Jahrestag der Buga-Eröffnung: Beginn eines Sommermärchens
Am 17. April 2019, also vor genau zwei Jahren, begann in Heilbronn ein großes Sommermärchen: die Bundesgartenschau. Diese Schau hat in der Stadt, aber auch in den Köpfen und Herzen viel bewegt - gerade noch rechtzeitig vor der Pandemie.

Nicht auszudenken, so war vor einem Jahr überall zu hören, nicht auszudenken, wenn Corona schon im Jahr der Bundesgartenschau 2019 das öffentliche Leben lahm gelegt hätte. Der Satz hat am zweiten Jahrestag der Buga-Eröffnung, also am 17. April, nichts an Sprengkraft verloren. Nicht auszudenken, wenn die über ein Jahrzehnt hin vorbereitete Garten- und Stadtausstellung der Pandemie zum Opfer gefallen wäre.
Nicht auszudenken, wie Heilbronn heute ohne dieses große Sommermärchen dastünde, das in dieser Stadt und vor allem in den Köpfen und Herzen von Bürgern und Besuchern so viel bewegt hat. Stadthistoriker sprechen bereits von einem Paradigmenwechsel, weil sich die Heilbronner dank der Buga nun weniger über Kriegszerstörung und Wiederaufbau definieren, sondern stärker übers Heute und über viele Zukunftspläne.
Eine Bundesstraße musste Platz machen

Freilich, nicht alles wäre bei einem Lockdown umsonst gewesen. Da war und bleibt zunächst der Rückbau der Bundesstraße 39, die inmitten einer autogerechten Stadt auf einer alten Hafenbrache den Weg zur neuen Stadt am Fluss, zu einem neuen Kapitel Stadtentwicklung frei gemacht hat. Was für sein Signal! Was außerdem bleibt, und immer weiter wächst: die Stadthäuser als herausragende Beispiele einer in vielerlei Hinsicht nachhaltigen Baukultur.
Die Erschließung des zweiten Bauabschnitts hat schon begonnen, 2027 sollen hier 3500 Menschen leben und 1000 arbeiten. Trotzdem bleiben immerhin 20 von 50 Hektar Grünflächen mit zwei Seen und dem renaturierten Neckarufer erhalten, bis hin zur Gaststätte Alte Reederei - während die Wein-Villa-Winzer ans Soleo umgezogen sind. Das erleichtert den Abschied von vielen temporären Elementen, von den futuristischen Pavillons, vom Fruchtschuppen.
Anstelle der ehemaligen Logistikhalle wird die Schwarz-Stiftung bald eine internationale Schule bauen - in direkter Nachbarschaft zur blitzförmigen Buga--Brücke, mit deren etappenweiser Installation über die Hauptbahnhofgleise kürzlich begonnen wurde.
Die Region ist etwas zusammengewachsen

Zurück zum Corona-Schreckensszenario: Völlig flach gefallen wären sage und schreibe 10.000 Veranstaltungen, die zwischen 17. April und 6. Oktober 2019 an 173 Tagen 2,3 Millionen Besucher angelockt haben, 100.000 mehr als erhofft: vom Eröffnungstag mit dem Bundespräsidenten, Bischöfen, Hunderten weiterer Ehren- und Tausenden anderen Gästen. Über diesen denkwürdigen 14. September, an dem bei der langen Nacht der Wassershow 40.000 Besucher alles zu überrennen drohten, bis zu etlichen Thementagen, Konzerten und anderen Events.
So hat die Buga nicht zuletzt eine etwas zerrissene Region vom Kraichgau übers Zabergäu, Heilbronner Land und Hohenlohe zusammenwachsen lassen, allen voran die Macher, Verwaltungsmenschen, Politiker, Planer und den nach wie vor schwer aktiven Buga-Freundeskreis.
Auch in den Köpfen wäre ohne diese große Schau weniger bewegt worden. Denn die Buga lud nicht nur zum Bummeln und Sporttreiben, sondern auch zu Bildungsangeboten, zur Wissensvermittlung über Natur, Lebensmittel, Wohnen, Mobilität. Ja, diese Schau war sogar politisch, indem sie den gesellschaftlichen Debatten über wichtige Fragen der Zeit zukunftsfähige Lösungen anbot, vom Flächenschonen über Klima-, Tier- und Naturschutz bis zum sozialen Zusammenwohnen in der Stadt von Morgen - in aller Vielfalt, nicht immer ganz reibungsfrei, aber dialogisch, respektvoll und durch und durch sympathisch.