Klimaaktivisten der "Letzten Generation" in der Region unterwegs
Zu den Kernkompetenzen der "Letzten Generation" gehört es, sich auf Straßen festzukleben. Mit solchen umstrittenen Aktionen will die Gruppe die Bundesregierung zu mehr Maßnahmen für Klimaschutz bewegen. Wie kommt der Protest in Diskussionen mit der Bevölkerung an?

Die Klimaschutz-Protestgruppe Letzte Generation hat angekündigt, ihre Blockade- und Störaktionen in diesem Jahr auf ganz Deutschland deutlich auszuweiten. "Der Widerstand wird größer als je zuvor", sagte Aimée van Baalen, eine Sprecherin der Gruppe. "Wir werden massiv auf die Straßen gehen." Ab 6. Februar sollten Protestaktionen "in allen Regionen Deutschlands" stattfinden. "Wir werden an so vielen Stellen wie möglich den Alltag in dieser Republik unterbrechen." Man wolle die Störungen "in jede Stadt und jedes Dorf tragen mit immer mehr Menschen".
Ob es auch in der Region Heilbronn sowie Hohenlohe Aktionen geben wird, blieb bislang offen. Aktuell stellen sich Vertreter der "Letzten Generation" allerdings den Fragen der Bevölkerung - in öffentlichen Diskussionsrunden in Heilbronn sowie Weinsberg.
"Wir sind wie ein Feueralarm", sagt Klimaaktivistin Sonja Manderbach kürzlich im Kaffeehaus Hagen in Heilbronn. "Nervig und schrill." So erklärt die Mutter einer 15-jährigen Tochter die radikalen und vielfach kritisierten Aktionen der Gruppe. Darunter das Ankleben auf der Straße - eine der "Kernkompetenzen" der "Letzten Generation" wie Manderbach es nennt. Zum ersten Mal übrigens vor genau einem Jahr in Berlin. "Seit 30 Jahren brennt das Haus", stellt Manderbach mit Blick auf Studien sowie den Bericht des "Club of Rome" von 1972 fest. Mit ihren Aktionen will die "Letzte Generation" deshalb die Bundesregierung zu mehr Maßnahmen für Klimaschutz bewegen.
handelt es sich um zivilen Widerstand?
Sowohl die Oldenburgerin Manderbach als auch der Stuttgarter Mischa Bareuther, der im "Sub Dorsch" in Weinsberg über sein Engagement bei der "Letzten Generation" spricht, halten ihren Protest für absolut friedlich und einen Akt des zivilen Widerstands ähnlich der Bürgerrechtsbewegung in den USA in den 1960er Jahren.
Das Interesse am Gedankenaustausch mit den Klimaaktivisten ist groß. In Heilbronn als auch Weinsberg sind die Stuhlreihen gut gefüllt, wird im Anschluss an die Vorträge hitzig diskutiert. Besucher in Heilbronn sehen ein Problem in der "Selbstinszenierung der Letzten Generation". Andere werfen Sonja Manderbach vor, die Situation zu dramatisieren. Angst sei noch nie ein guter Berater gewesen.
Die Methoden sind umstritten
Insbesondere die Methoden der Aktivisten polarisieren. Matthia Löbke vom Kunstverein Heilbronn hält es beispielsweise nicht für zielführend, wenn ein Gemälde von Van Gogh mit Suppe beworfen wird. Auf die Frage aus dem Publikum, wie weit die "Letzte Generation" gehen würde, antwortet Sonja Manderbach, die Frage sei irrelevant. "Sie muss vielmehr lauten: Was wird passieren, wenn wir jetzt nichts machen? Dann wird angesichts der existenziellen Bedrohung von Milliarden Menschenleben durch die Klimakatastrophe Gewalt herrschen." Gemeint ist Klimagerechtigkeit, bei der es darum geht, die Lasten und Chancen des Klimawandels global fair zu verteilen.
Weiterer Termin
Am Montag, 30. Januar, wird Sonja Manderbach ab 19 Uhr für eine Diskussionsrunde im Sub Dorsch in Weinsberg sein.
Wer steckt dahinter?
Die "Letzte Generation" ist ein Bündnis aus der Umweltschutzbewegung. Erstmals in Erscheinung trat die Gruppe im Sommer 2021 mit einem Hungerstreik in Berlin. Ihre Mitglieder verstehen sich als letzte Generation, die das Ruder vor den drohenden Krisenzeiten noch rumreißen kann, den sogenannten Kipppunkten. Bei den aktuellen Blockadeaktionen stehen zwei Forderungen im Mittelpunkt: Tempolimit von 100 km/h auf Autobahnen sowie ein dauerhaftes 9-Euro-Ticket.