Kunde ist verärgert über Gebühren seiner Bank
Die Volksbank Heilbronn erhöht für einen Geschäftskunden die Einzahlungsgebühren am Geldautomaten. Diese rechtfertigt die Kosten und verweist auf erhöhte Kartenzahlungen. Über das Für und Wider von Bargeld.

Ralf Dofek ist sauer auf seine Bank. Die teilte ihm mit, dass er künftig für Bareinzahlungen am Geldautomaten pauschal 25 Euro Sondergebühren pro Monat bezahlen muss. Dofek ist Geschäftsführer und Pächter des Zeitschriften- und Lottoladens Tickets and more an der Allee in Heilbronn. Freitagmittags habe ihn der Bankberater der Volksbank Heilbronn angerufen und erklärt, dass ihnen die Kosten für die Wartung der Einzahlungsautomaten davonliefen. Bei einem Termin bei der Bank hätten er und sein Berater die Standpunkte klar gemacht, sagt Dofek. "Ich wäre bereit gewesen, meinetwegen zwölf Euro mehr zu bezahlen, und wollte nicht die große Konfrontation."
Die Volksbank bestätigt die Einführung von Gebühren. "Der Bargeldverkehr verursacht einen erhöhten Aufwand", sagt Pressesprecher Timo Capriuoli. Vor allem in der Pandemie habe die Volksbank festgestellt, dass Privatkunden vermehrt mit Karte bezahlen. Ein Trend, den man schon länger beobachte. "Bezahlen mit Bargeld ist auch die vergangenen Jahre deutlich zurückgegangen", sagt Capriuoli.
Zeitungen, Zigaretten und Toto-Lotto im Sortiment
Für Dofek sind die Argumente der Bank nicht auf sein Geschäft übertragbar. Das liege vor allem am Sortiment. Zeitschriften, Zigaretten oder den Lotto-Tip bezahlten die Kunden überwiegend bar. "Das Kartengeschäft ist für mich uninteressant. Unsere Kunden sind nicht bereit dazu." Es sei eine Kernkompetenz einer Bank, Geld ein- und auszubezahlen. Was ihn ärgert: Er habe sich bei Kollegen und Geschäftsleuten mit ähnlichen Umsätzen unterhalten. "Die wissen nichts von einer Sondergebühr."
Capriuoli erklärt, dass sich die Gebühren an der Anzahl der Einzahlungen am Geldautomaten orientierten. Dofek, dessen Geschäft schräg gegenüber der Volksbank Heilbronn lieg, zahlt regelmäßig Bargeld am Automaten ein.
Dass Kunden während der Pandemie vermehrt mit Karte bezahlen, bestätigt die Bundesbank. Laut einer Erhebung aus dem vergangenen Jahr seien 30 Prozent der Zahlungen mit Karte erfolgt. Drei Jahre zuvor habe der Wert noch bei 21 Prozent gelegen. Interessant: Trotz der Pandemie habe die Bundesbank 2020 netto 70 Milliarden Euro an Bargeld ausbezahlt - zehn Milliarden Euro mehr als im Jahr zuvor, erklärt Bundesbank-Vorstand Prof. Johannes Beermann. "Die Corona-Pandemie hat der Beliebtheit des Bargelds wenig Abbruch getan." Mit Hinblick auf bargeldloses Bezahlen in Ländern wie Schweden erklärt Beermann, dass das Land viel dünner besiedelt sei als Deutschland. "Schweden kann kein Vorbild sein." Deutschland habe mit 28.000 Bankstellen und 58.0000 Geldautomaten eine sehr gut ausgeprägte Bargeldinfrastruktur.
"Banken benötigen neue Einnahmequellen"
Prof. Hans-Peter Burghof, Bankexperte der Universität Hohenheim, äußert Verständnis für neue Kostenmodelle von Banken. "Sie verdienen nicht mehr über die Zinsmargen ausreichend Geld, um ihre Kosten zu decken. Die Zinsmarge als Ertragsbasis ist damit erst einmal tot." Sie benötigten neue Einnahmequellen. "Ich sehe nicht, wie die klassischen Banken überleben sollen, wenn sie systematisch und dauerhaft mit dem Zinsgeschäft Verluste machen." Beermann resümiert: "Alle Bezahlformen habe ihre Berechtigung und jede ihre Vorteile." Für größere Beträge, Zahlungen im Ausland oder Einkäufe im Internet würde er Kartenzahlung vorziehen.
Kunden zahlen längst auch kleine Beträge mit Karte. Selbst beim Bäcker gehen die Brötchen ohne Münzenklimpern über die Ladentheke. Mehr als jeder zweite Kunde bezahlt "mit Karte", sagt ein Sprecher der Rewe-Märkte. Sie schätzten die Bequemlichkeit. Blicke man auf den reinen Zeitfaktor, so sei das NFC-basierte Zahlen das schnellste Verfahren. NFC meint: Die Karte wird an der Kasse nur ans Gerät gehalten und nicht eingesteckt.
Gefahren des nicht-baren Bezahlens
Die Nutzung von Giro- oder Kreditkarte sei während der Corona-Pandemie um zehn Prozent gestiegen, so der Rewe-Sprecher weiter. "Für uns als Händler haben digitale Versionen auch Handlings- und Versicherungsvorteile." Bargeld müsse zur Bank gebracht oder von einem Geldkurier abgeholt werden, Münz- und Wechselgeld ist bereitzuhalten. Burghof von der Uni Hohenheim sieht im nicht-baren bezahlen aber auch Gefahren: "Die Möglichkeiten des Staates, seine Bürger zu kontrollieren, sind im digitalen Zeitalter größer als jemals zuvor. Die Rolle des Staates ist besorgniserregend."
Wer im Supermarkt mit Karte zahlt, kann sich in vielen Märkten an der Kasse zusätzlich Bargeld vom Konto auszahlen lassen. Ein Service. Banken und Sparkassen dünnten ihre Filialnetze aus, sagt der Rewe-Sprecher. Die Bargeld-Auszahlungen dämpften die negativen Folgen. Weitere Zahlungsmöglichkeiten sind mit Apple- oder Google Pay auf dem Vormarsch. Edeka bietet einem Sprecher zufolge zudem eine eigene App in vielen Märkte an.
