Mensch und Roboter sollen Hand in Hand arbeiten
Durch digitale Technologien können bei der Buga Heilbronn neue Bauweisen realisiert und Ressourcen geschont werden. Professor Menges forscht in Stuttgart daran.

Professor Achim Menges erforscht daran, wie man nach dem Vorbild der Natur effizienter bauen kann. Außerdem geht es um planen und bauen aus einem Guss, die Digitalisierung macht"s möglich. Dennoch ist diese Herangehensweise die Ausnahme.
Herr Menges, wann ziehen Ihre Erkenntnisse als Standard in die Baubranche ein?
Menges: Aus technischer Sicht könnte man eigentlich heute schon so bauen. Und genau das wollen wir auf der Bundesgartenschau präsentieren. Es geht dabei auch nicht primär um eine Automatisierung bestehender Bauprozesse oder um das Ersetzen des Handwerkers durch Roboter. Vielmehr untersuchen wir, welche neuen Bauweisen möglich werden und wie Mensch und Maschine synergetisch zusammenarbeiten können. Holzverarbeitende Betriebe sehen das, was wir machen, eher als Bereicherung. Denn das handwerkliche Können ist immer noch präsent, es ist eine weitere Evolutionsstufe für Zimmerleute.
Aber?
Menges: Es sind eher die nicht-technischen Barrieren, die derzeit einer weiteren Verbreitung im Wege stehen. Digitale Technologien erfordern, das Entwerfen und Bauen integrativ zu denken. Bei uns ist die Planung und Ausführung aufgrund berufsständiger, regulativer und versicherungstechnischer Gründe aber immer noch getrennt. Ebenso fehlt es an Architekten, die mit diesen neuen Möglichkeiten umgehen können und sie gezielt einsetzen.
Die Pavillons für die Buga durchlaufen ein Baugenehmigungsverfahren wie jedes andere Gebäude auch. Ist das für die Behörden eine neue Welt?
Menges: Selbstverständlich ist das Neuland für alle Beteiligten. Deshalb bedarf es auch der Schnittstelle mit der Forschung. Wir können uns dabei aber glücklich schätzen, dass hervorragende Prüfstellen mit ausgewiesenen Experten und begeisterungsfähige Behörden an den beiden Bauvorhaben beteiligt sind.
Geht die Baubranche verschwenderisch mit Material um?
Menges: Viele Jahre haben wir uns primär um den Betriebsenergiebedarf von Gebäuden gekümmert. Perspektivisch führt das dazu, dass mehr Energie im Bauprozess als während der Nutzung anfällt. Sowohl der Ressourcenverbrauch als auch der CO2-Ausstoß sind enorm. Durch das Errichten neuer Gebäude weltweit wird jährlich fünfmal mehr CO2 produziert als durch den gesamten Luftverkehr. Dieses Bewusstsein ist allerdings noch nicht weit verbreitet, obwohl es eines der drängendsten Probleme unserer Zeit ist. Und da fangen unsere Forschungen an eine Rolle zu spielen: Digitale Technologien erlauben neuartige Bauweisen, bei denen es − wie in der Natur − möglich ist, durch komplexere und ausdifferenzierte Konstruktionsformen wesentlich weniger Ressourcen zu benötigen.
Stimme.de