Im ÖPNV werden die Fahrgeldeinnahmen neu verteilt
Der Heilbronner - Hohenloher - Haller Nahverkehr (HNV) regelt ab 1. Januar 2023 seine Finanzströme neu. Zu den Gewinnern zählen Verkehrsunternehmen mit hohem Fahrgastaufkommen, Verlierer sind Busunternehmen im ländlichen Raum. 2023 werden zudem die Fahrkarten teurer.

Der Heilbronner - Hohenloher - Haller Nahverkehr (HNV) steht, was die Aufteilung der Einnahmen anbelangt, vor einer einschneidenden Neuausrichtung. Ab 1. Januar 2023 werden die 22 im HNV zusammengeschlossenen Verkehrsunternehmen auf einer neuen Grundlage entschädigt.
Künftig gilt: Da, wo die ÖPNV-Nachfrage am stärksten ist, sollen auch die Fahrgeldeinnahmen bleiben. Der Heilbronner Gemeinderat stimmte der Neuregelung bei seiner letzten Sitzung einstimmig zu. Der Heilbronner Kreistag wird sich Ende Oktober mit dem Thema befassen.
Bisher galt die Regelung, dass Verkehrsunternehmen zum einen all jene Einnahmen erhalten, die sie vor dem HNV-Beitritt hatten. Zum anderen wurden die Mehreinnahmen, die im Gesamtverbund anfielen, prozentual gleichmäßig auf alle ÖPNV-Anbieter sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene verteilt. Für entstandene Defizite mussten die Stadt Heilbronn und die Landkreise Heilbronn, Hohenlohe und Schwäbisch Hall aufkommen.
Geschaffen werden transparentere Strukturen
Dieses System funktioniert künftig aus rechtlichen Gründen nicht mehr. Zum einen wurde das Personenbeförderungsgesetz novelliert, zum anderen wurde das baden-württembergische ÖPNV-Gesetz in kartell-, vergabe- und beihilferechtlicher Hinsicht neu gefasst. Ziel ist es, transparente und diskriminierungsfreie Strukturen im ÖPNV-Markt sicherzustellen.
Umgesetzt wird das neue Einnahmeverteilungssystem vor allem vor dem Hintergrund, dass Linienverkehrsleistungen europaweit ausgeschrieben werden müssen. Da dabei die Möglichkeit besteht, dass auch neue Verkehrsunternehmen zum Zug kommen, muss das Verteilungsverfahren so ausgelegt sein, dass es mit Blick auf Nachfrage, Wettbewerbsneutralität, Transparenz, Wirtschaftlichkeit und Dynamik gerecht ist. Das heißt: Die Höhe des Einnahmeanspruchs orientiert sich künftig an der Anzahl der beförderten Fahrgäste, der Reiseweite und den Fahrpreisen.
System bringt Heilbronn Vorteile
Für die Stadt Heilbronn bringt das neue System Vorteile. Sie muss den städtischen Verkehrsbetrieben rund 850.000 Euro weniger überweisen als in der Vergangenheit. Bis jetzt lag der Einnahmeausgleich bei 1,9 Millionen Euro. Die Verkehrsunternehmen in den ländlichen Räumen profitieren von der Neuregelung eher nicht. Hier sind dann die Landkreise und das Land Baden-Württemberg finanziell gefordert.
Neue Preise für ÖPNV-Tickets stehen noch nicht fest
Der HNV, der in seiner heutigen Form seit April 2005 besteht, beförderte in den Vor-Corona-Jahren mehr als 50 Millionen Fahrgäste in etwa 350 Bussen und S-Bahnen. "Diese Zahl haben wir bis jetzt nicht wieder erreicht", sagt HNV-Geschäftsführer Gerhard Gross auf Anfrage. Angesichts der steigenden Energie- und Personalkosten kündigt Gross zum 1. Januar 2023 höhere Fahrpreise im ÖPNV an. Wie teuer die Fahrkarten werden, darüber entscheidet der HNV-Aufsichtsrat in einer der nächsten Sitzungen.