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Im Main-Tauber-Kreis: Eigener Strom geht günstig an die Bürger

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Die Gemeinde Großrinderfeld stellt Flächen für Photovoltaik- und Windkraftanlagen bereit. Von den Erneuernbaren sollen auch die Einwohner profitieren. Das ist geplant.

Schon Solar auf dem Rathausdach: Bürgermeister Johannes Leibold will noch weitere Kraftwerke in Großrinderfeld ermöglichen. Foto: Simon Gajer
Schon Solar auf dem Rathausdach: Bürgermeister Johannes Leibold will noch weitere Kraftwerke in Großrinderfeld ermöglichen. Foto: Simon Gajer  Foto: Gajer, Simon

Alle Städte und Gemeinden in der Region treiben den Ausbau der Erneuerbaren Energie voran. Um die Akzeptanz vor Ort zu erhöhen, sollen vielerorts die Bürger davon etwas haben. Die meisten Rathäuser und Gemeinderäte legen beispielsweise Wert darauf, dass die Bürger von Windparks finanziell profitieren können. Die Gemeinde Großrinderfeld (Main-Tauber-Kreis) geht allerdings noch einen Schritt weiter: Der Strom aus Solar- und Windparks soll günstig an eigene Bürger verkauft werden. Einen solchen Ansatz gibt es selten. Selbst Stadtwerke in der Region produzieren entweder überhaupt keinen Strom, den sie verkaufen, oder aber nur einen Bruchteil davon.


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Der Ort will auf allen Ebenen steuern

Beim eigenen Sonnenstrom ist die 4000-Einwohner-Gemeinde an der Grenze zu Bayern noch nicht weit. Seit 15 Jahren, erzählt Bürgermeister Johannes Leibold, befindet sich eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach eines Dorfgemeinschaftshauses. Kürzlich kam das Rathaus-Dach im Ortskern vom Großrinderfeld hinzu, dort wird Strom sogar für den nächtlichen Verbrauch gespeichert. Weitere kommunale Gebäude folgen. Trotz der bisherigen Zurückhaltung betritt der Ort nun Neuland. Als Vorreiter will der Rathauschef seine Gemeinde beim Stromverkauf nicht sehen. "Wir versuchen, auf allen Ebenen zu steuern", sagt er, "von ganz unten."

Das tut sich in der Region Heilbronn

In der Region Heilbronn wollen Kommunen ihre Bürger beim Ausbau der Erneuerbaren beteiligen. Sie setzen sich beispielsweise dafür ein, dass Bürger sich an einem Windpark finanziell beteiligen können - beispielsweise über eine Genossenschaft, die eine Dividende ausschütten kann. Oder aber die Verantwortlichen schauen, dass solche Anlagen auf einem Grundstück stehen, das der Gemeinde gehört. So sichern sie sich jährliche Pachteinnahmen in fünf- bis sechsstelliger Größenordnung pro Anlage.


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Großrinderfeld macht das nicht anders. Gesetzliche Vorgaben seien schön und gut, sagt Johannes Leibold. "Wir müssen das Thema aber selbst in der Hand behalten." PV-Anlagen kommen auf Dachflächen und an die Autobahn A81, Windräder sollen auf gemeindeeigenen Grundstücken gebaut werden. Wer will, kann sich an der Genossenschaft Energie und Umwelt beteiligen, die als ein Partner mit im Boot ist. Die beiden weiteren Kooperationspartner sind die Stadtwerke Schwäbisch Hall und KWA Contracting AG.

Versprechen aus dem Rathaus: Der eigene Strom wird günstig bleiben

Nur: Bürgermeister Johannes Leibold reicht das nicht. "Nicht jeder Bürger will investieren", sagt er. Nicht jeder habe Geld übrig, um Mitglied an einer Genossenschaft zu werden. Grundsatz aber sei: "Es sollen alle profitieren können." In Großrinderfeld heißt das nun, dass zukünftig der Strom aus den Anlagen an Bürger und Firmen aus dem Ort verkauft wird - zu einem "dauerhaft stark vergünstigten Bürgerstromtarif", wie die Gemeinde öffentlichkeitswirksam verspricht. Der Bürgermeister sagt: "Wir haben einen Zugewinn für Bürger, den es so nicht gibt."


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Die Gemeinde selbst bekommt darüber hinaus noch Geld über die Pacht. In welcher Größenordnung sich diese Summe für die Kämmerei bewegen wird, kann der Rathauschef nicht abschätzen. Das wäre Kaffeesatzleserei. Letztendlich kommt es ihm auf einen Punkt allein nicht an. Großrinderfeld profitiere auf vielfältige Weise. "Es wird immer ein Positives bleiben für die Kommune", betont er. Allein das schon sei ein Gewinn.

Es bleibt Strom übrig

Für einen Solarpark an der Autobahn mit einer Leistung im zweistelligen Megawattbereich soll in den kommenden Monaten der konkrete Bebauungsplan entstehen, wohingegen bei den Windrädern noch vieles offen ist. Das Gutachten zum Artenschutz entsteht. Liegen dessen Ergebnisse vor, wird geschaut, wo genau die Tiefflugzonen der Bundeswehr liegen. Wie viele Anlagen errichtet werden, was die dann tatsächlich kosten? Das ist derzeit unklar. Bürgermeister Johannes Leibold ist aber in einem Punkt überzeugt: Strom aus Erneuerbaren sei günstig, der Großrinderfelder Bürgerstromtarif werde das deshalb ebenfalls sein. "Er ist attraktiv." Dass die Nachfrage aus dem Ort größer sein wird als die erzeugte Strommenge, davon geht der Rathauschef nicht aus. "Wir produzieren mehr."

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