebensbereiche fest: "Wir zwingen schon die letzten Wochen die Kinder in die Schule und in den ÖPNV. Auf der anderen Seite sind sämtliche Freizeitaktivitäten sogar mit den Mitschülern untersagt. Darüber hinaus legen wir ganze Branchen lahm, bedrohen ihre Existenzen und gleichzeitig setzen wir unsere Kinder und letztendlich auch uns selbst dem Risiko in der Schule aus."  Ob er seine Kinder bis zum Ferienbeginn zum Präsenzunterricht schickt, hat Matthias Layer noch nicht entschieden.

Wie Lehrer die Situation sehen

Unter den Einsendungen melden sich auch Lehrer zu Wort. Eine Frau, die an einer Stuttgarter Grundschule unterrichtet, bezeichnet die Entscheidung der Landesregierung als "Schlag ins Gesicht". Für sie geht es in der Diskussion weniger um zwei extra Ferientage, sondern um die Möglichkeit, sich kurz vor Weihnachten zu isolieren und die Familien zu schützen. Sie berichtet: "In den Grundschulen erhalten wir nicht mal kostenlose Masken für den Schulalltag. Fürsorgepflicht adé!"

Jens Krech schreibt: "Ich selbst bin Lehrer und gleichzeitig auch Familienvater von zwei Kindern, wovon eines schulpflichtig ist und das andere in den Kindergarten geht. An der Diskussion stört mich allerdings, dass die Bedürfnisse und Interessen der Kinder wieder nicht gehört werden." Er hält die persönliche Situation in den Familien für entscheidend. "Wie bei so vielen Dingen der momentanen Zeit gibt es kein Richtig oder Falsch." 

Auch unter unserem Leseraufruf auf Facebook finden sich zahlreiche Kommentare zum Thema. Diskutieren Sie gerne mit!

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