Mädchen-Bande in Heilbronn: Zwei Beschuldigte nicht mehr in Untersuchungshaft
Eine Gruppe von Mädchen hat im Sommer in Heilbronn für Aufsehen gesorgt. Sie stehen im Verdacht, andere verprügelt zu haben. 23 Taten sollen sie begangen haben. Die Mädchen ließen sich offenbar von Jungen anstacheln.
Die Mädchen sind zwischen 13 und 15 Jahre alt. Die Polizei bescheinigt ihnen eine hohe Gewaltbereitschaft. Bei ihren Taten war Alkohol mit im Spiel. Im Sommer traten sie in Heilbronn wiederholt mit Körperverletzungen in Erscheinung. Sie provozierten andere Mädchen und junge Frauen, die ihnen teilweise bekannt, teilweise fremd waren, und schlugen und traten dann auf ihre Opfer ein. Eine 14- und eine 15-Jährige kamen in Untersuchungshaft.
Staatsanwaltschaft Heilbronn: Eine Beschuldigte mit vielen Auflagen aus U-Haft entlassen
„Die beide Mädchen befinden sich seit Kurzem nicht mehr in Untersuchungshaft“, teilt Christiane Triaa von der Staatsanwaltschaft auf Stimme-Anfrage mit. Die eine Beschuldigte sei in einer Einrichtung der Jugendhilfe untergebracht worden. Bei der anderen Beschuldigten sei der bestehende Haftbefehl gegen ein umfangreiches Auflagen-Paket außer Vollzug gesetzt worden.
Das junge Alter der Beschuldigten und der im Jugendstrafrecht im besonderen Maße geltende Verhältnismäßigkeitsgrundsatz seien für diese Entscheidung maßgeblich gewesen, erklärt Triaa. „Die Untersuchungshaft sollte nach dem Willen des Gesetzgebers bei jugendlichen Straftätern die Ultima Ratio sein.“ Die Ermittlungen in diesem Komplex werden laut Staatsanwaltschaft zeitnah abgeschlossen. Da diese noch andauern, wurde bislang auch keine Anklage erhoben.
Michael Dzillack, Leiter des Hauses des Jugendrechts in Heilbronn, vermeidet den Begriff Mädchen-Bande oder Mädchen-Gang. Das sei nicht richtig. „Eine Gang oder Bande ist organisiert“, sagt der 58-Jährige. Das treffe auf die kriminellen Mädchen aus Heilbronn nicht zu.
Die Gruppe bestand nach Angaben des Ersten Kriminalhauptkommissars aus etwa 25 bis 30 gewaltbereiten Mädchen. Deren Taten seien situationsgebunden gewesen, erklärt Dzillack. „Denen kommt was in den Kopf, und dann machen die das.“
Mädchen schließen sich Jungen an
In jeweils unterschiedlichen Zusammensetzungen waren die Mädchen unterwegs. Einige von ihnen leben in Jugendhilfeeinrichtungen in der Herbst- und in der Oststraße. Sie trafen sich beispielsweise am Baum bei der Harmonie. In Heilbronn gibt es Dzillack zufolge zwei, drei Jugendgruppen. „Die Mädchen schließen sich denen teilweise an und wollen sich etablieren.“ Sie suchten Freundschaften, wollten ihren Platz in den Gruppen finden. Der Migrationsanteil sei hoch. „Man kann nicht von gutbürgerlichen deutschen Mädchen sprechen“, sagt der Kriminalhauptkommissar. Diese fielen zwar auch durch Kriminalität auf, aber eher mit Einzeltaten.
Die Taten der Mädchen richteten sich nicht nur gegen ihnen unbekannte Mädchen oder junge Frauen. Auch wechselseitig kam es zu Streitigkeiten und Schlägereien – je nachdem, in welcher Zusammensetzung die Gruppe zusammentrat. Angestachelt von Jungen, prügelten sie sich. Zehn bis 15 Kerle, sagt Dzillack, standen dann drumherum und filmten das mit der Handykamera.
Festnahmen sorgten für Ruhe
Das Vorgehen bei den Schlägereien war immer ähnlich. Die gewaltbereiten Mädchen sollen andere Mädchen und junge Frauen angesprochen und diese beschuldigt haben, Kontakt zum Freund einer Tatverdächtigen zu haben. Diese Vorhaltungen seien stets aus der Luft gegriffen gewesen, sagte eine Polizeisprecherin im August. „So wie Jungs sagen, sprich meine Freundin nicht an“, beschreibt es Dzillack. „Die Jungs leben es vor und die Mädchen leben es nach.“
Die Festnahmen von zwei Tatverdächtigen wertet der Leiter des Hauses des Jugendrechts als starkes Signal an die verschiedenen Gruppen. Seitdem seien die weiteren Mitglieder nicht mehr polizeilich in Erscheinung getreten. Sie hätten gesehen, dass etwas passiert, dass ihre Taten Konsequenzen nach sich zögen. „Es war für einige ein Schuss vor den Bug.“
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