Kommentar zum Kinderporno-Fall: Haarsträubend
Eine ganze Menge ist in dem Fall schiefgelaufen, kommentiert unser Redakteur Helmut Buchholz. Die Versäumnisse von Polizei und Staatsanwaltschaft seien eine Panne.

So allmählich wird deutlich, wie viel im Heilbronner Kinderporno-Fall schiefgelaufen ist. Und das ist eine ganze Menge. Die Wahrheit kommt nur scheibchenweise ans Licht: Dass Polizei und Staatsanwaltschaft jetzt zugeben, dass sie mehr als ein Jahr brauchten, um zu erkennen, dass sie es mit einem Erzieher eines kirchlichen Kindergartens zu tun haben, ist mehr als ein Fehler. Es ist eine Panne.
Langwierige Auswertung rechtfertigt Versäumnis nicht
Was würden denn die Ermittler den Eltern sagen, wenn ihr Kind genau in dieser Zeit missbraucht worden wäre? Dass die Auswertungen in solchen Fällen langwierig sind und die Polizei unterbesetzt ist, rechtfertigt das Versäumnis nicht. Es muss doch möglich sein, dass Fahnder zuerst prüfen, ob ein Beschuldigter ständig Kontakt zu Kindern hat oder nicht − um dann eben diese Fälle zu priorisieren, weil Gefahr im Verzug ist. Schließlich hatte der Erzieher auch durch seine vielfältigen Freizeitaktivitäten sehr viel Kontakt zu Kindern.
Die Defizite bei den Ermittlungen relativieren die Fehler der evangelischen Kirchenverwaltung, gegen die sich bisher die Kritik der Eltern vor allem richtete, keineswegs. Sie vergrößern nur das Unverständnis und die Fassungslosigkeit der Väter und Mütter, denen sich angesichts der Versäumnisse in diesem Fall die Haare sträuben müssen. Nun muss man wohl von einer ganzen Fehlerkette sprechen.
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helmut.buchholz@stimme.de