Hotels schlagen wegen Beherbergungsverbot Alarm
Weil die Zahl der Risikogebiete steigt, fürchten Hotels Umsatzeinbußen. Die Dehoga fordert deshalb klare Regeln zum Beherbergungsverbot und fürchtet, dass Hoteliers zu Hilfspolizisten werden.

Gerade hatte die Branche etwas Luft zum Atmen bekommen, da droht dem Hotel- und Gaststättengewerbe der nächste große Schlag. Da die Zahl der Corona-Risikogebiete bundesweit steigt, greift ein Beherbergungsverbot, das Baden-Württemberg für Menschen verhängt hat, die aus diesen Gebieten anreisen.
Dazu zählen Städte und Landkreise, in denen der Schwellenwert von 50 neu gemeldeten Corona-Infektionen pro 100.000 Einwohner in den vergangenen sieben Tagen überschritten wurde. Nur wer ein aktuelles ärztliches Attest vorlegen kann, dass er negativ getestet wurde, darf übernachten.
"Wir kritisieren massiv, dass man den Hotelbetreibern die Last aufbürdet, täglich die Infektionsentwicklung im Blick zu behalten. Das ist unverhältnismäßig", sagt Daniel Ohl vom Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Land. Von der Politik fordert er "praktikable Regeln".
Besonders kritisiert der Verband, dass das Haftungsrisiko beim Hotelier liegt. "Wenn jemand aus einem Risikogebiet bei Freunden übernachtet, ist das anscheinend kein Problem. Aber der Hotelier soll Hilfspolizist spielen. Das lehnen wir ab", betont Ohl.
Situation ist prekärer als es scheint
Der Verband fürchtet zudem, dass der Schaden, der durch den Lockdown im Frühjahr ohnehin groß ist, weiter wachsen wird. "Die Situation ist viel prekärer als es scheint. Wir haben Stand September unwiederbringliche Verluste von 3,5 Milliarden Euro", rechnet Ohl vor. Einer Verbandsumfrage zufolge sehen sich 55 Prozent der Betriebe in ihrer Existenz bedroht. "Vor allem kleine Betriebe sind extrem gefährdet", sagt Ohl.
In der Region suchen die Hotelbetriebe nach Ideen, wie sie mit der Corona-Krise umgehen können. Im Mawell-Resort im hohenlohischen Langenburg werden alle Anreisenden mit einem PCR-Schnelltest in einem Test-Drive-In vor dem Empfangsgebäude auf eine Corona-Infektion geprüft. "Nach 40 Minuten ist das Testergebnis da", sagt Julia Schneider. "Wir wollen den Gästen ein Stück Sicherheit bieten und setzen als besondere Hygienmaßnahme auch Ozongeneratoren ein", betont die Mawell-Marketingchefin.
Geschäftsleute sind vorbereitet
Im Heilbronner Insel-Hotel geht man davon aus, dass Geschäftsreisende, die wegen eines Termins in die Stadt kommen, "vorbereitet sind. Privatleute haben wir derzeit sowie kaum". Die staatliche Hilfe sei ein Tropfen auf den heißen Stein, beklagt Uwe Krepp von der Villa Waldeck in Eppingen. "Nur weil wir ein Familienbetrieb sind, gibt es uns noch." Dramatisch werde es zusätzlich, weil nach einer relativ guten Sommer-Freiluft-Saison im Herbst der Restaurantbesuch eingebrochen sei.

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