Holpriger Neustart auf der Frankenbahn
Ein Traum-Restart war das nicht: In der ersten Woche mit komplettem Fahrplanangebot und neuen Verbindungen gab es auf der Frankenbahn zwischen Stuttgart, Heilbronn und Würzburg wieder zahlreiche Verspätungen. Betroffen waren diesmal insbesondere Züge von Abellio. Die Gründe sind vielfältig.

Jeden Morgen um 7.04 Uhr ab Walheim Richtung Stuttgart: Das war der Plan. Für eine Stimme-Leserin ging er vergangene Woche nicht auf. Jeden Tag sei die Abellio-Verbindungen zwischen zehn und 25 Minuten verspätet gewesen. Es hakt noch: Der subjektive Eindruck deckt sich mit den Angaben der Bahnunternehmen, wobei es bei Go-Ahead etwas besser lief als bei Abellio.
Beide Unternehmen fahren seit dem Fahrplanwechsel am 14. Juni wieder das reguläre Angebot, nachdem die Züge zuvor wegen der Corona-Pandemie seltener unterwegs waren. Abellio bietet zudem neue Verbindungen von Heilbronn über Stuttgart nach Tübingen ohne Umsteigen.
VCD: Lange Strecke noch anfälliger für Verspätungen
Ist die lange Strecke ein Problem und anfällig für Verspätungen, wie der Verkehrsclub Deutschland (VCD) schon vergangene Woche im Gespräch mit unserer Zeitung vermutet hatte? "Die Herausforderung ist nicht die Verlängerung an sich, sondern die infrastrukturellen Schwachstellen im Netz, die für eine höhere Verspätungsanfälligkeit sorgen", erklärt eine Abellio-Sprecherin. Sie nennt etwa den Knoten Stuttgart und die teilweise Eingleisigkeit der Frankenbahn.
Laut dem Unternehmen haben "sehr viele externe Störungen" in der Restart-Woche für Verspätungen gesorgt - darunter mehrere Signalstörungen in Reutlingen, die zuvor für Frankenbahn-Kunden kaum ein Problem gewesen wären. Aber auch Probleme mit einem Bahnübergang in Lauffen und zwei Suizidandrohungen gehörten zur Geschichte der ersten Woche. Die Folge: Die Pünktlichkeit auf der RE 10 gibt Abellio für vergangene Woche mit 86 Prozent an.
Auf der RB 18 zwischen Osterburken, Heilbronn und Tübingen waren es sogar nur 81 Prozent. Hier machte Abellio nach eigenen Angaben neben den Streckenproblemen Störungen an zwei Ersatzfahrzeugen zu schaffen. Das Unternehmen operiert wegen Lieferproblemen seines Herstellers Bombardier weiter mit einem bunt zusammengeliehenen Fuhrpark. So war auf der RB 18 fast jeder fünfte Zug sechs Minuten oder mehr zu spät. Alles darunter gilt nach der von der DB übernommenen Definition als pünktlich. In der laufenden Woche, so Abellio "hat sich die Lage gefestigt".
Störungen machen Go-Ahead zu schaffen
Go-Ahead, das zuletzt im Fokus der Kritik stand, kam etwas besser aus den Startlöchern und berichtet von 91,3 Prozent pünktlichen Zügen. Allerdings erfasst das Unternehmen die Frankenbahn gemeinsam mit der sogenannten Residenzbahn von Stuttgart nach Karlsruhe. Störungen machten Go-Ahead trotzdem erneut zu schaffen. Zeitweise seien elf Fahrzeuge ausgefallen.
Wegen der jüngsten Qualitätsprobleme will das Land Go-Ahead übergangsweise auf der Frankenbahn durch ein anderes Unternehmen ersetzen, die Suche läuft. Go-Ahead hatte aber gegenüber unserer Redaktion angekündigt, man wolle die Strecke weiter bedienen.