"Mehr Kinder mit Covid-Symptomen bei SLK"
Kinderklinikchef Peter Ruef warnt davor, Infektionen "laufenzulassen". Er plädiert für mehr Anstrengungen, um Kindern sichere Teilhabe im Alltag zu ermöglichen.
Länder wie Dänemark, Großbritannien oder die USA verzeichnen teils stark steigende Hospitalisierungsraten, vor allem bei kleinen Kindern. Die Zahlen müssen sorgfältig interpretiert werden und sind nur bedingt mit der Lage in Deutschland vergleichbar, sagen Experten. Wir haben SLK-Kinderklinikchef Peter Ruef nach der Entwicklung in der Region gefragt.
Wie ist die Lage an der SLK-Kinderklinik?
Peter Ruef: Wir verzeichnen einen deutlichen Anstieg bei den stationären Aufnahmen von Kindern mit Symptomen, die im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion stehen. Das betrifft nicht nur Kinder bis fünf Jahre, die noch nicht geimpft werden können. Es betrifft die gesamte Altersgruppe zwischen null und 18 Jahren. Häufig sind die Symptome bei Kindern schwerer zu erkennen als bei Erwachsenen.
Wie geht es den Kindern?
Ruef: Die meisten Verläufe sind nicht akut dramatisch. Was mir aber Sorge bereitet, sind die möglichen medizinischen Spätfolgen, also Long-Covid oder PIMS, eine Multi-Entzündungserkrankung, die Kinder betrifft. Wir sehen außerdem große psychosoziale Probleme, die Suizidalität unter Kindern und Jugendlichen ist in einem Ausmaß angestiegen, das wir noch nicht erlebt haben.
Es wird derzeit viel über die Rückkehr zum Distanzunterricht diskutiert, einige Klassen praktizieren das auch schon, weil die Infektionszahlen so hoch sind. Was sagen Sie?
Ruef: Ich halte es für falsch und gefährlich, die derzeitige Infektionsdynamik bei Kindern laufen zu lassen, insbesondere wegen der oben erwähnten möglichen späteren Folgen, die wir noch gar nicht überblicken können. Es muss ein stärkeres Augenmerk darauf gelegt werden, Kinder in ihrem Alltag besser zu schützen. Gleichzeitig müssen wir alle Anstrengungen unternehmen, Kinder am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu lassen und nicht länger zu benachteiligen. Einrichtungen für Kinder und Jugendliche brauchen nach meiner Ansicht noch bessere Strategien zur Ansteckungsvermeidung.
Impfungen von Kindern ab fünf Jahren sind seit kurz vor Weihnachten möglich. Wie sind Ihre Erfahrungen?
Ruef: Ich spreche mich klar dafür aus, zum Schutz der Kinder. Und ich habe bisher noch keine ernsthaften Nebenwirkungen erlebt.
Zur Person: Professor Peter Ruef (57) ist seit 2011 Direktor der Kinderklinik am SLK-Klinikum am Gesundbrunnen in Heilbronn.
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