Lebensmittelhändler aus der Region erwarten Ansturm vor Ostern
Mit Erstaunen und Unverständnis haben Lebensmittelhändler in der Region auf die Corona-Pläne zur Osterzeit reagiert. An Gründonnerstag, einem der umsatzstärksten Tage des Jahres, sollen auch Supermärkte schließen. Sie rechnen damit, dass der Ansturm am Mittwoch vor Ostern und am Karsamstag umso größer wird.
Update (24.03.2020, 12.15 Uhr): Die erst wenige Stunden alte und hoch umstrittene Corona-Osterruhe wird es nicht geben. Die Kanzlerin macht einen Rückzieher und übernimmt die Verantwortung für die Verwirrung.
"Ich hab nur noch den Kopf geschüttelt", sagt Denis Dannenberg. Der Chef eines Edeka-Marktes in Bad Wimpfen erwartet, dass der Kundenandrang in seinem Markt am Mittwoch vor Ostern enorm sein wird. "Das wird ein Chaos werden." Teil der Bund-Länder-Beschlüsse von Montagnacht ist ein verschärfter Lockdown über Ostern. Gründonnerstag und Karsamstag sollen "Ruhetage" sein, der sonst geschäftsoffene Gründonnerstag wie ein Sonntag behandelt werden. Das hieße, wenn die Regel so umgesetzt wird: Auch Lebensmittelhändler müssen am Donnerstag kommender Woche schließen.
"Gründonnerstag", sagt Dannenberg, "ist der umsatzstärkste Tag im Jahr." Entsprechend werde sich der Kundenansturm verlagern. Details zur rechtlichen Grundlage stehen noch aus. "Der Bund wird dazu einen Vorschlag zur rechtlichen Umsetzung einschließlich der Begründung vorlegen", heißt es im Bund-Länder-Papier von Montag.
OB Mergel: "Unbehagen" vor Osterruhetagen
Heilbronns OB Harry Mergel will sich zu den neuen Corona-Regeln erst äußern, wenn sie konkret auf dem Tisch liegen. Die Vorstellung, dass es einen starken Andrang in den Geschäften geben könnte, bereite ihm Unbehagen, so Mergel. Er hoffe, "dass die konkrete Regelung vom Land so frühzeitig kommuniziert wird, dass die Menschen vorausschauend planen und einkaufen können".
Einlasskarten eine Option bei Kaufland
„Bereits an Weihnachten haben wir Tage mit besonders hoher Kundenfrequenz gut gemeistert“, teilt die Kaufland-Pressestelle mit. Plexiglasscheiben und Bodenmarkierungen gehörten zur Ausstattung der Filialen. „Aufgrund unserer großen Verkaufsflächen sowie den breiten Gängen können wir die geforderte Kundenanzahl sowie die Mindestabstände in der Regel gut einhalten.“ Wenn nötig, werde man die Zahl der Einkaufswagen begrenzen oder den Zutritt mit Einlasskarten beschränken.
Logistische Herausforderung bei den Lieferketten
"Sehr überrascht" zeigt sich auch Steffen Ueltzhöfer, der in der Region sechs Edeka-Märkte betreibt. "Das ist auch eine logistische Herausforderung." Lieferanten folgen festen Plänen, liefern Frischware an. All das gerät durcheinander. Und die Supermärkte müssen bei erwartbarem großen Kundenandrang darauf achten, dass alle Hygieneregeln und die maximale Kundenzahl eingehalten werden.
"Wir appellieren an alle, alleine zum Einkaufen zu gehen", sagt Ueltzhöfer. Trotzdem ist zu erwarten, dass viele Familien den Festtagseinkauf gemeinsam erledigen - zumal am Mittwoch an vielen Schulen die Osterferien beginnen. "Am Mittwoch und Samstag wird sicher mehr los sein", erwartet Sevilay Kücük vom Heilbronner Lebensmittelhändler Basak Feinkost. Jetzt müsse man die Personalplanung anpassen.
Handelsverband spricht von Schildbürgerstreich
Der Handelsverband Baden-Württemberg (HBW) bezeichnete den Oster-Lockdown als Schildbürgerstreich und übte harte Kritik an der geplanten Schließung der Lebensmittelhändler an Gründonnerstag. „Dadurch wird es zu erhöhtem Kundenandrang am Mittwoch davor und dem folgenden Samstag kommen", erwartet HBW-Hauptgeschäftsführerin Sabine Hagmann. "Den Lebensmittelhandel mit seinen nachweislich hervorragend funktionierenden Hygienekonzepten für einen Tag zuzumachen, hilft im Kampf gegen Corona nicht weiter." Vielmehr würden die Menschen weiter unter Druck gesetzt, kritisiert Hagmann: "Wir hoffen, dass es nicht zu Panikeinkäufen kommt und unsere Kunden die Nerven bewahren."