Vor dem Mord an der Mutter gab es Warnsignale
Im Prozess um den Mord an einer 50-Jährigen wird klar, dass der beschuldigte Sohn schon zuvor mehrmals ausrastete und kurz in der Psychiatrie war. Sein Bruder, der bei der Tat schwer verletzt wurde, beschreibt ihn als Monster mit zwei Gesichtern.
Es sind heftige emotionale Aussagen, die der 27-jährige Zeuge im Prozess um den Mord an seiner Mutter vor dem Landgericht macht. Als "Monster" bezeichnet er seinen Bruder, der die Mutter (50) am Ostersonntag mit 21 Stichen im heimischen Haus in Heilbronn getötet haben soll - und dann den 27-Jährigen mit Stichen in Rücken, Bauch und Beine schwer verletzte.
Es geht um eine Familientragödie, für die es zuvor Warnsignale gab. Als Mensch "mit zwei Gesichtern" beschreibt der Zeuge seinen Bruder, der nun "ein Fremder" für ihn geworden sei. Er kann nicht verstehen, warum sein Bruder die Mutter so brutal attackierte, die "immer für uns da war und ein großes Herz" hatte. Auf Mord und Mordversuch lautet die Anklage. Nur: Ob der geständige Beschuldigte (26) verurteilt werden kann oder als psychisch kranker Mann dauerhaft in eine Psychiatrie einzuweisen ist, soll der Prozess klären.
Düstere Vorahnung bei der Entschuldigung mit Handkuss
Am Dienstag schälte sich heraus, dass es in der Vergangenheit einige heftige Vorfälle gab. Der jüngere Bruder, ein Einzelgänger, der keinen Job fand, soll gegen Wände und Mülltonnen geschlagen, mit einer Gaspistole gegen die Decke im Haus geschossen haben. Der 27-jährige Zeuge berichtet von einem Tag, als sein Bruder offenbar mit einem Gürtel auf die Mutter eingeschlagen hat. Wochen vor der Tat soll er seinen Bruder am Hals gepackt und geschlagen haben. "Ich wollte Strafanzeige stellen", sagt der ältere Bruder - die Mutter habe ihn gebeten, es nicht zu tun.
Einige Zeit später soll der jüngere Bruder nach einem Streit ein Buttermesser geholt und damit auf eine verriegelte Glastür eingestochen haben. Die Polizei brachte ihn nach Weinsberg in die Psychiatrie. Kurz danach war er zurück. Weil die Mutter nach seiner Entschuldigung offenbar auf die Entlassung hingewirkt hatte, deutete der ältere Bruder an. Als sich sein Bruder auch bei ihm entschuldigte und seine Hand küsste, habe er gefühlt, sein Blick würde sagen: "Ich bring dich noch um".
"Meine Mutter ist auf jeden Fall mit schuld", sagt der 27-Jährige. Mehrfach war der Beschuldigte offenbar in Weinsberg. Kurze Zeit. Sein Bruder hätte eine langfristige Therapie gebraucht, so der Zeuge. Und die hätte man trotz Mutterliebe durchsetzen müssen. Sein Bruder habe auch "krasse Videos" über Foltermethoden angesehen und mal von einem Amoklauf geredet.
Nach Not-Operation ist der Bruder bis heute in psychologischer Behandlung
Am Tattag stach der Täter zuerst der Mutter vielfach in Bauch, Rücken und Hals. Als der ältere Bruder Schreie hörte und ins Wohnzimmer kam, sah er die leblose Frau. Von hinten habe er Stiche erhalten, dann in Bauch und Beine. Nach längerem Kampf konnte er dem Angreifer das Messer entreißen - und befahl seinem Bruder, abzuhauen. Nach einer Not-OP hat er heute noch Narbenschmerzen, ist krankgeschrieben, in psychologischer Behandlung.
Die Tatwaffe, ein Springmesser mit Klingenlänge 8,5 Zentimeter, hat der Beschuldigte kurz vor der Tat in einem Heilbronner Waffenladen gekauft. "Er hat rumgedruckst und war zu keinem Gespräch bereit", schilderte die Verkäuferin vor Gericht.

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