Schulstart in Baden-Württemberg: Sozialverbände warnen vor hohen Kosten für Eltern
Zum Schuljahresbeginn am 15. September warnen Sozialverbände und Elternvertreter vor steigenden Kosten für die Einschulung. Besonders die Ausgaben für Ranzen, Material und Bücher belasten Familien mit geringem Einkommen stark.
Im Fokus der Kritik steht insbesondere die notwendige Investition in die Erstausstattung der Schüler und Schülerinnen beim Eintritt in die Grundschule. Im Rahmen der Einschulung summieren sich die Ausgaben für Arbeitsmaterial, Ranzen und Schultüte heutzutage schnell auf mehrere Hundert Euro.
Vor neuem Schuljahr: Sorge vor wachsendem sozialem Ungleichgewicht
Die Präsidentin des Sozialverbands VdK Deutschland, Verena Bentele, hat sich zum neuen Schuljahr besorgt geäußert: "Für immer mehr Familien wird der Schulstart zur finanziellen Belastung." Gerade für geringverdienende Eltern werde diese Entwicklung zum Problem. "Teilhabe bleibt für viele Kinder auf der Strecke", sorgt sich die VdK-Präsidentin um ein wachsendes soziales Ungleichgewicht.
Diese Situation drohe sich im neuen Schuljahr sogar weiter zu verschlimmern, meint Bentele. Sie verweist auf die Kosten für Schul- und Lehrbücher, die laut Statistischem Bundesamt binnen eines Jahres um 3,8 Prozent gestiegen seien. Für Kinder aus einkommensschwachen Haushalten verschärfe sich dadurch ein "strukturelles Problem" -- ihre Teilhabe an Bildung werde zunehmend erschwert, moniert die VdK-Präsidentin. Besonders hart treffe es Alleinerziehende und arme Familien mit mehreren Kindern. Nach Auffassung von Bentele reichen in der finanziellen Grundsicherung bedürftiger Familien die derzeitigen Regelsätze und die ergänzenden Bedarfe im Bildungs-Teilhabepaket vielfach nicht aus. Die Berechnung der Regelsätze und Bedarfe sei "realitätsfern und veraltet". Bentele fordert hier mehr Mittel.
Kritisch sieht auch der Vorsitzende des baden-württembergischen Landeselternbeirats (LEB), Sebastian Kölsch, die finanzielle Last, die insbesondere bei der Einschulung zu tragen sei. Er warnte im Gespräch mit der Heilbronner Stimme vor einer "Kommerzialisierung des Schulanfangs". Angesichts hoher Kosten für die schulische Erstausstattung drohten Familien, die über wenig Einkommen verfügten, auf der Strecke zu bleiben. "Wenn sie zur Einschulung alles neu kaufen, kann der Gesamtpreis schnell auf 500 Euro und mehr steigen", sagt Kölsch. Das sei eine große Investition, bei der viele Eltern aber auch den Druck empfänden, sie tätigen zu müssen, um ihrem Nachwuchs einen bestmöglichen Schulstart zu ermöglichen.
Der Vorsitzende appelliert aber auch an die Eltern, ihr Einkaufsverhalten zu überdenken. Gerade beim Ranzen-Kauf sehe man einen regelrechten Markenfetisch, der zu entsprechend hohen Verkaufspreisen führe, meint Kölsch.

Bildungs- und Teilhabepaket: Zuschuss von 195 Euro
Nach Angaben des baden-württembergischen Sozialministeriums bietet das Bildungs- und Teilhabepaket die Möglichkeit, den persönlichen Schulbedarf finanziell zu unterstützen. Hilfsbedürftigen wird im Kalenderjahr 2025 ein Zuschuss von 195 Euro gewährt. Die Zahlung erfolgt in zwei Raten: 130 Euro für das erste und 65 Euro für das zweite Schulhalbjahr. Das Geld ist für die Ausstattung wie Ranzen, Sportzeug und Hefte vorgesehen. beg