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Längere Laufzeit für Atomkraftwerke: Wie Habecks Pläne in Neckarwestheim ankommen

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Die Pläne von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, zwei Atomkraftwerke im ersten Quartal 2023 weiterzubetreiben, kommen für viele Neckarwestheimer nicht überraschend. Atomkraftgegner fordern die Abschaltung.

Auch im ersten Quartal des neuen Jahres könnte es aus dem Kühlturm des GKN dampfen: Der Reservebetrieb wird immer wahrscheinlicher.
Foto: Archiv/Seidel
Auch im ersten Quartal des neuen Jahres könnte es aus dem Kühlturm des GKN dampfen: Der Reservebetrieb wird immer wahrscheinlicher. Foto: Archiv/Seidel  Foto: Seidel, Ralf

Am Dienstagabend verkündete Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), dass die Atomkraftwerke Neckarwestheim und Isar 2 im ersten Quartal 2023 wohl als Einsatzreserve genutzt werden. Bislang hatte sich der Betreiber, die EnBW, "voll und ganz auf die endgültige Abschaltung" zum Jahresende sowie den Rückbau eingestellt, teilt das Unternehmen auf Stimme-Nachfrage mit. Nun sehe man die Herausforderung in den "kurzfristigen Anforderungen für Planung und Organisation" und hofft deshalb auf eine möglichst frühzeitige finale Entscheidung der Bundesregierung über den Einsatz des Gemeinschaftskraftwerks Neckar (GKN) II.

Keine klare Kommunikation

Für einige Neckarwestheimer kommt die Ankündigung über den Weiterbetrieb nicht überraschend. "Mir war schnell klar, dass es in diese Richtung gehen wird. Spätestens als bekannt wurde, dass das AKW über das Jahresende hinaus am Netz bleiben soll", sagt Ronald Heuthe. Angesichts der Energiemangellage hält der Neckarwestheimer, der auch im Vorstand der Bürger-Energie-Genossenschaft ist, einen möglichen Weiterbetrieb für sinnvoll. Ob die Laufzeit über den April hinaus verlängert wird, hänge ganz von der Entwicklung der politischen Lage und dem Ukrainekrieg ab. Wenn das aber dazu führe, dass das Kraftwerk durch die Hintertür weiterbetrieben wird, würde die Politik "die Geduld der Bürger missbrauchen", sagt Heuthe.

Dass über die Zukunft des Atomkraftwerks im Vorhinein nicht schnell und klar kommuniziert wurde, bedauert er. "Es ist schade, dass sich die Politik so lange mit diesem Thema befassen muss, bis sie eine Entscheidung trifft. Das stärkt nicht gerade die Autorität Berlins."


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Grundsätzlich begrüßt Reimund Brosi den Weiterbetrieb, "sofern die Sicherheit gewährleistet ist. Es bedarf sicherlich einiger Anstrengungen, aber ich hoffe, die Betreibergesellschaft schafft das." An eine Laufzeitverlängerung glaubt der Neckarwestheimer nicht, er schließt sie aber auch nicht aus.

Der Weiterbetrieb des GKN sei erwartbar gewesen, sagt Sabine Werdehausen. Glücklich ist die Vorsitzende der örtlichen SPD-Gemeinderatsfraktion darüber nicht, aber "mit einem Weiterbetrieb über drei, vier Monate kann ich leben".

Harte Kritik von Gegnern

Harte Kritik übt Franz Wagner, Sprecher des Bundes der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar: "Dass Habeck so früh einknickt, hat schon etwas überrascht, aber nicht seine Entscheidung als solche, denn ihm fehlen leider Rückgrat und Verantwortungsbewusstsein." Allerdings könne das Atomrecht nur vom Parlament geändert werden. Und ein AKW-Weiterbetrieb ohne Sicherheitsüberprüfungen sei nur mit schwersten Rechtsbrüchen zu beschließen.

BUND-Landesvorsitzende Sylvia Pilarsky-Grosch hält es für "unverantwortlich", die Atomkraftwerke weiterlaufen zu lassen: "Neckarwestheim II muss wie geplant vom Netz gehen und ausgeschaltet bleiben."

 


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