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Illegaler Handel mit Welpen floriert

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In der Pandemie wollen sich viele Menschen einen Hund zulegen. Woher der kommt, interessiert längst nicht alle. Der verbotene Handel mit Welpen ist ein Problem.

Züchter können die vielen Wünsche nach einem jungen Hund nicht erfüllen. Im Internet floriert das Geschäft, auch illegale Tiertransporte aus dem Ausland nehmen laut Polizei zu.
Foto: David Büttner/stock.adobe.com
Züchter können die vielen Wünsche nach einem jungen Hund nicht erfüllen. Im Internet floriert das Geschäft, auch illegale Tiertransporte aus dem Ausland nehmen laut Polizei zu. Foto: David Büttner/stock.adobe.com  Foto: DavidBuettner/stock.adobe.com

Dass man einen Hund bei Amazon bestellen kann, fehlt gerade noch, meint Labrador-Züchter Frank Groner aus Heilbronn. Ein paar Klicks im Internet reichen aus und man hat ein Tier gekauft. "Was endlos zunimmt, sind Ebay-Verkäufe", stellt Silke Anders vom Tierheim Heilbronn fest. Das sei gesetzlich sogar erlaubt. Viele Menschen wollen einen Hund. Neben seriösen Züchtern tummeln sich dubiose Anbieter auf dem Markt. Der illegale Welpen-Handel ist in der Pandemie gestiegen, teilt Corinna Heppe, Sprecherin des Heilbronner Präsidiums, mit. Häufig kämen die Tiere aus Osteuropa.

Zwischen Reisekoffern und Tüten versteckt

Erst vor wenigen Tagen haben Polizisten zwei Welpen in einem VW-Bus auf einem Rasthof an der A81 bei Tauberbischofsheim entdeckt. Im Kofferraum, zwischen Reisekoffern und Tüten, stoßen sie auf eine nicht ordnungsgemäß gesicherte Box mit zwei Zwergspitz-Welpen - verdreckt und offenbar nicht ausreichend versorgt.


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Haustierboom in der Pandemie spitzt sich zu


Ein Fall in Nürnberg hat im März deutschlandweit für Aufsehen gesorgt. Dort stoppte die Polizei einen Transport mit 101 Welpen. Die Hunde kamen ins Tierheim. "Es geht ihnen den Umständen entsprechend, alle haben Durchfall und sind sehr erschöpft", schrieb der Nürnberger Tierschutzverein auf der Website. Die Welpen sollten quer durch Europa bis nach Belgien transportiert werden, um dort vermutlich in Ladengeschäften verkauft zu werden.

Züchtern fällt es schwer, geeignete Halter auszumachen

Groner weiß von Kollegen, die 100 bis 150 Anfragen im Monat erhielten. Als im Lockdown Hundebesitzer raus durften, um mit Rex oder Fiffi Gassi zu gehen, sei das für viele ein Grund gewesen, sich einen Hund anzuschaffen. Auch durch das vermehrte Arbeiten zu Hause meinten einige, sie finden Zeit für einen Hund. "Sich einen Hund zuzulegen, ist aber eine langfristige Entscheidung. Das bedenken viele nicht." Für Züchter sei es schwierig, in Gesprächen geeignete Halter unter den vielen Interessenten auszumachen.


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Es passiere häufig, dass sich jemand ein Tier besorgt, ohne darüber nachzudenken, bestätigt Silke Anders. "Die landen dann alle bei uns." In den vergangenen vier Wochen seien etwa sechs, sieben Hunde im Tierheim abgegeben worden. Es sei wie bei einer Online-Bestellung. Was nicht passt oder gefällt, geht postwendend zurück. Die Leute erwarteten, dass das Tierheim den ungewollten Hund dann sofort aufnehme, obwohl es keinen Platz mehr hat.

Welpen fehlt die Schutzimpfung

Beim Welpen-Handel kann es zu völlig unterschiedlichen Verstößen kommen, weshalb die Polizei keine Zahlen nennen kann. Mal verfügen die jungen Hunde nicht über die vorgeschriebene Schutzimpfung, in anderen Fällen werden sie zu früh vom Muttertier getrennt, oder der Transport entspricht nicht den Vorgaben.

Im Hohenlohekreis ist die gestiegene Zahl von jungen Hunden und Katzen, die von den Besitzern häufig schon im Alter von sechs bis acht Wochen meist aus Osteuropa mitgebracht werden, auffällig, teilt Mathea Weinstock vom Landratsamt mit. Die vorgeschriebene Tollwutimpfung sei jedoch erst ab einem Alter von zwölf Wochen möglich. Die Halter bekommen ein Bußgeld aufgebrummt. Die Tiere müssen in Quarantäne. 2019 betraf dies fünf Tiere, 2020 waren es elf und in diesem Jahr bisher 18, sagt Weinstock.

In Heilbronn steigt die Zahl der Hunde kontinuierlich

Der Wunsch nach einem Hund nimmt zu. In der Stadt Heilbronn stieg die Zahl der angemeldeten Hunde kontinuierlich - von 3116 im Jahr 2010 auf 3955 im vergangenen Jahr. Im ersten Halbjahr 2021 sind weitere 140 Hunde dazugekommen.

"Ich habe neulich eine Anzeige gesehen, da wurde ein Welpe für 3000 Euro angeboten", erzählt Frank Groner. Völlig überteuert. Der reelle Preis sei deutlich niedriger. Er rät Interessenten, sich zum Beispiel beim Verband für das deutsche Hundewesen zu informieren. Von Anbietern, die ein Treffen auf einem Parkplatz vorschlagen, wo Geld und Welpe den Besitzer wechseln sollen, "davon würde ich die Finger lassen".

Tipps vom Verband

Der Verband für das deutsche Hundewesen (VDH) betreut nach eigenen Angaben mehr als 240 verschiedene Rassen in den Zuchtvereinen. Wer über einen Hundekauf nachdenkt, findet auf der Internetseite www.vdh.de zahlreiche Informationen, etwa zum zeitlichen und finanziellen Aufwand eines Hundes sowie Listen mit Züchtern.

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