Männermode-Geschäft Stilbruch schließt
Mit dem Geschäft Stilbruch verschwindet einer der wenigen Bekleidungsläden für Männer aus der Heilbronner Innenstadt. Inhaber Tom Bucher übt herbe Kritik an der Entwicklung der Stadtmitte.

Wenn Miriam und Tom Bucher Ende Februar ihr Männermode-Geschäft Stilbruch in der Sülmerstraße schließen, wollen sie sich nach fünf Jahren nicht sang- und klanglos aus der Heilbronner Einzelhandelslandschaft verabschieden. Tom Bucher, der in erster Linie als Immobilienmakler sein Geld verdient, will mit dem Aus auch das Augenmerk auf die von ihm erlebte Negativentwicklung der Heilbronner Innenstadt legen.
Das Paar hätte das Geschäft gerne weitergeführt
Es fehlt ihm an Atmosphäre und Aufenthaltsqualität. Das Sicherheitsgefühl der Kunden habe nachgelassen. Aus seiner Sicht gibt es viel zu wenige Geschäfte, die eine zahlungskräftige Kundschaft nach Heilbronn holen sowie einen Mangel an Gastronomie in Eins-a-Lagen wie der Fleiner Straße. Und schließlich missfällt ihm der Anteil an Migranten bei den Passanten, die in der Innenstadt unterwegs sind.
Gerne hätte das Paar sein Geschäft weitergeführt. Miriam Bucher ist Einzelhändlerin aus Leidenschaft, die ihrer männlichen Kundschaft gerne dazu verholfen hat, zum Rendezvous im passenden Outfit zu erscheinen. Gerade Männer seien in Sachen Mode oft ahnungslos und schätzten es, beraten zu werden. Mit Stilbruch verschwindet einer der wenigen Männerläden. "Wo soll ich jetzt einkaufen?", fragt sich Albrecht Gmelin, der als Stammkunde über die bevorstehende Schließung vorab informiert wurde.
Umsatzrückgänge wegen fehlender Frequenz
Steigende Umsätze hätten sich trotz guten Kundenzuspruchs nicht erwirtschaften lassen. Dass es nicht nur Stilbruch so ging, zeige die Schließung weiterer Modegeschäfte, zuletzt etwa Anziehend oder die Filiale von Peter Hahn, beide am Marktplatz. Umsatzrückgänge mit der wachsenden Onlinekonkurrenz zu erklären, greift für Tom Bucher zu kurz. Für ihn hat der Einzelhandelsstandort Heilbronn insgesamt gelitten:
"Die Innenstadt ist kein Magnet mehr zum Shoppen. Unsere potenzielle Kundschaft kauft zu 70 Prozent in anderen Städten ein." Man müsste jedoch das Geld und die Kundschaft in der Region halten, wünscht sich Miriam Bucher.
Keine Unterstützung der Stadt
Verantwortlich für die von beiden erlebte negative Entwicklung sei auch die Verwaltung. "Der Handel erfährt keinerlei Unterstützung, und die Wirtschaftsförderung ist sich ihrer Verantwortung für die Innenstadt nicht bewusst." Bucher freut sich über Buga, Experimenta und Bildungscampus, aber alles andere habe man darüber vernachlässigt: "Es wird alles schön geredet." Geärgert hat er sich zudem, dass die Stadt das frühere Schuhhaus Holzäpfel an der Lohtorstraße gekauft und Mitarbeiter einquartiert hat.
Stattdessen plädiert er dafür, dass die Stadt "strategisch wichtige Immobilien" aufkaufe, um das Geschehen steuern zu können. Private Vermieter seien sich ihrer Verantwortung bei der Mieterauswahl oft nicht bewusst. Auch seien Mieten zu hoch.
Anmerkung der Redaktion (9.1.2020): Manche Aussagen von Tom Bucher haben auf der Stimme-Facebookseite zu emotionalen Diskussionen geführt. Daher haben wir nochmal nachgehakt und die Reaktion Buchers in diesem Artikel veröffentlicht.

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