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HNV-Tarife steigen, Kunden sparen: Was der 49-Euro-Effekt für die Region bedeutet

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Vor allem steigende Energiepreise führt der Heilbronner-Hohenloher-Haller Nahverkehr (HNV) als Grund für eine außergewöhnlich drastische Tariferhöhung an. Um 6,9 Prozent steigen die Preise im Durchschnitt zum 1. Januar. Warum die meisten Stammkunden wahrscheinlich trotzdem bald weniger zahlen.

Stadtbahn in der Heilbronner Innenstadt: Das geplante 49-Euro-Ticket brächte eine deutliche Ersparnis für viele Pendler im Nahverkehr.
Stadtbahn in der Heilbronner Innenstadt: Das geplante 49-Euro-Ticket brächte eine deutliche Ersparnis für viele Pendler im Nahverkehr.  Foto: Veigel, Andreas

Die Nahverkehrstarife steigen in nicht gekanntem Ausmaß, und trotzdem werden die meisten Bahn- und Buspendler in der Region bald deutlich weniger zahlen? Die Erklärung für den paradoxen Befund heißt 49-Euro-Ticket.

Einzelheiten und Finanzierung bei 49-Euro-Ticket noch offen

Bund und Land haben sich grundsätzlich auf das auch als „Klimaticket“ titulierte Angebot geeinigt, Finanzierungsfragen sind noch offen. Wird es wie geplant eingeführt, haben Nutzer freie Fahrt im Nahverkehr für 49 Euro im Monat, und das bundesweit. Fast alle Abo-Tickets des HNV sind derzeit schon teurer als 49 Euro.

Unsere Grafik zeigt, wie viel Stammkunden monatlich sparen würden – exemplarisch dargestellt für das Fahrtziel Heilbronn und je nach Entfernung. Ein Pendler aus Eppingen spart 42,50 und damit fast die Hälfte. Selbst wer mit einem Ticket für die Zone A unterwegs ist, zahlt noch zwei Euro weniger und hat die bundesweite Gültigkeit obendrauf – immer vorausgesetzt, das 49-Euro-Ticket wird wie angekündigt umgesetzt.

Reguläre HNV-Tarife steigen ungewöhnlich stark

„Ob es wirklich zum 1. Januar kommt, ist offen“, hat HNV-Geschäftsführer Gerhard Gross Zweifel am Zeitplan, den Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) als Ziel ausgegeben hat. Sicher ist: Zum 1. Januar 2023 steigen die HNV-Tarife durch die Bank kräftig, auch wenn es je nach Ticket-Art Unterschiede gibt. Im Schnitt werden die Tarife um 6,9 Prozent angehoben, wie die Stimme exklusiv erfuhr. „Das war eine einmalige Situation“, gibt Gross.

Einblick in die Gespräche mit den Gesellschaftern, also der Stadt Heilbronn und den Landkreisen. Errechnet wurde demnach, dass die Preise eigentlich um mehr als elf Prozent steigen müssten, um die Kostensteigerungen auszugleichen. Für Diesel etwa müssten die Unternehmen 40 Prozent mehr hinlegen. Elf Prozent, da waren sich die Gesellschafter einig, ist den Kunden nicht zuzumuten.


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Stadt und Landkreise gehen in Vorleistung

Den Fehlbetrag zum jetzt beschlossenen Preissprung, etwa zwei Millionen Euro für das kommende Jahr, strecken Stadt und Kreise vor – aber nur zeitweise, im Grunde als zinsloses Darlehen. Genauer gesagt: Die Kommunen wollen ihr Geld irgendwann zurückhaben. „Wir schließen nicht aus, dass es unterjährig eine weitere Preisanpassung gibt“, kündigt Gross eine Überprüfung an.

Dass Tickets wesentlich teurer werden, bekommen ab 2023 vor allem Gelegenheitsnutzer mit Einzel- oder Mehrfahrtentickets zu spüren, die in Zehn-Cent-Schritten nach oben klettern. Die Stammkunden dürften über das 49-Euro-Ticket massiv entlastet werden – gelingt die Einführung allerdings erst im Frühjahr, müssen sie für einige Monate die gestiegenen Abopreise bezahlen.

 

 

Schüler profitieren so oder so

Danach, so der Plan des HNV, werden Bestandskunden für eine Übergangszeit für ihr formal teureres Abo nur 49 Euro abgebucht -– so wie es auch beim 9-Euro-Ticket der Fall war. Niemand müsse also jetzt überstürzt sein HNV-Abo kündigen, betont Gross. Eine besondere Situation ergibt sich für Jugendliche bis 21, Schüler und Auszubildende sogar bis 27. Sie können vom 1. März an unabhängig von der 49-Euro-Diskussion das beschlossene 365-Euro-Jahresticket nutzen.

Verbund bekommt Mindereinnahmen ersetzt

Für den Verkehrsverbund hat die Tariferhöhung aber auch dann Relevanz, wenn Stammkunden davon gar nichts bemerken. Die Preisliste ist die Grundlage, nach der die Erstattung der Mindereinnahmen durch den Bund erfolgt. So war es schon während der 9-Euro-Aktion im Sommer, durch die der HNV Einnahmeausfälle von 7,5 Millionen Euro hatte.

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