Nach Brand in Wohnheim: Kripo ermittelt
Ellhofen - Nach dem Brand in einer Unterkunft für Asylbewerber in Ellhofen laufen die Ermittlungen der Polizei weiter. Hinweise auf Fremdeinwirkung – also Brandstiftung – gibt es auch weiterhin keine. Acht Personen wurden verletzt.
Eine Unterkunft für Asylbewerber in Ellhofen ist in der Nacht auf Mittwoch bei einem schweren Brand vollständig zerstört worden. Die Bewohner konnten sich aus den Fenstern ins Freie retten. Mindestens sechs von ihnen erlitten Rauchgasvergiftungen. Über die Brandursache gibt es bislang keine Erkenntnisse.
Zumindest eines dazu teilt die Polizei bereits mit: Hinweise auf Fremdeinwirkung – also Brandstiftung – gebe es derzeit noch keine. Möglicherweise ist das Feuer im Bereich der Küche gleich neben dem Eingang ausgebrochen. Denkbar ist, dass vergessen wurde, den Herd auszuschalten. Bewohner hatten berichtet, von dorther sei der Qualm gekommen.
Beamte der Kriminalpolizei und des Staatsschutzes sind am Mittwochmorgen vor Ort und ermitteln.
Selbst in der Dunkelheit der Nacht waren die Rauchschwaden über dem Gewerbegebiet Abtsäcker von Weitem zu sehen. Großeinsatz der Feuerwehr. Der Brand muss gegen 1 Uhr ausgebrochen sein.
Alle geschlafen
„Wir haben alle geschlafen und plötzlich hat ein Mann geschrien: Feuer, Feuer“, sagt Jamal Eedo Jardo, 22-jähriger Iraker. Dieser Mann und ein weiterer Bewohner seien durch den Flur gerannt und hätten an den Türen geklopft – die Rettung der vielen Schlafenden, für die ohne diese beiden Männer möglicherweise jede Hilfe zu spät gekommen wäre.
„Das haben die gut gemacht“, sagt Jardo erleichtert über den glimpflichen Ausgang des Feuers. Er steht am Morgen nach dem Brand in Strümpfen vor der Gemeindehalle in Ellhofen, die kurzfristig zur Notunterkunft umfunktioniert worden war. „Ich habe keine Schuhe mehr“, sagt er.
Jardo berichtet, einzelne Bewohner hätten vor Eintreffen der Feuerwehr mit Wasser selbst noch versucht, zu löschen. „Aber da konnte man nichts machen.“
Hassan Walat aus Syrien ist traurig über den Verlust von Erinnerungsstücken. Auf seiner Kamera seien Fotos seiner Brüder gewesen, die in Syrien getötet worden seien. „Jetzt habe ich keine Fotos mehr von ihnen“, sagt er. Und außerdem: „Die ganzen Papiere, alle sind sie weg. Mein Pass. Das ist ein großes Problem für mich.“ Zudem sei ihre ganzes Bargeld verbrannt, berichten andere.
„Das alles ist sehr schlimm“, sagt auch Susanne Hennig vom Heilbronner Landratsamt. „Die Bewohner haben teilweise wirklich alles verloren.“
Übergangslösung
Das DRK stellt derzeit den Asylbewerbern Kleidung zur Verfügung, das Heilbronner Landratsamt bemüht sich auf die Schnelle nach einer neuen Unterkunft. Möglicherweise findet sich zunächst eine Übergangslösung, die Betroffenen sollen auf verschiedene Asylbewerber-Unterkünften in der Region aufgeteilt werden, und später eine langfristige. Eine Anmietung neuer Wohnungen steht im Raum.
In dem Wohnheim in Ellhofen sind eigentlich 33 Personen gemeldet, in der Brandnacht waren aber nur 17 anwesend. Die Verletzten von ihnen wurden sofort ins Krankenhaus gebracht. Ebenfalls leicht verletzt wurden zwei Feuerwehrleute.
"Als wir eingetroffen sind, stand das Gebäude bereits voll in Brand", sagt Kreisbrandmeister Uwe Vogel.
Die Hitze sei selbst in zehn Meter Entfernung noch so groß gewesen, dass ein Hinweisschild und ein Mülleimer geschmolzen sind, berichtet ein Feuerwehrmann.
Neben zehn Feuerwehrleuten aus Ellhofen waren die Feuerwehren Weinsberg, Lehrensteinsfeld und Obersulm vor Ort, mit insgesamt 84 Mann und 16 Fahrzeugen, darunter zwei Drehleitern. Auch Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (2. von links, Foto: Mugler) war im Einsatz.
Notbetten
Für die Bewohner der abgebrannten Unterkunft - vor allem Iraker, Iraner, Syrer, Türken - wurden auf die Schnelle in der Gemeindehalle Notbetten aufgestellt. Helfer vom DRK übernahmen die Betreuung.
"Die Situation ist nicht so ganz einfach gerade", sagt Ellhofens Bürgermeister Wolfgang Rapp, den die Feuerwehr über den Brand informierte und der in der Nacht sofort zum Ort des Geschehens geeilt kam.
100.000 Euro Schaden
Die Unterkunft für Asylbewerber gibt es bereits seit etwa 15 Jahren. Das Gebäude gehört der Gemeinde Ellhofen, das Landratsamt nutzt es für Asylbewerber. An der etwa 10 mal 30 Meter großen und eingeschössigen Holzbaracke entstand Totalschaden und somit ein Sachschaden von etwa 100.000 Euro.
Überall ragen verkohlte Balken in die Höhe, Qualm steigt in die Luft. Nur zwei Sitzbänke vor der Brandruine sehen verhältnismäßig wenig beeinträchtigt aus.
Die Ermittlungen zur Ursache des Brandes dauern nach Angaben der Polizei an.
Unterkunft für Asylbewerber brennt nieder - 20.09.12 auf einer größeren Karte anzeigen