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Abschlusserklärung in Dubai
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Kritik nach UN-Klimagipfel auch aus Heilbronn – Zu viele "Schlupflöcher"

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Umweltexpertin und Professorin Katja Mannschreck von der Hochschule Heilbronn kritisiert die Beschlüsse der Staaten nach dem UN-Klimagipfel in Dubai. Vor allem für die Inselstaaten seien sie "ein Schag ins Gesicht".

Sultan Ahmed al-Dschaber (Mitte) nannte die Einigung der Staaten "historisch". Weitaus kritischer sieht das HHN-Professorin Katja Mannschreck.
Fotos: dpa, Könnecke
Sultan Ahmed al-Dschaber (Mitte) nannte die Einigung der Staaten "historisch". Weitaus kritischer sieht das HHN-Professorin Katja Mannschreck. Fotos: dpa, Könnecke  Foto: Peter Dejong

Die UN-Klimakonferenz in Dubai liegt nun ein paar Tage zurück. Als Durchbruch galt, dass sich die 197 Staaten auf eine Abschlusserklärung geeinigt hatten. Erstmals wird darin nämlich zur Abkehr von fossilen Brennstoffen aufgerufen.

Umgekehrt heißt das aber auch: Ein Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas gibt es nicht. Stattdessen wurde sich in den Beschlüssen auf einen Übergang weg von fossilen Energieträgern, "auf eine gerechte, geordnete und faire Weise" geeinigt.

Katja Mannschreck kritisiert Beschlüsse

Alles sehr "dehnbare" und wage Formulierungen, kritisiert Katja Mannschreck, Professorin für Chemie an der Hochschule Heilbronn (HHN), die unter anderem Umweltchemie und Grundlagen der Nachhaltigkeit lehrt.

Mannschreck hat außerdem sechs Jahre auf der Umweltforschungsstation Schneefernerhaus zur Atmosphäre geforscht. Umweltschutz sei ein Thema, das ihr nicht nur beruflich, sondern auch privat am Herzen liege.

 


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In dem 21-Seiten-Abschlusstext werden die Staaten aufgefordert, sich von fossilen Brennstoffen in ihren Energiesystemen abzuwenden.
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Die Bilanz der Weltklimakonferenz ist nicht so düster, wie sie scheint


Erdgas als Übergangslösung benannt: "Das hilft dem Klima nicht"

Mannschreck kritisiert vor allem die "Schlupflöcher und Hintertürchen", die in den Beschlüssen vorkommen. Beispielsweise, dass Erdgas als Übergangslösung benannt werde. Das könnten bestimmte Länder als Freifahrtschein sehen, Erdgas weiter zu fördern und auszuweiten. "Das hilft dem Klima nicht."

Dass für diesen Übergang emissionsfreie Technologien wie solche zur Abscheidung und Speicherung von CO2 beschleunigt entwickelt werden sollen, heißt die Professorin ebenfalls nicht gut. Diese seien nicht skalierbar und nicht dafür gemacht, dass die Menschen so weiter machen könnten wie bisher.

Eine historische Einigung sieht anders aus

Professorin Katja Mannschreck
Professorin Katja Mannschreck  Foto: Könnecke, Lisa

Aus Sicht der Länder, die den Klimawandel in aller Härte zu spüren bekommen und teilweise nicht mehr wüssten, wie sie sich vor den Folgen schützen könnten, seien die Beschlüsse der UN-Klimakonferenz "ein Schlag ins Gesicht", so Katja Mannschreck.

Sultan Ahmed al-Dschaber, der Präsident der Konferenz in den Vereinigten Arabischen Emiraten, der die Einigung "historisch" nannte, pflichtet die Professorin nicht bei. Historisch wäre gewesen, "wenn der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen knallhart dagestanden wäre".

Bei knapp 200 Staaten sind Interessenskonflikte vorprogrammiert

Außenministerin Annalena Baerbock gab sich optimistischer. Sie sprach vergangenen Mittwoch von einem "Tag der großen Freude". Für die EU und Deutschland sei dies "nur ein Anfang": Man wolle nicht nur raus aus den fossilen Energien, sondern auch die verletzlichsten Staaten unterstützen.

Bei knapp 200 Staaten seien die Interessenskonflikte groß, weiß auch Professorin Katja Mannschreck. Die Welten von Ölmächten und kleinen Inselstaaten treffen aufeinander. "Um jedes Komma, jedes Wort, jede Formulierung wird gefeilscht."

Aus Sicht der Weltpolitik: Immerhin Konsens

Aus Sicht der Weltpolitik sei das Ergebnis daher das, "was momentan möglich ist". Man habe sich zumindest auf einen Konsens geeinigt.

Nicht unerwähnt will die Professorin lassen, dass sich auch in Vorlesungen über Klimakonferenzen ausgetauscht wird. Internationale Klimapolitik und Co. seien Teil der Ausbildung für die angehenden Ingenieure im Studiengang Umwelt- und Prozessingenieurwesen.

 
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