Mobilität bleibt eine große Baustelle in der Region
A6-Ausbau, Neckartalbrücke, Masterplan gegen Fahrverbote: In und um Heilbronn versucht man, den Verkehr am Laufen zu halten. Doch die Perspektiven sind unklarer denn je.

Herrschte über Jahre auf den Straßen der Region Stillstand - im Stau wie beim Bau - ist nun einiges in Bewegung gekommen. Es wird geplant, optimiert und tatsächlich auch ausgebaut. Manches entwickelt sich überraschend schnell. Doch an anderen Stellen wird deutlich, wie schwierig es ist, heute die richtigen Weichen für morgen zu stellen. Denn selten war es so ungewiss, auf welche Weise sich die Menschen in zehn Jahren fortbewegen werden.
Das Jahr 2018 fängt auf der A6 mit einem beeindruckenden Schauspiel an. Im Januar wird das erste Teil der Stahlbrücke über die Bahngleise geschoben. So geht es in weiteren drei Takten auch noch über den Neckar, bis dann mit der Brückenhochzeit im November der nördliche Teil des Neckartalübergangs komplett ist. Der enge Zeitplan wird damit eingehalten. Sechsspurig soll die A6 ab April befahrbar sein und damit möglichst selten für Verdruss während der Bundesgartenschau sorgen.
Keine einfachen Lösungen für komplexe Probleme
Der Ausbau der A6 ist allerdings nur ein kleiner Baustein in einem komplexen System. Um dieses zu optimieren, haben sich schon 2017 die Städte Heilbronn und Neckarsulm gemeinsam mit dem Land Baden-Württemberg, den Firmen Audi und Schwarz-Gruppe sowie der Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg und der AVG zusammengetan. Innerhalb eines Jahres sind zahlreiche Verbesserungen auf der Stadtbahn Nord umgesetzt worden. Gutachten wurden erstellt, um an den neuralgischen Punkten etwas Entspannung zu bringen. Insbesondere die geplante zusätzliche Abfahrt der B27 an der Binswanger Straße in Neckarsulm treibt die Menschen um. Ein Bürgerentscheid könnte die Pläne, hier einen direkten Zugang zu den Gewerbegebieten im Osten der Stadt zu schaffen, durchkreuzen.
Auf welches Verkehrsmittel sollte man setzen?
Dabei geht es mitunter um die zuletzt so oft gestellte Frage, welchem Verkehrsmittel in Zukunft Vorrang eingeräumt werden soll. Einig sind sich viele in der Analyse des Status quo, dass der "motorisierte Individualverkehr" - das Auto - bereits an Grenzen gestoßen ist. Doch was ist die Alternative? Immer deutlicher wird, dass es unterschiedliche Antworten auf diese Frage in einer Großstadt und im ländlichem Raum gibt. Zwei Dinge hört man aber immer wieder: Zum einen herrscht große Verwirrung darüber, wie sich das autonome Fahren auf das Verkehrsaufkommen auswirken wird. Zum anderen liegen große Hoffnungen auf den sogenannten intelligenten Lösungen.
Als "intelligent" gilt dabei etwa die Nutzung von Apps für Mitfahrgelegenheiten ebenso wie die Verknüpfung verschiedener Verkehrsmittel. Beide Ansätze werden mit Nachdruck verfolgt. Doch spürbare Effekte im täglichen Verkehr sind kaum auszumachen. Von den zigtausenden Pendlern, die täglich durch Stadt und Landkreis rollen, nutzen nur wenige Hundert die Mitfahr-App, die beispielsweise von der Schwarz-Gruppe und Audi nun unterstützt werden. Und auch wenn das Fahrrad und insbesondere das E-Bike einen Boom erleben, wäre hier noch viel mehr möglich. Immerhin investiert Heilbronn nun in ein neues Fahrrad-Parkhaus am Bahnhof und versucht, ein Fahrradverleihsystem einzuführen. Im ersten Anlauf ging allerdings auch das schief.
Masterplan gegen das Fahrverbot
Katalysator für manche Entwicklung ist die Diskussion um Luftreinhaltung. Seitdem Fahrverbote auch in Heilbronn drohen und der Bund auf Dieselgipfeln Geld verteilt, rücken manche Themen wieder in greifbare Nähe. So ist die Zabergäubahn plötzlich Teil eines Masterplans Nachhaltige Mobilität für die Stadt Heilbronn. Man darf gespannt sein, ob eine große interkommunale Zusammenarbeit hier möglich ist.
Auch das Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg, an dem die Hochschule Heilbronn beteiligt ist, wird 2018 für die Nutzung freigegeben. Selbstfahrende Autos lassen die einen träumen, die anderen schaudern. Im Rahmen der Buga wird die Hochschule zeigen, was in diesem Bereich alles möglich ist. Zum einen soll ein fahrerloses Paketauto die Bewohner des Neckarbogens beliefern. Es wäre ein Pilotprojekt, das durchaus dazu beitragen könnte, den Verkehr zu reduzieren. Gleich neben dem Gelände sollen im Parkhaus Wohlgelegen Autos selbstständig einen Parkplatz ansteuern. Es würde die Welt wohl wieder ein bisschen produktiver machen, wenn sich der Fahrer bereits mit Geschäftspartnern an den Tisch setzen könnte, während das Auto nach der freien Parklücke sucht. Doch ob damit auch nur ein einziges Verkehrsproblem gelöst werden würde, bleibt eine unbeantwortete Frage.