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Luftfilter für alle Klassenzimmer sind in der Region Heilbronn umstritten

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Laut einer Umfrage unserer Zeitung verzichten die meisten Kommunen auf mobile Filter in den Schulen. Laut Kultusministerium können sie Lüften nicht ersetzen.

Mobile Raumluftfilteranlagen in den Klassenzimmern sieht die Landesregierung als präventive Maßnahme. Auf den Schulbetrieb haben sie aber keinen Einfluss. Maskenpflicht, Testen und Lüften sollen den Präsenzunterricht ermöglichen.
Foto: dpa/Weigel
Mobile Raumluftfilteranlagen in den Klassenzimmern sieht die Landesregierung als präventive Maßnahme. Auf den Schulbetrieb haben sie aber keinen Einfluss. Maskenpflicht, Testen und Lüften sollen den Präsenzunterricht ermöglichen. Foto: dpa/Weigel  Foto: Armin Weigel

Die Schulen in Baden-Württemberg bleiben trotz verschärfter Corona-Maßnahmen geöffnet. Maskenpflicht in allen Altersstufen, Lüften und tägliche Tests sollen das Infektionsgeschehen eindämmen. Ob Raumluftfilter in allen Klassenzimmern einen zusätzlichen Nutzen bringen, ist nach wie vor umstritten. Auch in der Region Heilbronn. Während in Güglingen ein Bürgerentscheid für Luftfilter in allen Klassenzimmern und Kitas nur an formalen Kriterien gescheitert ist, hat Eppingen großflächig in die Anlagen investiert.

Geräte können Infektionsrisiko senken

"Für einzelne Klassenzimmer könnten Luftfilter durchaus sinnvoll sein", räumt Güglingens Bürgermeister Ulrich Heckmann ein. Etwa, wenn sie nicht angemessen gelüftet werden könnten. Damit liegt der Rathauschef auf der Linie der Landesregierung. "Raumluftfiltergeräte dienen als Ergänzung und können das Infektionsrisiko in schlecht belüftbaren Räumlichkeiten senken", so ein Sprecher des baden-württembergischen Kultusministeriums gegenüber unserer Zeitung.


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Luftfilter entscheiden nicht über Präsenzunterricht

In der Summe lehnen der Güglinger Rathauschef und die Mehrheit des Gemeinderats die Forderung der Eltern aber ab, jeden Raum in den Schulen und Kindertagesstätten mit den Filtern auszustatten. "Luftfilter entscheiden nicht über Präsenzunterricht, Maskenpflicht und Lüftung in der Schule", sagt Heckmann. Die entscheidende Größe sei die Impfquote. Raumluftfilter in allen Klassenräumen seien angesichts der Verordnung des Landes Baden-Württemberg und der daraus folgenden Konsequenzen für den Unterricht in den Schulen "reine Staffage", ist der Rathauschef überzeugt.

Eppingen investiert knapp 2,2 Millionen Euro

Ganz anders der Ansatz in Eppingen: "Wir haben den großen Handlungsbedarf beim Thema ,Ausstattung Raumluftfilteranlage" erkannt und möchten diesen bestmöglich erfüllen, um den wichtigen Präsenzunterricht aufrecht erhalten zu können, Frischluftverteilung zu ermöglichen und um einen guten Schutz vor Infektionen im Raum zu bieten - flächendeckend und effektiv", so Vanessa Heitz, Pressesprecherin der Großen Kreisstadt. Insgesamt knapp 2,2 Millionen Euro hat die Stadtverwaltung für Beschaffung und Einbau der Raumluftfilteranlagen vorgesehen.

Eine Umfrage unserer Zeitung bei 55 Kommunen im Raum Heilbronn und in angrenzenden Landkreisen hat ergeben, dass 21 Städte und Gemeinden bereits in Raumluftfilteranlagen investiert haben. 34 haben keine Anlage angeschafft oder nicht geantwortet. Bei den Investitionskosten führt Eppingen die Liste mit großem Abstand an.

Heilbronn rüstet 90 Klassenzimmer aus

Die Stadt Heilbronn folgt mit geplanten 450.000 Euro für insgesamt 90 Klassenzimmer. Die Gemeinde Siegelsbach stattet ihre drei genutzten Klassenräume aus. Die Kosten liegen hier bei rund 3200 Euro. Die anderen Kommunen, die in Luftfilter investieren, bewegen sich dazwischen.

Schulschließung für Landesregierung keine Option mehr

"Grundsätzlich gilt: Schulschließungen sollten keine Option mehr sein", so der Sprecher des Kultusministeriums. Um den Kindern und Jugendlichen ihr Recht auf Bildung zu garantieren und die Lernlücken nicht größer werden zu lassen. Zudem hätten Studien ergeben, dass Schulen keine Infektionstreiber seien, so der Sprecher des Kultusministeriums. Die Ausstattung mit mobilen Raumluftfiltergeräten sei eine präventive Maßnahme, die mit anderen als Ergänzung zu sehen ist.

Fördermittel

Der Bund fördert die Anschaffung von mobilen Raumluftfiltergeräten für Räume mit eingeschränkter Lüftungsmöglichkeit in Einrichtungen mit Kindern unter zwölf Jahren mit einem Anteil von 50 Prozent. In diesen Fällen übernimmt auch das Land 25 Prozent der Förderung. Das Land fördert ferner die Anschaffung von mobilen Raumluftfiltergeräten für eingeschränkt belüftbare Räume mit Kindern ab zwölf Jahren, für gut belüftbare Räume sowie die Anschaffung von CO2-Sensoren mit einem Anteil von 50 Prozent.

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Kommentare

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Markus Henkel am 06.12.2021 16:32 Uhr

Manche Schulträger und Kommunalpolitiker lehnen Luftfilter ab, weil sie die Ausgaben dafür scheuen. Stattdessen wird vollmundig immer wieder versichert, dass die Schulen offen bleiben sollen. Nur was macht man, wenn die Ansteckungen und Fehlzeiten von Kindern und LehrerInnen aufgrund von Corona überhand nehmen? Dann ist das Schulgebäude zwar offen, aber die Kinder lernen nichts – außer, wie entbehrlich sie für das Bildungssystem sind.

Die Fakten: Kinder erkranken zwar meist nur leicht an Covid; schwere Verläufe bzw. chronische Langzeitschäden sind jedoch nicht ausgeschlossen. Ein Impfstoff ist zwar in der EU zugelassen, wird aber aktuell von der StIKo für 5 bis 11-Jährige nicht empfohlen. Sogar impfwillige Eltern würden zögern, ihre Kinder damit impfen zu lassen (siehe Israel). Die zynische Gleichung mancher Politiker: Geimpfte Kinder mögen den Anteil ungeimpfter Erwachsener ausgleichen, dann wird das Risiko für alle kleiner.

An Schulen wird indes bei winterlichen Temperaturen immer noch gelüftet, während in Landtagen, Ministerien und Firmen längst Luftfilter installiert sind. Erwachsene gönnen sich offenbar gerne, was sie Kindern verweigern: Eine gesunde Raumatmosphäre.
Als nicht ausreichend (also schlecht) belüftbar gelten dem RKI Räumlichkeiten, die nur einseitig oder durch gekippte Fenster gelüftet werden können. Das entspricht fast allen Klassenzimmern. Warum stehen dann dort nicht längst Luftfilter?

Selbst wenn wir – wider jeder realistischen Erwartung – mit schnellen und massenhaften Kinderimpfungen die Ansteckungsraten schnell senken könnten, stünden wir doch bei der nächsten Mutation (z. B. Omikron) für die es noch keine passende Impfung gibt, wieder vor demselben Problem. Impfungen erkaufen nur Zeit, Luftfilter schützen langfristig. Natürlich nicht als einzige Maßnahme, aber es spricht ja auch nichts gegen zusätzliches Lüften in den Pausen – und Impfungen.

Es ist fahrlässig, Familien offene Schulen zu versprechen, wenn nicht auch erklärt wird, wie eine gesunde Lernatmosphäre für Kinder sichergestellt werden soll.

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