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Nahversorger Tante M in der Region: Das sind die weiteren Ausbaupläne

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Läden ohne Mitarbeiter: Die Franchise-Kette plant auch in der Region Heilbronn weitere Standorte. Am Sonntagsverkauf gibt es Kritik, aber nicht von den Menschen vor Ort. So läuft es derzeit.

Zur Eröffnung nach Hessigheim kommt Tante-M-Gründer und Geschäftsführer Christian Maresch. Im September folgt ein weiterer Standort im Landkreis Heilbronn.
Foto: Simon Gajer
Zur Eröffnung nach Hessigheim kommt Tante-M-Gründer und Geschäftsführer Christian Maresch. Im September folgt ein weiterer Standort im Landkreis Heilbronn. Foto: Simon Gajer  Foto: Gajer, Simon

Die Menschen in kleinen Orten haben bei der Nahversorgung oft das Nachsehen. Für Discounter-Ketten fehlt die Frequenz, eine Filiale rechnet sich dort nicht. In die Lücke möchte unter anderem das Franchise-Unternehmen Tante M stoßen. Die Pliezhausener Firma um Geschäftsführer Christian Maresch will in Kürze weitere Standorte eröffnen. Mit der Sonntagsöffnung steht sie teilweise in der Kritik, aber nicht bei Kunden.

Tante M wird gefeiert. Als dieser Tage der 45. Standort in Hessigheim (Landkreis Ludwigsburg) eröffnet wird, herrscht großer Trubel an der engen Ortsdurchfahrt. Der Musikverein rückt für Ständchen an, Familien mit kleinen Kindern und ältere Einwohner schauen vorbei, wollen sich die Neueröffnung nicht nehmen lassen. Im Mehrfamilienhaus gegenüber lehnen Nachbarn am Fenster und blicken interessiert auf das Treiben. Die Menschen sehnen sich nach einem Nahversorger, das wird bei diesem Fest deutlich. Und Christian Maresch will diesen Wunsch mit einem besonderen Konzept erfüllen: Die Läden haben kein Verkaufspersonal, die Kunden bedienen sich selbstständig und zahlen mit Karte, manchmal ist auch Bargeld möglich.

Die Kette Tante M will den kleinen Orten eine Nahversorgung bieten

Die Filiale in Hessigheim betreibt Sabrina Buck, wo sie zeitweise auch als Ansprechpartnerin vor Ort ist. Es ist ihr erster Standort, einen zweiten will sie in ihrer 20 Kilometer entfernten Heimat Oberriexingen eröffnen. Über die Situation in ihrem Ort ist sie auf Tante M gestoßen. "Wir haben dort keine Grundversorgung mehr", erzählt sie. Zum Einkaufen müsse sie fahren, nachhaltig sei das nicht.

Kurz vor der Neueröffnung ist Geschäftsführer Christian Maresch gefordert. Letzte Hand legt er im Verkaufsraum an, schraubt unter anderem ein Schild über den Backwaren an die Wand. Hessigheim gehört zu den wenigen Standorten, wo Tante M in Container zieht. "Wir bevorzugen Bestandsimmobilien", sagt Christian Maresch im Gespräch mit unserer Zeitung. Dass seine Läden wie in diesem Ort an der Ortsdurchfahrt liegen, sei kein Ziel. Wunsch ist der Ortskern, "wo die Nahversorgung stattfindet". Tante M ist auch in der Region Heilbronn angekommen, Standorte gibt es in Untergruppenbach, Pfedelbach oder Löwenstein. Hardthausen bekommt bald zwei Geschäfte, ein erstes soll im September eröffnen.


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Im Hohenlohekreis kann sich Christian Maresch weitere Standorte vorstellen, auch Schwäbisch Hall hat er im Blick. Dort scheiterte es zuletzt an der passenden Immobilie. In Neckarwestheim schloss Tante M Ende vergangenen Jahres. Zu den Gründen zählen Alternativen vor Ort sowie Diebstähle. Richtig gut läuft das Geschäft im Untergruppenbacher Stadtteil Unterheinriet, den Erfolg führt er unter anderem auf die verkehrsgünstige Lage zurück.

Die "Allianz für den freien Sonntag" stört sich am Sonntagsverkauf

Dass Tante M sonntags öffnet, stößt der "Allianz für den freien Sonntag" sauer auf. "Es ist keine Bagatelle, wenn der verfassungsrechtlich geschützte Sonntag durch die regelmäßige Sonntagsöffnung einer Vielzahl kleiner Läden tangiert wird", so Wolfgang Krüger vom Verdi-Landesbezirk Baden-Württemberg. Die Gewerkschaft gehört genauso zur Allianz wie Kirchen und kirchliche Gruppen. Ab einer Größe werde man angreifbar, sagt Christian Maresch dazu. Ihm seien Sonn- und Feiertage ebenfalls wichtig, deshalb öffnen die Geschäfte an diesen Tagen auch wie sonst ohne Mitarbeiter. Ein Problem mit den Öffnungszeiten an diesen Tagen sieht er nicht. Er setzt nun auf die Landespolitik, um das Thema geklärt zu bekommen.

Untergruppenbachs Bürgermeister Andreas Vierling kann die Aufregung ebenfalls nicht verstehen. Die Läden seien "begehbare Verkaufsautomaten", sagt der Rathauschef, der sich als "Tante-M-Fan der ersten Stunde" bezeichnet. Tankstellen würden an Sonn- und Feiertagen ebenfalls Lebensmittel verkaufen. Für ihn ist deshalb nicht nachvollziehbar, weshalb Tante-M-Filialen geschlossen bleiben sollen. Er weiß, dass sich das Konzept in einer Grauzone bewegt. Für Andreas Vierling ist klar, dass gehandelt werden muss: "Wir wollen einen gesetzlichen Rahmen schaffen." Diese Geschäfte seien ein Baustein, "um in ländlichen Ortsteilen die Nahversorgung zu sichern". Dort müssten Konzepte mit einer anderen Kostenstruktur eingeführt werden.

Untergruppenbachs Bürgermeister lobt das Konzept

Dass Unterheinriet erfolgreich ist, hat der Bürgermeister mitbekommen. Und er sieht es vor Ort: Mülleimer sind mit Kassenzetteln gefüllt. Der Nachteil des Erfolgs: Regale seien oft leer, mit dem Auffüllen komme das Personal nicht nach. Das mindert nicht seine Haltung: "Das Konzept ist gigantisch."

 

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