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Hohe Fehlerquote bei Corona-Schnelltests

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Armin K. wurde bei einer Corona-Schnellteststation positiv auf das Virus getestet, obwohl er gesund war. Damit ist er kein Einzelfall. Weil es immer mehr Zweifel an der Wirksamkeit von Corona-Tests gibt, hat der Gesetzgeber inzwischen auf die Probleme reagiert.

Stein des Anstoßes: Ein Corona-Testkit.
 Foto: dpa
Stein des Anstoßes: Ein Corona-Testkit. Foto: dpa  Foto: Daniel Karmann

Für Armin K. (Name der Redaktion bekannt) war es schon Routine. Wie immer, wenn er Freunde zu Besuch erwartete, ließ sich der Heilbronner testen. "Ich habe Heuschnupfen, deshalb finde ich es besser, wenn ich sagen kann, ich habe ein negatives Ergebnis", betont der 42-Jährige. Seine bevorzugte Corona-Schnellteststation ist der EcoCare-Container auf dem Lidl-Parkplatz in der Nordstadt. Dort lässt sich für ihn Einkauf mit Test gut miteinander verbinden. "Ich war nach dem Abstrich gleich noch einkaufen und staunte nicht schlecht, als ich auf dem Nachhauseweg die Nachricht mit dem positiven Testergebnis aufs Handy bekam", erzählt K.


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Pflicht zur Quarantäne

Das an das Corona-Testzertifikat angehängte Informationsschreiben von EcoCare teilte ihm mit, dass er aufgrund staatlicher Anordnung verpflichtet sei, "sich unverzüglich in Isolation zu begeben und das Gesundheitsamt über das positive Testergebnis zu informieren".

Für K. war das ein Schock und er hatte das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Nach insgesamt vier selbst durchgeführten Schnelltests am selben Tag und am nächsten Morgen mit negativen Ergebnissen war er sich sicher, dass das EcoCare-Ergebnis falsch ist. Doch zwischenzeitlich hatte ihn das Gesundheitsamt angerufen und eine 14-tägige Quarantäne verhängt. Der am nächsten Tag beim Hausarzt durchgeführte PCR-Test brachte aber ein negatives Ergebnis. "Einen Tag später hat mich das Gesundheitsamt aus der Quarantäne entlassen", freut sich K, der kein Einzelfall ist.

Methode und Qualität auf dem Prüfstand

Denn Probleme mit Schnelltests gibt es derzeit in vielen deutschen Städten. In Hamburg waren in den vergangenen Wochen bis zu 80 Prozent der positiven Schnelltests falsch. Wie das Robert-Koch-Institut (RKI) bestätigte, werden im Schnitt nur 50 bis 60 Prozent der positiven Schnelltestergebnisse im Labor durch die PCR-Methode bestätigt. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 40 bis 50 Prozent der Tests, die einen positiven Befund anzeigen, als falsch-positiv zu werten sind.

Grund dafür seien laut RKI vor allem Methode und Qualität der Schnelltests. Auch die Schnellteststationen spielen eine Rolle(wir berichteten). "Im Gesundheitsamt sind insgesamt 13 Beschwerden eingegangen, bei zwei Testzentren wurden einige Mängel festgestellt, die die Betreiber jedoch umgehend beseitigt haben", berichtet Lea Mosthaf, Pressesprecherin des Landkreises Heilbronn. Geschlossen werden musste im Landreis allerdings keine Teststation.


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Probleme auch vor Ort

In der Stadt Heilbronn stellten Mitarbeiter des Gesundheitsamts bei acht Stationen Mängel fest. "Es gab Hygieneprobleme, falsche Probeentnahmetechniken, falsche positive Ergebnisse und fehlerhafte Schnelltestbescheinigungen", schildert Claudia Küpper, Sprecherin der Stadt, die festgestellten Mängel. Eine Teststelle wurde geschlossen, die anderen hätten die Mängel nach einer Verwarnung beseitigt", so die Sprecherin. In Hohenlohe ermittelt die Polizei wegen Betrugs gegen einen Anbieter von Corona-Schnelltests.

Inzwischen hat der Gesetzgeber auf die Probleme und Mängel bei Schnellteststationen reagiert. Ab dem 20. Juli müssen Betreiber von Teststationen vorab einen Antrag beim Gesundheitsamt einreichen und einen Forderungskatalog erfüllen. Erst dann wird der Betrieb genehmigt.

Quarantäne aufgehoben

Armin K. kam trotz des falschen positiven Schnelltests glimpflich davon. Statt der zunächst angeordneten 14-tägigen Quarantäne, musste er nur drei Tage mit den einschneidenden Einschränkungen leben. Der Teststation und dem Gesundheitsamt macht er, was Test und Vorgehen betrifft, keinen Vorwurf. Er vermutet, "dass die Schnelltests nicht in Ordnung waren". Das Gesundheitsamt habe ihm gegenüber solche Andeutungen gemacht. Geärgert hat ihn aber, dass er weder von Lidl noch von EcoCare etwas gehört hat. "Ich habe beiden einen Brief geschrieben und keine Antwort bekommen. Es wäre schön gewesen, wenn man sich wenigstens entschuldigt hätte", betont der Heilbronner.

Zweifel werden wachsen
Die Zweifel an der Qualität von Corona-Schnelltests wachsen. In Deutschland werden immer mehr Menschen positiv getestet, die gar nicht infiziert sind. Laut RKI sind etwa 40 bis 50 Prozent der Schnelltests, die einen positiven Befund anzeigen, falsch. Auch im Stadt- und Landkreis Heilbronn tauchten in den vergangenen Tagen vermehrt falsche Ergebnisse auf. Laut RKI ist die Wahrscheinlichkeit eines falsch-positiven Testergebnisses höher, je niedriger die Inzidenz ist.

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