Krähen sorgen für massive Schäden in der Landwirtschaft
Totalschaden auf dem Acker: Ein Ilsfelder Bauer hatte eine Petition zur Bekämpfung von Krähen gestartet. Nach der Antwort des Landtags an die Bauernvertreter ist klar, was ihr Vorstoß bewirkt hat.

Landwirte klagen über immer massivere Schäden, die Krähenvögel, allen voran Saat- und Rabenkrähen, verursachen. Betroffen sind nahezu alle Ackerfrüchte, wobei die Schäden im Gemüseanbau und im Mais besonders hoch sind. Markus Läpple, Gemüsebauer in Ilsfeld und Vorstandsmitglied im Bauernverband Heilbronn-Ludwigsburg, weiß von Schäden auf eigenen Flächen sowie auch auf denen seiner Kollegen zu berichten.
"Krähenvögel verursachen massive Schäden durch die Bank, egal ob Gemüsekulturen, wie bei mir bei Radicchio", berichtet Läpple. Ein Kollege habe ihm jüngst von Schäden im Kohl erzählt. "Gerade eben hat mir ein Kollege Bilder geschickt von Schäden bei Kürbissen. Die Pflanze hat zwei Blätter und dann kommt die Krähe und pickt sie raus. Weiter geht es mit Schäden an Erdbeeren und dann massiv auch am Mais. Auch an Bioflächen gibt es es immer mehr Probleme."
Was die Petition im Detail beinhaltet

Vor einem Jahr hat der Ilsfelder bei der Landesregierung eine Petition eingereicht mit dem Ziel, die Bejagung der Rabenkrähe zu vereinfachen. Im Detail geht es in der Petition darum, eine Genehmigung zur Bekämpfung in der Schonzeit binnen 24 Stunden zu erhalten. Hintergrund ist, dass die Krähenvögel in der Lage sind, innerhalb kürzester Zeit enorme Schäden auf Äckern anzurichten.
Eine weitere Forderung ist die Einrichtung eines Fonds, um Schäden in der Landwirtschaft zu regulieren. In dem Antwortschreiben teilt der Petitionsausschuss mit, dass den Behörden eine Entscheidung über Vergrämungsmaßnahmen "binnen weniger Arbeitstage" zugestanden werden müsse. Der Idee, Schäden durch den Staat auszugleichen, erteilt der Ausschuss ebenfalls eine Absage. Wildtiere seien herrenlos, es gebe keinen Rechtsanspruch auf Schadensausgleich.
Was die Petition immerhin bewirkt hat
Auch wenn die Petition aus Sicht der Bauern scheinbar ohne konkrete Ergebnisse ausging, so sieht Läpple dennoch Fortschritte. So seien die Behörden jetzt auf das Problem mit den Krähen aufmerksam geworden. Die treffe auf jeden Fall auf das Heilbronner Landratsamt zu.
Vor einigen Jahren, als die ersten Schäden im "Ländle" auftraten, musste Landwirt Läpple nach einigen Angaben mehrere Arbeitstage, bis zu einer Woche warten, ehe er die Abschussgenehmigung erwirkte. Inzwischen sei die Untere Jagdbehörde im Heilbronner Landratsamt deutlich schneller. "Die Mitarbeiter sind für das Problem der Landwirte sensibilisiert und handeln inzwischen binnen weniger Stunden", lobt Läpple.
Ein besonders dreister Fall
Andreas Frank, Biobauer in Gellmersbach, ärgert sich über die immer dreister auftretenden Krähen. Wegen des Regens konnte der Betrieb im Mai nicht pflanzen. Frank und seine Helfer stellten die Kisten mit den Jungpflanzen deshalb vorübergehend am Ackerrand ab. Mit dem Effekt, dass die Krähen die Setzlinge aus den Kisten herausgeholt und verteilt haben. "Rein aus Spieltrieb", ärgert sich der Biolandwirt. Auch nach dem Setzen seien die Jungpflanzen vor den Krähen nicht sicher. Erst nach etwa zehn Tagen säßen sie fest genug im Boden, dass sie nicht wieder herausgepickt werden.
Welche wirtschaftlichen Folgen Krähenangriffe haben

Die Konsequenz ist Mehrarbeit: "viel Zeit in die Hand nehmen, die Pflanzen immer wieder zurückstecken", so der Gellmersbacher: 500 Stunden händische Mehrarbeit pro Woche, so schätzt der Landwirt, kostet es, die Schäden zu beheben. Notdürftig versucht er mit einem Weinberg-Schussapparat, die Krähen zu verscheuchen. Immerhin kann Andreas Frank den Saatkrähen auch etwas Gutes abgewinnen: "Sie fressen uns die Drahtwürmer weg", so der Biolandwirt. Doch das Verhältnis stimme nicht: "Zu viel Schaden im Verhältnis zum Nutzen."
Bei Marcus Rieß in Lauffen hat es den frisch gesäten Mais erwischt. Der Wein- und Ackerbauer berichtet, das auf einem Drittel der eingesäten Fläche Totalschaden entstanden sei. "Die Pflanzen waren gerade fünf Zentimeter aufgekommen, als sich die Krähen über sie hermachten." Die Tiere würden von einer zur nächsten Pflanze hüpfen und diese dann ebenfalls aus dem Boden reißen.
Was einen Lauffener Bauer besonders ärgert
Die Schäden treten laut dem Lauffener Wein- und Ackerbauer meistens in der Mitte des Feldes auf: dort, wo man mit der Sämaschine kaum hinkommt, ohne Schäden zu verursachen. 0,8 Hektar hat der Landwirt inzwischen nachgesät, Kosten für Saatgut und Einarbeitung: 240 Euro. "Ich habe meinen Schaden dem Bauernverband gemeldet", so der Lauffener. Etwa 30 bis 50 Tiere sieht Rieß regelmäßig auf den Hochspannungsleitungen sitzen, die von Neckarwestheim her kommen.


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