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Nach Brand: Asylbewerber wollen weiter zelten

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Heilbronn - Der Zustand ist am Freitag unverändert: Noch immer zelten vier ehemalige Bewohner des Asylbewerberheims in Ellhofen vor der Brandruine. Sie hatten eine alternative Unterkunft abgelehnt. Beim Landratsamt und der Polizei ist man ratlos.

Von Adrian Hoffmann

Auch am Freitag steht das Zelt noch neben der Brandruine.
Auch am Freitag steht das Zelt noch neben der Brandruine.
Heilbronn - Der Zustand ist am Freitagmorgen unverändert: Noch immer zelten vier ehemalige Bewohner des Asylbewerberheims in Ellhofen vor der Brandruine – sie hatten wie berichtet eine vom Landratsamt vermittelte Übergangsunterkunft in Bad Friedrichshall-Kochendorf abgelehnt. Dort sei es zu laut, war ihre Begründung.  Am Freitagmorgen wollten Behördenvertretern die Männer nochmals zum Einlenken bewegen. Vergeblich.

Beamte vom Polizeirevier Weinsberg, Ellhofens Bürgermeister und die Sozialdezernentin vom Landratsamt waren am Freitag um 8.30 Uhr vor Ort. Es sollte den Männern nach Angaben von Landratsamt-Sprecher Hubert Waldenberger noch ein letztes Mal erklärt werden, dass in Bad Friedrichshall-Kochendorf eine Unterkunft für sie bereitsteht. Und dass ihr Taschengeld in dieser Unterkunft ausgezahlt werde, und nicht in Ellhofen auf der grünen Wiese.

Im Heilbronner Landratsamt ist man nach wie vor ordentlich erstaunt über das Verhalten der Asylbewerber. „Wenn die Männer dort zelten wollen, sollen sie dort zelten“, sagt Landratsamt-Sprecher Hubert Waldenberger ratlos und auch etwas ärgerlich. „Wir machen jetzt erstmal nichts mehr. Wir können sie nicht in die zugewiesene Unterkunft zwingen.“
 

Vier ehemalige Bewohner des Asylheims lehnen eine Alternativ-Unterkunft in Bad Friedrichshall ab.
Vier ehemalige Bewohner des Asylheims lehnen eine Alternativ-Unterkunft in Bad Friedrichshall ab.
Die betroffenen Asylbewerber wollen kein Verständnis aufbringen. Sie sind sauer auf die Behörde und sind auch am Freitag noch der Meinung: Nach Kochendorf wollen sie auf keinen Fall gehen. Man habe ihnen zwar gesagt, sie sollten noch einmal darüber nachdenken – doch ihre Entscheidung scheint festzustehen. Sie wollen bleiben. Jedenfalls solange, bis ihnen vom Landratsamt eine andere Unterkunft angeboten wird.

„Wir haben nicht die große, freie Auswahl“, sagt Waldenberger dazu. Außerdem: In den bereitgestellten Wohnungen in Kochendorf wohnten schließlich auch andere Menschen.

Bahnstrecke

Das Asylbewerberheim in Kochendorf liegt direkt an der Bahnstrecke, es handelt sich um ein ehemaliges Bahnhofsgebäude. Pakistaner, Algerier und ein deutscher Hausmeister leben derzeit dort. Verwunderlich: Sie klagen nicht über ihre Unterbringung. Im Gegenteil, ein pakistanischer Bewohner äußert sich sehr zufrieden. Der Zuglärm störe ihn nicht.

Die vier Iraker, die sich nach einer ersten Besichtigung am Mittwoch von einem Mitarbeiter des Landratsamts zurück nach Ellhofen haben bringen lassen, geben das allerdings als Begründung für ihr Verhalten an. In diesem Gebäude könne man nachts nicht schlafen.

Wenn sie gewaltsam nach Kochendorf gebracht würden, würden sie sich etwas antun, behaupten sie einvernehmlich.
Es könne doch nicht so schwer sein, ihnen irgendwo ein Zimmer zu vermitteln, sie bräuchten auch nur eines, sagen sie. Hauptsache nicht Kochendorf. Sie würden auch ihr Taschengeld zusammenlegen, um es zu bezahlen.  „Wir wollen keine Probleme“, sagt Mahmoud Rikaut, 28. Er war es, der in der Brandnacht die anderen Bewohner gerettet hatte, indem er Alarm schlug.

 

 


 

Auch bei der Heilbronner Polizei ist man ratlos. „Ich weiß nicht, auf was die Männer hinauswollen“, sagt Sprecherin Yvonne Schmierer. Rechtlich habe die Polizei jedenfalls keine Handhabe, etwas zu tun.

Nach Angaben des Landratsamts habe man den Männern erklärt, dass sie doch zur Vernunft kommen sollten. Sonst müsse die Polizei zum Schluss vielleicht eingreifen. Spätestens dann, wenn die Brandruine abgerissen und das Gelände geräumt werden müsse.

Das große Zelt, in dem die Männer momentan leben, haben sie angeblich von Anwohnern geschenkt bekommen. Auch Decken und Schlafsäcke seien ihnen gebracht worden. Sie würden auch immer wieder gefragt, ob sie etwas brauchen.

Die anderen Bewohner des abgebrannten Asylheims wurden in anderen Orten im Landkreis untergebracht. Diejenigen, die nach Dürrenzimmern kamen, sollen am Donnerstagabend auch kurz wieder in Ellhofen gewesen sein. Sie hatten sich dann aber angeblich gegen eine Übernachtung im dortigen Zelt entschieden, weil es ihnen zu kalt gewesen sei.

Falls die Männer auch über das Wochenende in Ellhofen zelten, will man sich am Montag im Landratsamt erneut zusammensetzen, um über das weitere Vorgehen zu beratschlagen. Ellhofens Bürgermeister Wolfgang Rapp will gemeinsam mit dem Landratsamt ein weiteres Vorgehen koordinieren.
 

 

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