Keine Freilichtaufführungen der Amateurtheater in 2020
Die Amateurtheater in der Region müssen alle Aufführungen in dieser Spielsaison absagen. Was bedeutet das für die Jagsttalbühne Möckmühl, die Freilichtspiele Neuenstadt und die Burgfestspiele Stettenfels?

Sie sind herzergreifend, spannend, sorgen für Tränen in den Augenwinkeln und Lach-Muskelkater in den Wangen: Jedes Jahr verzaubern die Freilichtspiele der Amateurtheater in der Region Tausende Zuschauer. Eigentlich. Denn die Inszenierungen unter freiem Himmel wird es 2020 nicht geben. Mit der Entscheidung von Bund und Ländern, Großveranstaltungen wegen der Coronakrise bis Ende August zu untersagen, stirbt auch die Spielsaison der Freilichtbühnen in der Region. Was bedeutet das für die Jagsttalbühne Möckmühl, die Freilichtspiele Neuenstadt und die Burgfestspiele Stettenfels?
Jagsttalbühne Möckmühl
Die Jagsttalbühne Möckmühl hat bislang keine einzige Karte verkauft. Nach dem sich die Situation wegen Corona immer weiter zugespitzt hat, entschied der Verein, die Proben einzustellen und abzuwarten. Jetzt ist klar: Es wird dieses Jahr auch keine Karte für "In 80 Tagen um die Welt" über den Ticketschalter gehen. "Wir haben schweren Herzens die Saison 2020 abgesagt und unsere Aktiven von der Entscheidung unterrichtet", informiert der Vorsitzende der Jagsttalbühne Möckmühl, Michael Dier. Es gebe auch keinen Entscheidungsspielraum darüber, ob im Sommer gespielt werden könne oder nicht.
Aufgrund des Kontaktverbots sind keine Proben möglich. "Die Enttäuschung ist groß, die Freilichtsaison ist stets der Höhepunkt unserer Arbeit", berichtet Dier. Für die Jagsttalbühne Möckmühl ist das die erste spielfreie Saison seit Beginn der Aufführungen im Jahr 1991. "Es ist bitter. Aber wir schauen zuversichtlich in das Jahr 2021, in dem wir das ausgefallene Stück erneut auf den Spielplan setzen wollen", verspricht Dier.
Freilichtspiele Neuenstadt
Unter normalen Umständen würde bei der Vereinsfamilie der Freilichtspiele Neuenstadt gerade der Bühnenbau weiter voranschreiten. Man würde die Proben nach außen verlagern und das Gelände für die Saison vorbereiten. Plakate und Flyer für das geplante Stück "Das hat man nun davon" wurden schon entworfen. Doch all diese Arbeiten wird der 350 Mitglieder starke Verein erstmal nicht weiter forcieren. Stattdessen hat der Vorstand am vergangenen Wochenende einen Newsletter erstellt, um Vereinsmitglieder, Freunde und die Öffentlichkeit darüber zu informieren, dass die Sommerspielzeit 2020 abgesagt ist. Wer nun auf die Homepage der Freilichtspiele klickt, dem erscheint eine Traueranzeige. Obwohl es sich in den vergangenen Wochen immer mehr abgezeichnet habe, sei die Stimmung beim Verein niedergeschlagen, das berichtet Andreas Großkopf, Vorstandssprecher des Vereins. "Aber wir tun das ja alles für ein höheres Ziel."
Tickets
Weitere Informationen zu Gültigkeit oder Rückerstattung auf www.freilichtspiele-neuenstadt.de und info@burg-stettenfels.de
Es sind die Eintrittsgelder, über die sich der Verein hauptsächlich finanziert. Zirka 120 000 Euro muss er jedes Jahr an laufenden Kosten für unter anderem die Unterhaltung des Geländes, Darlehensverpflichtungen und Honorare stemmen. Deshalb hofft Großkopf auf die Unterstützung der Menschen in der Region. "Wir sind froh über jeden, der seinen Kartenpreis nicht zurückverlangt, sondern ihn an uns spendet. Und wir hoffen, in guten Zeiten wieder Freude zurückgeben zu können." Andernfalls müsse die Gruppe tief in die Vereinskasse greifen.
"Wir würden das zwar überleben, aber die über die Jahre angesparten finanziellen Mittel wären weg." Auch aus diesem Grund sollen die bereits angelaufenen Vorbereitungen nicht umsonst gewesen sein. Einige Kostüme sind schon fertig, Requisiten wurden angeschafft, und am Bühnenbild wurde auch schon gearbeitet", berichtet Großkopf. Das geplante Stück "Das hat man nun davon" wird auf kommendes Jahr verschoben.
Burgfestspiele Stettenfels

In den vergangenen Wochen hat sich auch der Verein der Burgfestspiele Stettenfels in Untergruppenbach immer mehr mit der Tatsache arrangieren müssen, dass die diesjährige Spielsaison wohl der Corona-Krise zum Opfer fallen wird. "Die finanziellen Einbußen sind für uns natürlich eine Katastrophe", berichtet Heiko Volkert, Organisator der Burgfestspiele. Mit Einbußen im Bereich von 15 000 bis 20 000 Euro rechnet der siebenköpfige Verein. Denn Plakate und Flyer mit den Aufführungsterminen in 2020 sind bereits gedruckt, Kostüme genäht, seit einem Vierteljahr laufen die Proben für "Honig im Kopf" und das Kinderstück "das Sams". "Das ist Geld, was wir uns in den vergangenen sieben Jahren angespart haben."
Nun werden die Premiere und alle Aufführungen um ein Jahr verschoben. "Die Karten behalten ihre Gültigkeit", versichert Volkert. Wer sein Ticket trotzdem zurückgeben möchte, hat dazu ab kommender Woche über das Ticketsystem bis zum 31. Oktober die Möglichkeit. Ob die Reihe "Kultur im Graben" vom 28. Juni bis 13. September stattfinden wird, ist noch unklar. "Abgesagt ist sie noch nicht, aber momentan lässt sich hierzu noch keine gültige Aussage machen."
Stauferpfalz Festspielverein
Der Stauferpfalz Festspielverein tritt im Wimpfener Kurpark im Zwei-Jahres-Wechsel auf. 2019 wurde das Stück "Von Germanen, Römern und Halunken" aufgeführt, dieses Jahr pausiert der Verein. "Doch obwohl wir im Sommer nicht spielen, haben wir doch Sorge, ob wir im September überhaupt mit den Proben für das neue Stück beginnen können", gibt der Vereinsvorsitzende Peter Heilmann zu. Er weiß um den großen finanziellen und emotionalen Verlust für alle Festspiele und Theateraufführungen, die nun wegen Corona abgesagt werden müssen. "Wir bedauern das sehr und denken auch an die Künstler, Regisseure, Veranstalter und alle, die das mitgestalten."