Heilbronner Kripo-Beamte berichten, wie sie mit dem Sichten von Gewaltvideos umgehen
Polizeibeamte der Heilbronner Ermittlungsgruppe Hydra sind täglich mit grausamem Videos von Kinderpornografie bis Mord konfrontiert. Wie sie damit fertigwerden und welche Tipps sie haben, sollte man solche Inhalte geschickt bekommen, erläutern sie im Gespräch.

Missbrauch, Folter, Tötung. Das Videomaterial, das Stefanie Megerle und Achim Holzmann täglich sichten müssen, ist grausam. Die Kriminalkommissarin und der Kriminalhauptkommissar der Kripo Heilbronn gehören zur Ermittlungsgruppe (EG) Hydra, die 2021 zur Bekämpfung von Kinderpornografie gegründet wurde. "Hydra deshalb, weil sobald wir einen Fall abgeschlossen haben, ein weiterer nachrückt", erklärt Holzmann die Benennung nach dem Ungeheuer der griechischen Mythologie.
"Wir wissen bei jedem Video vorher nicht, was uns erwartet", sagt die 26-jährige Megerle. "Im Bereich Missbrauch von Kindern ist alles dabei: Vom Baby bis zur 13-Jährigen. Von einem Täter bis zu mehreren Männern, die über ein Kind herfallen", berichtet Holzmann. Aktuell arbeiten 13 Beamte im Team Hydra. Nicht jeder ist für die Sichtung des belastenden Beweismaterials geeignet. "Wenn wir Unfälle, Folter, Tötungen von Kindern wie Erwachsenen sehen, muss man eine gewisse professionelle Distanz zum Gesehenen haben - eine Art Schutzpanzer", erklärt der 51-Jährige.
Emotionen abstellen
Stefanie Megerle schaue Videos etwa gestückelt, zum Beispiel Bild für Bild statt es abzuspielen, den Ton abgeschaltet. "Ich versuche beim Auswerten meine Emotionen abzustellen, nur das Bild zu sehen und nicht darüber nachzudenken, was dahinter steht", erklärt sie ihre Strategie zum Selbstschutz.
Der Hauptkommissar gibt jedoch auch zu: "Das gelingt nicht immer. Es gibt immer wieder Videos, die man nie vergisst." Er erzählt von einem Missbrauch eines vierjährigen Mädchens und ihren Schreien. Um Fälle wie diese zu verarbeiten, haben die betroffenen Beamten zwei Mal im Jahr eine Betreuung durch einen Psychotherapeuten, Möglichkeiten zur Gruppentherapie und einen Tag Sonderurlaub. Zudem würden die Beamten im Team der Hydra "aufeinander aufpassen", wie Megerle es formuliert. Noch dazu wechseln sich die Beamten turnusmäßig mit der Sichtung ab.
Stetige Zunahme kinderpornografischer Inhalte
Die Fälle im Zusammenhang mit Kinderpornografie haben in den vergangenen Jahren stetig zugenommen. Den sprunghaften Anstieg erklärt Stefanie Megerle wie folgt: "Die EG Hydra besteht erst seit März 2021, weshalb erst seit diesem Zeitpunkt eine zentrale Erfassung der Verfahren vorgenommen wird." Die Kommissariate bekommen teilweise Verfahren von anderen Abteilungen übermittelt. Dadurch wisse die Hydra möglicherweise nicht von diesen Fällen und somit fließen diese nicht in die Statistik mit ein. Achim Holzmann führt dazu aus: "Insgesamt sind es etwas mehr Fälle geworden und das Videomaterial wird immer schärfer durch die besseren Handykameras."
Warum haben sich die beiden für die EG Hydra entschieden? "Ich war zunächst im Bereich Jugendkriminalität tätig und kenne mich technisch gut aus." Holzmann sagt, die Arbeit müsse eben gemacht werden und ihm sei als Vater wichtig, gerade die kleinen Opfer zu schützen. Auch Megerle ist der Schutz der Kinder wichtig: "Es ist schön, wenn ich was verändern kann. Auch wenn die Masse der Fälle erschrecken ist, denke ich eher an das Wohl des einzelnen Kindes."
Kinder schützen
Um die eigenen Kinder vor Pädophilen zu schützen, raten die Kommissare, kritisch zu hinterfragen, wie das Foto vom Kind wirkt, was man zugeschickt bekommt sowie weiterleitet und keine freizügigen Aufnahmen zu teilen. Eltern sollten zudem mit ihren Kindern sprechen, die Eltern einzuweihen und die Fotos zu löschen, wenn etwa über die Whatsapp-Gruppe der Klasse kritische Fotos geteilt werden. Das automatische Herunterladen von Whatsapp-Bildern sollte zudem ausgestellt werden. Dies geht über Einstellungen, Speicher und Daten.
