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Kommunalwahl: Wie Heilbronn gewählt hat – und wie der neue Gemeinderat aussieht

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Bei der Kommunalwahl am Sonntag büßten die Grünen und SPD Stimmen ein. Die Politik der Ampelregierung hinterließ ihre Spuren. Erfreulich: Der Anteil der Frauen ist im neuen Gemeinderat so hoch wie nie. Warum die Migrantenpartei enttäuscht ist?

Von den zwölf bei der Wahl angetretenen Parteien und Wählervereinigungen verpasste nur BIG den Einzug in den Heilbronner Gemeinderat.
Von den zwölf bei der Wahl angetretenen Parteien und Wählervereinigungen verpasste nur BIG den Einzug in den Heilbronner Gemeinderat.  Foto: Christiana Kunz

Die CDU fühlt sich in ihrer Hochburg Heilbronn wieder etwas wohler. Bei der Kommunalwahl am vergangenen Sonntag konnten die Christdemokraten ihre Stimmenverluste, die sie seit 1980 (42,2 Prozent) bis 2019 (22,4 Prozent) verkraften mussten, wieder in ein kleines Plus umkehren. Die 370.935 Stimmen (+ 30.364) bescherten der CDU zehn statt bisher neun Gemeinderatsmandate. Diesen Erfolg sicherte sich die Partei dadurch, dass sie in allen Stadtteilen die Nase deutliche vorn hatte. Ihr stärkster Stadtteil war Biberach; in der Vergangenheit hatte sich dieses Privileg stets Kirchhausen gesichert.

Die AfD-Farbe Blau strahlt künftig heller als je zuvor im großen Ratssaal des Rathauses. Die Alternative für Deutschland kam auf 15,9 Prozent und sechs Mandate. Dies entspricht einem Plus von 6,2 Prozent gegenüber der letzten Kommunalwahl, als es zu vier Sitzen gereicht hatte. Insgesamt verbuchte die Partei am Sonntag 250.531 Stimmen für sich, 103.342 Stimmen mehr als 2019.


Böckingen nicht mehr fest in SPD-Hand

Am stärksten war die AfD in Böckingen mit 20,5 Prozent und ließ damit die SPD um 5,2 Prozentpunkte hinter sich. Eine Tatsache, die überrascht, war doch Heilbronns größter Stadtteil über Jahrzehnte hinweg fest in SPD-Hand gewesen. Namen wie Paul Mack, Erwin und Kurt Fuchs prägten über Jahre sozialdemokratische Politik.

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Die AfD ist aber längst in der Mitte der Heilbronner Gesellschaft angekommen. In jedem Stadtteil lag die Partei im Bereich zwischen zehn und 20 Prozent. Bis auf Raphael Benner sind die gewählten Stadträte kommunalpolitisch aber eher unbeschriebene Blätter. Katharina Mikov kennen viele noch, als sie 2022 bei der Heilbronner OB-Wahl gegen Amtsinhaber Harry Mergel antrat. Dass sie jetzt auf der anderen Seite des Ratstisches sitzt, stört sie nicht: "Ich freue mich auf die neue Aufgabe", sagte die Logopädin bei der Ergebnispräsentation am Montag im Rathaus.

Grüne in Heilbronn: Die Ära Theilacker ist zu Ende

Skeptischer Blick bei OB Harry Mergel bei der Wahlergebnispräsentation im Rathaus mit Monika Baumann (links) und IIsabelle Metzger.
Foto: Christiana Kunz
Skeptischer Blick bei OB Harry Mergel bei der Wahlergebnispräsentation im Rathaus mit Monika Baumann (links) und IIsabelle Metzger. Foto: Christiana Kunz  Foto: Christiana Kunz

Blasser ist in Heilbronn die Farbe Grün geworden. Statt acht vertreten künftig nur noch sechs Stadträte die Interessen der Grünen. Chancenlos war nach der Auszählung Stadtrat Wolf Theilacker. Der erste Grüne, der 1980 in den Gemeinderat gewählt worden war, landete abgeschlagen auf einem vorderen Mittelfeldplatz. Ein achtbares Ergebnis erzielte Lotte Käß. Die Schülerin holte 7253 Stimmen oder 3,34 Prozent.

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Groß war die Enttäuschung bei der SPD: Von Kommunalwahl zu Kommunalwahl sahen weniger Bürger ihre politische Heimat bei den Sozialdemokraten. 230.472 Stimmen (minus 54.657) sind eine erschreckende Entwicklung. Ihr Ziel, stärkste Fraktion zu werden, hat sie mit sechs Mandaten klar verfehlt.

Fraktionen haben mehr Kompetenzen

Auch wenn die Stimmenzahlen weniger werden, ist die Kernstadt für die FDP noch immer eine sichere Bank (9,0 Prozent), und die Freien Wähler punkteten vor allem in Neckargartach. Sie sind froh, wieder Fraktionsstärke (ab drei Stadträte) und damit mehr Kompetenzen zu haben. Überraschend sind die 15 Prozent der UfHN in Kirchhausen. Eine Erklärung hierfür wird noch gesucht.

Einen Paukenschlag gab es bei den Linken: Die Stadträte Konrad Wanner und Erhard Jöst wurden nicht mehr gewählt. Für die Partei sitzt nun Maria Haido im Rat. Die Betriebsratsvorsitzende landete mit 159 Stimmen vor Wanner und mit 452 Stimmen vor Jöst. Entsprachen die etablierten Stadträte nicht mehr den Vorstellungen der Basis?

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Was macht Alfred Dagenbach?

Mehr als nur einen Sitz hatte sich die Migrantenpartei "Gemeinsam für unser HN" versprochen. Ihr Wählerklientel scheint doch nur aus den eigenen Reihen gekommen zu sein. Gespannt sein darf man, wie sich Alfred Dagenbach verhält. 2019 zog der Böckinger für Pro als Einzelstadtrat in den Gemeinderat ein und landete später als Nicht-Parteimitglied bei der AfD – von der er sich Monate vor der Wahl wieder distanzierte. Keinen Fuß auf den kommunalpolitischen Boden bekam BIG, die als der türkischen Regierungspartei AKP nahestehend gilt. Sie kam auf 0,6 Prozent.

Den neuen Gemeinderat gehören 15 Frauen an. Dies entspricht einem Anteil von 37,5 Prozent. Bei der Wahl 2019 waren 13 Frauen in das 40er-Gremium gewählt worden. Die meisten Stadträtinnen (4) stellen die Grünen vor CDU (3) und AfD (3).

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