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Veralteter Familienspaß? Minigolfanlagen sterben nicht aus

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Golfen im Miniatur-Format bleibt ein günstiger Familienspaß. Doch nimmt die Zahl der Plätze nicht eher ab? An diesen Standorten im Raum Heilbronn kann noch eingelocht werden.

von Julian Ruf
Hier wird im Sommer regelmäßig eingelocht: Der Minigolfpark in Bad Wimpfen. Seit mehr als  40 Jahren ist der Park in Besitz des Ehepaars Neubig.
Hier wird im Sommer regelmäßig eingelocht: Der Minigolfpark in Bad Wimpfen. Seit mehr als 40 Jahren ist der Park in Besitz des Ehepaars Neubig.  Foto: Veigel, Andreas

Minigolfanlagen rufen bei vielen Menschen schöne Kindheitserinnerungen wach: heiße Sommerabende mit kühlen Getränken, willkommene Freizeitbeschäftigung mit der ganzen Familie während des alljährlichen Camping-Urlaubs. Schon seit den 1950er Jahren gibt es diese Plätze in der gesamten Bundesrepublik. In den meisten Fällen liegen sie an beliebten Ausflugszielen einer Region, wie zum Beispiel an Badeseen oder Biergärten.

Gefühlt waren jedoch die Minigolfanlagen für Jung und Alt in den vergangenen Jahrzehnten noch viel zahlreicher vertreten. In Sinsheim und Leingarten mussten Plätze schließen.Wo kann im Raum Heilbronn noch Minigolf gespielt werden? Verlieren die Plätze in unserer modernen Freizeitgestaltung zunehmend an Bedeutung?


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Seit mehr als 40 Jahren in Betrieb

"Früher gab es definitiv mehr Minigolfplätze in der Region", erklärt Marie-Luise Neubig. Die Heilbronnerin betreibt den Minigolfpark in der Bad Wimpfener Cordovastraße zusammen mit ihrem Mann Günter. Und das schon seit 42 Jahren. "Heute gibt es einfach viel mehr Freizeitangebote, aus denen die Menschen wählen können. Andere Sportarten, wie Tennis oder Skifahren sind günstiger geworden. Minigolf hat da viel Konkurrenz bekommen und so an Beliebtheit eingebüßt", sagt Neubig.

Den Minigolfplatz in Bad Wimpfen hat das Ehepaar Neubig einst selbst aufgebaut. "Bevor der Minigolfplatz entstanden ist, war das hier alles nur grüne Wiese." Als Betreiber müssten beide hart mit anpacken. "Man muss sich selbst um alles kümmern und die Bahnen auch pflegen. Das ist viel Arbeit", verrät Frau Neubig. Mit weiteren Angestellten wäre ein Betrieb finanziell nicht aufrechtzuerhalten, und für Wochenendarbeit sei der Nachwuchs ohnehin nur schwer zu begeistern.

Denn gerade an den Wochenenden sind für Minigolfplätze die Hauptgeschäftszeiten. Die Saison läuft von März bis Oktober, je nach Witterung. Trotzdem böten Minigolfplätze weiterhin Spaß für die ganze Familie und das zu einem sehr kleinen Preis, wie Neubig ausdrücklich betont.

Golfen am Neckar

Unterhalb des Forchenwaldes am Lauffener Neckaruferweg wird ebenfalls noch Minigolf gespielt. Hier bietet Myriam Neuberger eine Anlage mit 18 Bahnen, inklusive uneingeschränktem Blick auf Weinberge und Neckar. "Es gibt immer weniger Minigolfplätze, das ist richtig", sagt Neuberger.

30 Jahre existiert ihr Platz bereits, seit zehn Jahren ist sie die Betreiberin. Trotz des Rückgangs der Anlagen habe sie keine Einbußen bei der Anzahl der Spieler festgestellt. "Minigolf ist für Familien vergleichsweise einfach sehr günstig, deshalb funktioniert es weiterhin." Dass in Deutschland viele Plätze ihre Pforten schließen mussten, liegt ihrer Meinung nach auch an der Bürokratie, die für den Betrieb einer Anlage nötig sei. Auch die Winterzeit sei schwierig, denn da ist im Freien kein Geld zu verdienen. Vor allem die Gastronomie ist für Neuberger sehr wichtig. Zu ihrem Minigolfplatz gehört ein Biergarten.

"Viele Minigolfplätze haben nur eine Blechhütte und verkaufen höchstens Eis. Das reicht oft nicht", resümiert sie. Den Biergarten öffnet Neuberger auch im Winter, denn es gibt einen Innenraum mit Kachelofen. "Ob ich im kommenden Winter noch aufmache, überlege ich noch. Das rechnet sich heute nicht mehr wirklich."

Alternatives Freizeitangebot in der Region

"In Heilbronn gab es früher zwei Minigolfplätze und einen in Bönnigheim", erinnert sich Thomas Tusek, erster Vorsitzender des Bahnengolfclubs Heilbronn. Der Verein betreibt die Minigolfanlage im Heilbronner Wertwiesenpark und spielt in der Verbandsliga Baden-Württemberg. Im Wertwiesenpark wird seit 1983 Minigolf gespielt. Damals ist die Bahn im Zuge der Landesgartenschau entstanden. Warum es immer weniger Minigolfplätze gibt, kann sich auch Tusek nur schwer erklären, vermutet aber ebenfalls, dass es am stetig wachsenden alternativen Freizeitangebot in der Region liegen könnte. "Bei uns ist trotzdem immer voll", sagt er.

In der Mühlhohlstraße in Sulzfeld befindet sich seit rund 60 Jahren die Minigolfanlage des MGC Sulzfeld. Der Platz ist für den Publikumsverkehr geöffnet, aber auch die Landesliga Baden spielt hier. "Der Trend zur Schließung von Anlagen ist da", sagt Vereinsvorsitzender Reiner Bergsmann. "Der Bedarf ist trotzdem vorhanden, manchmal ist bei uns brechend voll." Direkt nach Corona habe ein regelrechter Run auf Minigolf stattgefunden, der nun wieder etwas nachlasse. Einen Biergarten direkt neben der Anlage gibt es in Sulzfeld auch.

Begriffserklärung: Minigolf ist nicht gleich Minigolf. Die korrekte Sammelbezeichnung für den Sport ist eigentlich Bahnengolf. Im Bahnengolf gibt es verschiedene Untervarianten. Neben dem klassischen Minigolf zum Beispiel auch das Miniaturgolf mit genormten Bahnenbreiten von 90 Zentimetern. Beim sogenannten Cobigolf muss der Spieler den Ball zuerst durch ein bis zwei kleinere Tore bringen, bevor eingelocht werden kann. Sterngolf hat wiederum andere Bahnengrößen und andere Regeln. Beim aus dem skandinavischen Raum stammenden Filzgolf wird auf Filzbahnen gespielt.

 
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