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Go-Ahead kämpft gegen Zwangspause auf der Frankenbahn

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Das Bahnunternehmen Go-Ahead will die Suspendierung auf der Frankenbahn doch noch verhindern. Das Land äußert sich dazu nicht. Derweil nimmt Konkurrent Abellio am Sonntag neue Direktverbindungen zwischen Heilbronn und Tübingen auf.

Ein Zug des Bahnunternehmens Go-Ahead fährt in Bad Friedrichshall ein. Das Unternehmen hatte zuletzt mit Verspätungen und Zugausfällen zu kämpfen.
Foto: Archiv
Ein Zug des Bahnunternehmens Go-Ahead fährt in Bad Friedrichshall ein. Das Unternehmen hatte zuletzt mit Verspätungen und Zugausfällen zu kämpfen. Foto: Archiv  Foto: Seidel

Das Land will Go-Ahead wegen anhaltender Qualitätsprobleme auf der Frankenbahn in die Zwangspause schicken. Für das Unternehmen ist das keinesfalls beschlossene Sache. "Wir wollen es selbst machen", kündigt Geschäftsleiter Max Kaiser an. Derweil startet Konkurrent Abellio am Sonntag mit neuen Verbindungen von Heilbronn über Stuttgart nach Tübingen.

Land will neuen Anbieter für Übergangszeit

Bleibt Go-Ahead auf der Frankenbahn am Zug? "Unsere Wunschvorstellung ist, dass wir es selbst schaffen", bekräftigt Max Kaiser, Kaufmännischer Geschäftsleiter von Go-Ahead Baden-Württemberg. Es wäre eine große Überraschung, hat das Verkehrsministerium doch angekündigt, für maximal zwei Jahre einen neuen Betreiber zu suchen. Davon erhofft sich das Land mehr Zuverlässigkeit auf der Linie RE 8 von Stuttgart über Heilbronn nach Würzburg, die Go-Ahead seit Dezember betreibt. Von den jüngsten Überlegungen nicht tangiert ist das Unternehmen Abellio, das auf der Frankenbahn die Linien RE 10 nach Mannheim und RB 18 nach Osterburken fährt und auch weiterhin bedienen wird.

Deutschland-Chef muss gehen

Go-Ahead, Tochter eines britischen Konzerns, ließ am Montag mit einer Personalie aufhorchen. Stefan Krispin werde die Geschäftsführung der in Deutschland bestehenden Go-Ahead Gesellschaften zum 12. Juni „in gegenseitigem Einvernehmen“ niederlegen, meldet die Deutschland-Zentrale in Berlin. Grund für den Wechsel an der Spitze sind auch die Qualitätsprobleme, wie eine Unternehmenssprecherin auf Nachfrage von stimme.de mitteilt: „Sowohl die Zuverlässigkeit unseres Schienenverkehrs als auch die betriebswirtschaftliche Leistung der Unternehmen entsprechen nicht den Erwartungen.“ Ein Verkauf der operativen Unternehmen, die Strecken in Baden-Württemberg und ab 2021 in Bayern betreiben, stehe nicht zur Debatte. „Die Go-Ahead Group steht weiterhin zum Deutschlandgeschäft und investiert nach wie vor in die deutschen Gesellschaften“, so die Sprecherin. Der zweite Geschäftsführer der Go-Ahead Deutschland, Charles Hodgson, werde nun gemeinsam mit Elodie Brian, CFO der Go-Ahead Group, die Gesamtverantwortung für das Deutschlandgeschäft übernehmen. An der Spitze der baden-württembergischen Regionalgesellschaft ändert sich nichts. 

Dort sieht man Anlass zu Optimismus. "Wir konnten Personal akquirieren, und es gibt eine Stabilisierung bei den Fahrzeugen", betont Geschäftsleiter Kaiser. Seit Ende März sei der Betrieb auf der Frankenbahn "sehr stabil". Als Nagelprobe gilt die Zeit ab kommendem Sonntag, wenn mit dem Fahrplanwechsel der durch die Corona-Krise ausgedünnte Zugtakt wieder komplett aufgenommen wird. Dann fährt erst einmal weiter Go-Ahead, wie schon zuvor unterstützt von Doppelstockzügen der Deutschen Bahn. Was danach passiert, ist für Kaiser "völlig offen".

Verkehrsministerium: "Spekulationen"

Auch wenn das Unternehmen Verbindungen an Subunternehmer abgebe, dauere das Monate. Das Verkehrsministerium äußert sich auf Anfrage nicht zu Go-Aheads Bestrebungen, die Zwangspause vermeiden zu wollen. Ein Sprecher von Minister Winfried Hermann (Grüne) teilt mit, "dass die Gespräche für den Interimsbetrieb auf der Frankenbahn derzeit laufen und dass wir zu Spekulationen nicht Stellung nehmen können".

Neben der Lokführer-Knappheit hatte Go-Ahead auch mit Technik-Problemen zu kämpfen. Hersteller Stadler hatte nicht alle Flirt-Züge rechtzeitig geliefert. Bei einigen Zügen habe es technische Kinderkrankheiten gegeben, erläutert Gordon Lemke, Technikchef bei Go-Ahead Baden-Württemberg. "Das muss sich alles einschleifen, aber es wird besser."

Für Frankenbahn-Kunden gibt es ab Sonntag Neuerungen. Abellio übernimmt Verbindungen zwischen Stuttgart und Tübingen, die Linien werden nach Heilbronn "durchgebunden". Wegen Lieferproblemen des Herstellers Bombardier ist Abellio mit einem bunten Fuhrpark unterwegs.

Alte Silberlinge kommen zurück

Die RB 18 fährt von Tübingen über Stuttgart und Heilbronn nach Osterburken mit von der DB geliehenen Zügen der Reihe 425/426. Auf der RE 10 geht es von Mannheim nach Heilbronn mit modernen Bahnen. Dort müssen Reisende umsteigen. Den Abschnitt nach Stuttgart und Tübingen bestreitet Abellio mit einer von Partnerunternehmen geliehenen Fahrzeugpalette, darunter ältere Züge. Auf "vereinzelten" Verbindungen kommen sogar wieder die vielerorts längst eingemotteten "Silberlinge" zum Einsatz, wie eine Sprecherin bestätigte.

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