Konzept für Rückkehr der Fische nach dem Schozach-Giftunfall
Nach dem Giftunfall in Schozach und Gruppenbach im April 2019, mit Tausenden toten Fischen, fragen sich die Pächter der Fischereirechte, wie es weitergeht. Bei einem Runden Tisch wurden nun weitere Maßnahmen erörtert.

"Wir wollen unseren Beitrag zur Wiederbelebung mit Fischen beisteuern und unserer Hegeverpflichtung zum Wiederaufbau eines intakten und standorttypischen Fischbestandes nachkommen", erklärte Manfred Dörfler, Vorsitzender des Fischereivereins Lauffen. Am Mittwochabend hatten sie zu einem "Runden Tisch Schozach" nach Lauffen geladen, um mit Fischereibehörde, Gutachter und Bürgermeistern das weitere Vorgehen zu diskutieren.
Strategie für den Wiederbesatz
Gutachter Dr. Berthold Kappus aus Möckmühl regte eine Zusammenarbeit der Bewirtschafter an: "Wir brauchen eine Strategie für den Wiederbesatz, einen Hegeplan." Und er schlug dafür ein Konzept vor, das Bewirtschafter und Fischereibehörde gemeinsam erarbeiten sollen.
Wie Kappus warnte auch Dominik Geray von der Fischereibehörde des Regierungspräsidiums Stuttgart davor, unkoordiniert "Fische rein- und rauszuholen". Das bringe nichts. "Der Schuss geht nach hinten los", wie eine Studie aus der Schweiz mit Forellen gezeigt habe. Geray empfahl, eine "vernünftige Wiederbesiedlung der Gewässer". Dafür sieht Geray strukturell "gute Grundvoraussetzungen".
Aufstiegshilfe für Fische entsprechen nicht dem aktuellen technischen Standard
Es gebe allerdings, wie Gutachter Kappus festgestellt hatte, Problemstellen in Talheim sowie an der Rahmermühle in Heilbronn-Sontheim. Zum Beispiel entspreche eine Aufstiegshilfe für Fische in Sontheim nicht dem aktuellen technischen Standard. Im Rahmen einer gemeinsamen Strategie für die Wiederbesiedlung sei laut Kappus und Geray wichtig, dass Fische aus der Umgebung eingesetzt werden. Dafür biete sich der Neckar an. Zu den heimischen Arten gehören vor allem die Weißfische wie Hasel, Gründling und Döbel.
Manfred Dörfler betrachte eine zu bildende Hegegemeinschaft zunächst kritisch, da die Pächter jeweils ihre eigenen Interessen verfolgten. Dominik Geray machte jedoch deutlich, dass auch im Fall einer Zusammenarbeit jeder Pächter weiterhin seinen im Pachtvertrag festgeschriebenen Streckenabschnitt behalte.
Gemeinsames Konzept wird befürwortet
Im weiteren Verlauf der Sitzung gab es viele Stimmen, die den von Behörde und Gutachter empfohlenen Weg für ein gemeinsames Konzept befürworteten, mit dem Ziel, eine sinnvolle und nachhaltige Wiederbelebung der Gewässer zu erreichen. Dominik Geray hatte auch auf die guten Erfahrungen mit einer Hegegemeinschaft hingewiesen, die sich nach dem Fischsterben in der Jagst 2015 gebildet hatte.
Auch die Frage, ob es weniger Wasser in den Gewässern gebe, werde von Berthold Kappus untersucht. Daraus wird dann ein Maßnahmenbedarf abgeleitet und dort, wo es nötig erscheint, auch Eingriffe vorgenommen. Diese sollen Lebensräume für Fische schaffen und sichern, zum Beispiel durch im Wasser stehende Wurzeln.
Die rechtliche Seite wurde bei dem Treffen nur am Rande thematisiert. Es gibt derzeit ein strafrechtliches Verfahren. Die Gemeinde Ilsfeld hat einen Anwalt aus Stuttgart eingeschaltet, und um Akteneinsicht gebeten, erklärte Ilsfelds Bürgermeister Thomas Knödler.
Chemieunfall
In Ilsfeld floss am 4. April 2019 eine Chemikalie aus einem auf dem Gelände einer Spedition stehenden Fass in die Schozach und den Gruppenbach. Daraufhin starben Tausende Fische in den beiden Gewässern bis nach Heilbronn-Sontheim. Ein Gabelstaplerfahrer hatte das Fass beim Rangieren beschädigt. Feuerwehren und Bauhöfe waren im Einsatz. Die Fragen nach Schadenshöhe, Schuld und Schadenersatz sind noch nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen drei Mitarbeiter der Spedition wegen Gewässerverunreinigung.