Kommentar zu Schnelltests: Illusion
Das gesellschaftliche Leben sicher öffnen? Das geht auch mit Schnelltests nicht, sagt Stimme-Redakteurin Valerie Blass.
Das Ende dieser Woche im Jahr zwei der Pandemie bestätigt eine Erkenntnis, die keinesfalls neu ist, aber doch nicht von allen gehört werden will: Unsystematische Antigen-Schnelltests sind kein probates Mittel, um breite Öffnungen des gesellschaftlichen Lebens bei hohen Inzidenzen zu flankieren – dazu sind sie zu unsicher. Vermutlich sogar noch mehr als bislang angenommen, wie Deutschlands Top-Virologe Christian Drosten jetzt erklärte.
Es bleibt abzuwarten, wann die "Modellstadt" Tübingen aber auch Aspiranten wie Neckarsulm oder Künzelsau diese Realität anerkennen. Klingt es doch besser "endlich Öffnungsperspektiven" zu fordern und so zu tun, als seien diese mit einmaligen Schnelltests sicher zu haben.
Während sich manche weiter dieser Illusion hingeben, steigen die Infektionszahlen unaufhaltsam – und parallel dazu die Aufnahmen in den Krankenhäusern und auf den Intensivstationen. Die Werte hängen zusammen. Auch das sei noch einmal in Richtung derer betont, die fordern, nicht einzig auf die Zahl der Neuinfektionen zu schauen.
94 Patienten meldete der SLK-Verbund gestern, 29 werden intensivmedizinisch behandelt. Wer da ernsthaft von breiten Öffnungen auf der Basis von Schnelltests träumt, muss sich fragen lassen, was ihm wichtiger ist: die Gesundheit der Bürger oder die des Einzelhandels.

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