Katze nach Verstümmelung tot: War es Tierquälerei oder ein Waschbär?
In Bad Rappenau-Grombach wurde einer Katze das Fell vom Schwanz abgezogen. Das Tier ist tot. Seit Dezember gab es bereits mehrere solcher Fälle. Die Polizei hat eine Theorie.

Es ist ein grauenvoller Anblick, der sich in Bad Rappenau-Grombach am 24. März einer Mitarbeiterin des Vereins "Pfotensuche Sinsheim & Umgebung" bietet. Erneut wurde einer Katze das Fell vom Schwanz abgezogen. Es ist der jüngste in einer ganzen Reihe von Fällen in Baden-Württemberg seit Dezember. Für die Katze in Grombach kam jede Rettung zu spät, das Tier ist tot.
Die Vorständin des Vereins sieht am Sonntag, 24. März, in der Facebook-Gruppe „Bad Rappenau Nachbarschaftshilfe" einen Beitrag, in dem eine Nutzerin ihre Katze sucht. Darunter kommentierte jemand, sie solle in Grombach in einer Parkbucht nachschauen, da dort ein Tierkadaver liegt. Die Vereinsvorständin von „Pfotensuche e.V." schickt eine Mitarbeiterin dorthin, die Fotos macht. Anschließend melden sie den Vorfall der Tierschutzorganisation Peta und der Polizei Heilbronn.
Katze in Bad Rappenau-Grombach zu Tode gequält – gibt es einen Serientäter?
Geht in Baden-Württemberg ein Serientäter um, der Katzen quält? Diese Vermutung hat zumindest die Tierschutzorganisation Peta. „Der Fall wurde uns über unser Whistleblower-Formular gesendet", berichtet Lisa Bechtloff, Fachreferentin bei Peta Deutschland. Dort wurden bisher sechs Fälle in Baden-Württemberg gemeldet. Ihr sei aber zugetragen worden, dass es weitere gebe.
Unter anderem hatten zu Jahresbeginn drei Fälle rund um Öhringen Katzenbesitzer in Aufregung versetzt. Die Tiere waren mit abgezogenem Fell am Schwanz verstört aufgefunden worden. Kurze Zeit nach den Fällen im Raum Öhringen wurde eine tote Katze bei Obersulm aufgefunden. Auch dieses Tier hatte kein Fell am Schwanz.
Einen Serientäter vermutet auch die Vorständin von „Pfotensuche e.V." An Unfälle glaubt sie nicht. Seit 2019 engagiere sie sich ehrenamtlich im Tierschutz. „So ein Fall ist mir nie untergekommen."
Fell vom Schwanz abgezogen: Auch bei Obersulm starb eine Katze
Die Theorie eines Serientäters stand zunächst auch bei der Polizei im Raum, wird aber nun als unwahrscheinlich eingestuft. Während es schwierig gewesen wäre, die verletzten Tiere ausführlich zu begutachten, wurde die tote Katze aus Obersulm zur Obduktion eingeschickt. Annika Schulz, Sprecherin der Polizei Heilbronn, erklärt, dass sowohl bei dieser Obduktion wie auch bei dem Gutachten der bei Öhringen-Verrenberg verletzten Katze keine Hinweise auf die Verwendung eines scharfen Werkzeugs gefunden worden seien. Auch seien die Tiere nicht gewaltsam festgehalten worden. Die tote Katze in Grombach wurde noch nicht obduziert.
Im Fall der Obersulmer Katze hätten die Verletzungen auf einen Autounfall hingedeutet, aber das hätte das fehlende Schwanzfell nicht erklärt. Dass man trotz der Gutachten nicht hunderprozentig wisse, wie die Tiere ihr Fell verloren hätten und teils auch zu Tode kamen, das sei unbefriedigend, so Annika Schulz. Es sei aber zwischenzeitlich nicht unwahrscheinlich, dass ein anderes Tier der Täter war. So habe ein Bauer der Polizei gemeldet, dass in seiner Scheune ein Waschbär lebte.
Es sei in alle Richtungen ermittelt worden, so Schulz, die Fälle seien von der Polizei sehr ernst genommen worden. "Aber alles, was wir jetzt wissen, relativiert die Tierquälerei."
Nach Tierquälerei: Peta sucht mit Belohnung nach Hinweisen zu verstümmelten Katzen
Tierquälereien sind kein Kavaliersdelikt, erklärt Bechtloff von Peta, sondern eine Straftat, die mit einer Geld- oder Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden könne. Die Tierschutzorganisation hat bei der Staatsanwaltschaft Anzeige erstattet und eine Belohnung in Höhe von 1000 Euro für Hinweise ausgesetzt. Auch der Tierschutzverein Hohenlohe hatte Belohnungen für Hinweise ausgelobt. „Mit unserer Belohnungsauslobung wollen wir die Suche nach den Unbekannten unterstützen und Menschen für Übergriffe auf Tiere sensibilisieren", erklärt Bechtloff.
Fell vom Schwanz abgezogen: Auch bei Obersulm starb eine Katze
Die Serie begann nach aktuellen Informationen im vergangenen Winter. Bereits am 7. November 2023 soll sich ein Fall in Siegelsbach ereignet haben. Peta wurden zudem Fälle in Walldorf (Rhein-Neckar-Kreis) und im Elztal (Neckar-Odenwald-Kreis) gemeldet. Bei dem zweiten ist die Katze ebenfalls verstorben. Ende Februar konnte ein Kater in Baden-Baden durch eine Notoperation gerettet werden.
Wem die tote Katze in Bad Rappenau gehört, konnte nicht ermittelt werden. „Es handelt sich um einen unkastrierten Kater ohne Kennzeichen", erklärt die Vorständin der Pfotensuche. Sie habe einen Beitrag auf Facebook geteilt und das Tierheim informiert. Gemeldet habe sich keiner. „Grombach ist eine bekannte Stelle für Streuner", erklärt sie. Gut möglich, dass der Kater keinen Besitzer hat, zu dem er gehört. Der Frau, die ursprünglich auf Facebook nach ihrer Katze gesucht hat, gehört der unbekannte Kater jedenfalls nicht.