In der Hotelbranche in der Region hagelt es Stornierungen
Hohe Corona-Zahlen und strenge Zugangsregeln: Es ist ein harter Winter für Übernachtungsbetriebe in der Region. Nur Tripsdrill ist fast ausgebucht.

"Die Pandemie hat dazu geführt, dass das Thema Heimaturlaub wieder stärker ins Bewusstsein gerückt ist", sagt die Geschäftsführerin der Touristikgemeinschaft (TG) Heilbronner Land, Tanja Seegelke. Laut Umfrage der TG vom November blickt die Mehrheit der 235 Teilnehmer in der Region und ihrer Nachbarschaft vom Kraichgau bis ins Taubertal relativ optimistisch in die Zukunft - "immer in Relation zur Situation gesehen", so Seegelke.
Doch mittlerweile hat sich die Lage verschärft. Hohe Inzidenzen und die Einführung von 2G und 2G plus haben dafür gesorgt, dass es Absagen hagelt. Bei Übernachtungsbetrieben betrifft das hauptsächlich Tagungen, die sonst gerade im Winter eine Haupteinnahmequelle sind.
Impfnachweise zu prüfen, bedeutet viel Aufwand
"Eigentlich wären wir bis Mitte/Ende Dezember ausgebucht gewesen", sagt Yvonne Walz vom Württembergischen Hof in Öhringen. Nachdem dann aber klar gewesen sei, dass Omikron kommt, "hatten wir 70 Prozent Stornierungen". Über die Weihnachtsfeiertage sei das Geschäft dank privater Gäste sehr gut gelaufen, "aber jetzt ist es überschaubar", so die Direktorin des Stadt- und Tagungshotels.
Zwar hat der Betrieb mit aktuell 34 und künftig 64 Zimmern Kurzarbeit angemeldet. "Aber im Moment brauchen wir alle Mitarbeiter." Der Aufwand wegen Corona werde unterschätzt, nicht nur die Einhaltung der Hygieneregeln betreffend. "Für die Kontrolle der Impfnachweise benötigen wir eineinhalb Leute mehr", sagt Walz. Insgesamt sei die Verunsicherung bei den Gästen groß. "Wir telefonieren mehr wegen der jeweils geltenden Regeln, als dass wir Auskunft über Preise geben. Aber es hilft nicht, zu jammern", hofft sie aufs Frühjahr.
Darauf setzt auch Rame Shala, Inhaber des Altstadthotels Wilde Rose in Eppingen - obwohl er sogar für die Gartenschau ab 20. Mai kaum, für die Heimattage im Juli bis dato immerhin vereinzelt Anfragen hat. Im Restaurant sei das Geschäft aufgrund von 2G ab November um 50 Prozent eingebrochen, woraufhin Speisen nur noch zur Abholung angeboten wurden. Im Hotel sind es vor allem die Geschäftsreisenden, die zur Auslastung der 20 Zimmer fehlen. Sein Team arbeitet kurz.
"Für die Gastronomie und Hotellerie ist es sehr, sehr bitter", sagt der Geschäftsführer des Heilbronner Parkhotels, Marcel Küffner. Die Auslastung seiner 175 Zimmer bezeichnet er als "der Zeit angemessen". Sein Personal sei zum Teil in Kurzarbeit. Aber nicht nur die Absagen von größeren Tagungen belasten ihn: "Wir können nicht die Dienstleistung anbieten wie sonst."
Beispiel Frühstück: Geschäftsreisende, die nach 3G-Regel übernachten dürfen, dürfen nicht in den Frühstücksraum - denn dort gilt 2G plus. Ebenso doppelt geimpfte, aber nicht geboosterte Privatleute. "Wir haben zwar eine Schnellteststation, müssen aber auch Lunchpakete oder Roomservice anbieten", so Küffner. Abends wiederum ist es die Sperrstunde ab 22.30 Uhr, die zu Buche schlägt. "Die Leute können nach dem Essen nicht in der Lobby sitzen und noch etwas trinken."
Mehr Wertschätzung für Urlaub in Deutschland
"Unterkünfte, die sich im Bereich Ferienwohnungen bewegen, sehen die Situation aktuell deutlich positiver als Hoteliers", weiß Tanja Seegelke von der TG Heilbronner Land aus persönlichen Gesprächen. Das bestätigt die Nachfrage beim Naturresort Tripsdrill. "Die Wertschätzung für Urlaub in Deutschland ist gestiegen", hat Pressesprecher Birger Meierjohann festgestellt. "Aktuell ist die Buchungslage wirklich gut." In den Weihnachtsferien und den folgenden Winterwochenenden waren und sind die 28 Baumhäuser fast ausgebucht. Bei den Schäferwagen ist "noch Luft nach oben".
Das sei jedoch nicht gleichbedeutend mit Umsatz, so Meierjohann. Während des Lockdowns von November 2020 bis April 2021 hätten mehr als 1000 Buchungen storniert werden müssen. Die meisten Gäste hätten Gutscheine angenommen, die jetzt eingelöst werden. Ohne 2G-Regel wäre die Nachfrage noch höher, glaubt Meierjohann. "Baumhäuser und Schäferwagen sind autarke Einheiten. Aber das Allerwichtigste ist: kein Lockdown."
Verschiedene Umfragen
Zwei Drittel der Betriebe in Hotel und Gastronomie in Baden-Württemberg bangen um ihre wirtschaftliche Existenz. Und fast die Hälfte ist von staatlicher Unterstützung abhängig, um die Mitarbeiter zu halten. Das geht aus einer aktuellen Dehoga-Umfrage hervor. Durchschnittlich wurde ein Umsatzminus von 54 Prozent im Zeitraum vom 1. bis 16. Januar 2022, verglichen mit dem Jahr 2019, gemeldet.
Die Zahlen, die die Heilbronn Marketing GmbH (HMG) für die Stadt Heilbronn erhoben hat, sind nicht so aktuell, sprechen aber ebenfalls für sich: "Mit 188.000 Übernachtungsgästen bis Oktober 2021 konnten nicht einmal 50 Prozent der Übernachtungen vom Jahr 2019 gezählt werden", heißt es in einer Pressemitteilung.
In der Befragung der Touristikgemeinschaft (TG) Heilbronner Land vom November 2021 bewerteten 75 Prozent von 235 Betrieben ihre Situation noch mit drei bis vier von insgesamt fünf Sternen. Etwa 43 Prozent planen sogar Investitionen.
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