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Gnadenfrist für die Atomkraft - mehr nicht

  
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Zwei Meiler werden voraussichtlich etwas länger am Netz bleiben als geplant. Das ist vernünftig – aber kein Anzeichen dafür, dass die Technologie noch eine Zukunft hat, kommentiert unser Autor.

Von von Thorsten Knuf

Es kann nun keinen Zweifel mehr geben: Deutschland wird den endgültigen Ausstieg aus der Atomkraft um einige Monate verschieben. „Stand heute“ gehe er davon aus, dass die beiden Meiler Neckarwestheim in Baden-Württemberg und Isar 2 in Bayern bis in den April weiterlaufen werden, sagt der grüne Wirtschaftsminister Robert Habeck. Zur Begründung verweist er darauf, dass in Frankreich ein Großteil der dortigen Atomkraftwerke gerade keinen Strom produziert. Wenn Deutschland nicht aushilft, drohen schwere Störungen im europäischen Stromsystem.

Die formale Entscheidung über einen befristeten Weiterbetrieb der zwei deutschen Meiler über den Jahreswechsel hinaus soll zwar erst im Dezember fallen. Es ist aber kaum vorstellbar, dass Habeck noch einmal hinter seine jüngste Feststellung zurückgeht. Dass er jetzt schon einen Pflock einschlägt, ist in mehrfacher Hinsicht sinnvoll: Energiepolitisch, weil angesichts der gegenwärtigen Energiekrise so viel Erzeugungskapazität wie möglich am Netz bleiben sollte. Europapolitisch, weil Berlin seinen Partnern signalisiert, dass sie sich im Winter auf Deutschland verlassen können. Und innenpolitisch, weil das Land gerade vieles braucht, aber bestimmt keine weitere Großdebatte über die Atomkraft.

Ob im Frühjahr dann wirklich Schluss ist oder der Ausstieg noch einmal für kurze Zeit nach hinten verschoben werden muss, wird man dann sehen. Wichtig ist nur, dass sich hierzulande niemand Illusionen hingibt: Eine Renaissance der Atomkraft wird es nicht geben. Die Technologie ist mit großen Risiken behaftet, der Bau neuer Meiler schlicht zu teuer. Die Zukunft gehört den Erneuerbaren – Laufzeitverlängerung hin oder her.


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