Mafia-Experte: Bezüge in die Region Heilbronn wurden vernachlässigt
Schwer bewaffnete SEK-Beamte haben in Beilstein einen gesuchten Mafiaboss verhaftet. Ein Mafia-Experte hält weitere Verbindungen des kriminellen Clans nach Heilbronn oder den Landkreis für wahrscheinlich.

Nach der spektakulären Festnahme von Antonino Falzone im Beilsteiner Teilort Söhlbach stellen sich die Fragen, wie das 37-jährige führende Mitglied der Cosa Nostra ausgerechnet in dem Sieben-Häuser-Örtchen gelandet ist und ob noch weitere Menschen in diesem Zusammenhang festgenommen worden sind?
Das Polizeipräsidium Heilbronn verweist auf Anfrage an das Landeskriminalamt nach Stuttgart. Dort ist man sich sicher, dass die Generalstaatsanwaltschaft in Stuttgart zuständig sei. Auf Nachfrage heißt es, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart die Ermittlungen übernehme.
Nein, ist dort die Antwort, die Staatsanwaltschaft in Heilbronn habe die Ermittlungen übernommen. Auf Nachfrage heißt es von dort, dass "die Staatsanwaltschaft Stuttgart einen Vorgang hierher übersandt hat, der hier frisch eingegangen ist und erst noch geprüft werden muss".
"Wenn Mitglieder der Mafia flüchtig sind, gehen sie zu Leuten, die sie kennen"
Dabei gibt es in Heilbronn durchaus interessante Anknüpfungspunkte. Das zumindest erklärt Sandro Mattioli. Der in Heilbronn geborene und aufgewachsene Journalist hat einen italienischen Vater und recherchiert seit Jahren zur italienischen Mafia. "Wenn Mitglieder der Mafia flüchtig sind, gehen sie zu Leuten, die sie kennen", sagt der 45-Jährige. Er hält deshalb Verbindungen nach Heilbronn oder den Landkreis für wahrscheinlich. Zumal aus Sicht Mattiolis Heilbronn von Ermittlern bislang vernachlässigt worden sei.
Er nennt in diesem Zusammenhang einen Vorfall, der sich im Juli dieses Jahres in Heilbronn ereignet hat. Damals wurde nach Angaben italienischer Medien ebenfalls ein Mitglied der Cosa Nostra in Heilbronn-Böckingen festgenommen. Es handelt sich dabei um Santo P., der seit 2008 gesucht wurde. Nach Angaben italienischer Medien wurde P. wegen Entführung und Raub gesucht. Kurios: 2019 hat er bei Dreharbeiten zum Ludwigshafener Tatort "Unter Wölfen" mitgespielt, der am Sonntag in einer Woche ausgestrahlt wird.
Mafiosi müssen nicht immer böse wirken
Dass der am Dienstag festgenommene Falzone eher zurückhaltend und unauffällig gewirkt haben soll, wundert Mattioli nicht. "Das Bild, dass einer, der zur Mafia gehört, auch böse wirken muss, ist nicht immer zutreffend. Das können ganz sympathische Leute sein." Falzone, so schätzt Mattioli den 37-Jährigen ein, gehöre eher zum militärisch-kämpferischen Flügel der Cosa Nostra.
Dass es im Stadt- und Landkreis Heilbronn innerhalb eines halben Jahres gleich zwei Festnahmen von Mafia-Mitgliedern gegeben hat, wertet Mattioli als Alarmzeichen. Was sich in der Vergangenheit im Raum Stuttgart bewegt hat, hat sich nach Heilbronn ausgeweitet."